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swedenrocklogoKaum waren die ganz großen Headliner bestätigt, lebt das Sweden Rock Festival mit einem ganzen Wurf nicht minder großartiger Acts nach, womit schon einmal das Grundgerüst eines erneut hervorragenden Billings steht. Mit 29 von insgesamt über 80 Bands ist ein Drittel bekannt gegeben worden, noch bevor die Tickets am 24.11. in den Umlauf kommen. Was erneut begeistert ist die enorme stilistische Bandbreite, die vom Classic Rock und Blues bis hin zu den derbsten Metalspielarten reicht und auch einige moderne Acts beinhaltet. Wer alles vom 06.-09. Juni 2018 in der Norje Bucht nach des südschwedischen Sölvesborg aufläuft, sowie einige Informationen über das Festival lest ihr unten.

Ganz oben steht natürlich mit JUDAS PRIEST ein Urgestein der Metalszene, Mitinitiator der NWOBHM und bis heute wohl die Band, die das Leder – und Nietenimage in die Szene brachte. Die Herren Tipton, Halford und Co. Sind alte Bekannte auf dem Festival, doch seien wir ehrlich, sie sind längst eine Legende und gehen zu jeder Zeit. Ganz klar, dass sie auch wieder einige Bikerhymnen sowie ein brandneues Studiowerk mitbringen werden. Zusammen mit OZZY OSBOURNE und IRON MAIDEN ist das Triumvirat des Achtzigermetal komplett. Und wer den Triumphzug 2015 der Hohepriester miterlebt hat, der weiß, welch gigantische Show ihn erwartet.
Und natürlich dürfen die Kronprinzen dieser Dekade nicht fehlen, denn mit HELLOWEEN schwang sich Mitte des Jahrzehnts eine Formation auf, diese Helden vom Thron zu stoßen. Zwar haben interne und geschäftliche Probleme den ganz großen Erfolg verhindert, am riesigen Einfluss der Deutschen ändert das nichts. Wie keine andere Band haben sie den Power Metal geprägt, ihr Melodieverständnis war ihrer Zeit voraus. Und auf den Sweden Rock werden sie mit ihrer „Pumpkins Untied“-Tour Station machen, bei der auch die früheren Mitglieder Kai Hansen und Michael Kiske wieder mit an Bord sind, und die derzeit ausverkauft ist.

Ebenfalls sehr groß in den Achtzigern waren PRETTY MAIDS, die mit “Red, Hot And Heavy” sowie “Future World“ zwei Klassikergeschaffen haben. Zwar backen die Dänen heute kleinere Brötchen, doch ihre Hits ziehen auf Festivals immer. Und vielleicht bringen sie ihr 87er Meisterwerk in kompletter Länge wie bei ein paar Dates im Herbst, als sie die Schnittstellen von Hard Rock und Heavy Metal definierten.
Am ehesten am deutschen Power Metal geschuldet sind NOCTURNAL RITES, die aber auch ein paar US-Einflüsse aufweisen. Nach acht Jahren haben sie sich kürzlich zurück gemeldet, der richtige Zeitpunkt, um auf dem größten Open Air ihrer Heimat aufzutreten. Ihre Landsleute BULLET sind auch schon seit über zehn Jahren im Geschäft, gehen aber ein wenig rustikaler zu Werke. Ihren an der NWOBHM gemahnte Mucke kreuzen sie gerne mit dreckigem Riff Rock.

Da gehen CIRCUS MAXIMUS doch entschieden subtiler zu Werke, der monumentale Bandname passt sich den progressiven Arrangements an. Im Frühjahr brachten die Norweger mit „Havoc In Oslo“ eine DVD heraus, auf der sie ihr letztes Album in ihrer Heimatstadt aufführen. Von der Scheibe wird es einige Kostproben beim Sweden Rock geben.
Musikalisch vielleicht nicht ganz so anspruchsvoll, aber dafür gesanglich über jeden Zweifel erhaben ist Tarja Turunen, die ehemalige NIGHTWISH-Frontfrau. Schon im letzten Jahr war sie im Rahmen des SWEDEN ROCK SYPMPHONIC PROJECT zu hören, nun kommt sie solo als TARJA wieder. Dabei wird sie Lieder aus ihrem gesamten Schaffen präsentieren.
Als weitere Exoten kommen THE 69 EYES daher, die dem pechschwarzen Gothic Rock frönen. Die Vampire von Helsinki sind nun schon seit 20 Jahren und mehr als zehn Alben unterwegs und verbreiten immer wieder diese typische finnische Melancholie.

Ebenso düster, wenn auch eine ganze Schippe heftiger geben sich die Schwarzheimer von PRIMORDIAL. Die Iren haben im Laufe der Jahre ihren eigenen, epischen Stil entwickelt, in welchem sie von den Heldensagen ihrer Heimat singen. Vor allem Sänger Alan Averill ist auf der Bühne ein Garant für ein wuchtiges Liveerlebnis, und vielleicht haben die Jungs bis dahin auch noch ein neues Album am Start.
Nicht weniger düster sind ROTTING CHRIST, die sich schon ganz früh im Death Metal herum trieben. Kaum eine andere Band hat stilistisch so viel ausprobiert wie die Griechen. Todesblei der richtig deftigen Sorte gibt es vom Brutal Death-Kommando SUFFOCATION. Auch wenn familiäre Verpflichtungen Frank Mullen und Terrance Hobbs zwingen karrieretechnisch kürzer zu treten, wenn sie auf der Bühne loslegen, bleibt nichts mehr heil.

Ein ebensolches Abrissunternehmen haben die Schweden auch zu bieten, F.K.Ü. sind sicher die schrägste Thrash Metalband des Landes. Nicht nur deswegen dürfen Thrashfans frohlocken, denn sich dem Ende zuneigenden Jahr kam keine große Band des Genres nach Sölvesborg. Den Umstand ändern dieses Mal KREATOR, die wie immer Wort gehalten haben, und erneut die Bretter unsicher machen, die Altenessener stehen für ungemeine Livepower und „totale Zerstörung“. Wie mächtig sie mittlerweile sind zeigt, dass ihr jüngstes Studiowerk „Gods Of Violence“ hierzulande auf Platz eins der Charts einstieg.

Auch eher aus der extremen Ecke kommen die Herren Iwers und Strömblad, doch ihre alte band IN FLAMES ist den Wurzeln entwachsen. Nun haben sie sich wieder zusammen getan und mit CYHRA ein eher modern ausgerichtetes Projekt an den Start gebracht, bei dem auch der saarländische Drumlegionär Alex Landenburg mitmischt. Ebenso modern ausgerichtet, wenn mittlerweile auch in den Neunzigern verhaftet sind PIST.ON. Nach längerer Auszeit kamen die New Yorker aus dem Umfeld von TYPE O NEGATIVE 2015 wieder zusammen, nun werden sie das Sweden Rock beehren.
Nicht ganz so modern wie bei seiner Hauptband gibt sich Corey Taylor in seinem Nebenprojekt, welches diesem Status schon längst entwachsen ist. Anders als der Iowa-Neuner frönt er mit STONE SOUR einer alternativen Metalvariante und kann sogar an die Erfolge mit seiner Stammband heran reichen. Erst im Sommer wurde das neueste Studioalbum „Hydrograd“ veröffentlicht, welches sich dann auch im Gepäck befindet. Ebenso zwischen Moderne und Tradition pendeln POP EVIL, die US-Amerikaner mischen Grunge und Heavy Rock zu einem erdigen Cocktail.

Ebenso erdig gehen die bisher bestätigten Vertreter in der Kernkompetenz Hard Rock zu Werke. Kaum jemand kam in den Siebzigern an den Recken aus Dunfermline vorbei, die reifen wie ein schottischer Whiskey. Auch wenn das Alter NAZARETH mittlerweile viele Musiker genommen hat, ist mit ihnen in verjüngter Form immer noch zu rechnen. Der Blues war bei ihnen ebenso ein Bestandteil wie bei DOC HOLLIDAY, welche den obligatorischen Part einer Southern Rockband übernehmen. Das gilt auch für den britischen Veteran MICK CLARK, der von KILLING FLOOR bekannt sein dürfte und mit seiner Formation dabei sein wird.
Doch auch die jüngeren wissen diesen Sound zu spielen, aus Schweden kommen LUGNET, die sich anschicken, ihren Version des Retro Rock unter die Leute zu bringen. Noch trockener biegen ihre Landsleute THE QUILL um die Ecke, die die Wüste ins Land der Elche transportieren. Am anderen Ufer der Brücke sind JUNKYARD DRIVE beheimatet, die mit ihrem Achtziger-Hard Rock der Redaktion keine Unbekannten sind. In die gleiche, sleazige Kerbe schlagen auch THE NEW ROSES aus Wiesbaden, die sich allmählich aus dem Vorbandstatus zu höheren Weihen verabschieden.

In den Achtzigern ganz groß war auch JOE LYNN TURNER, der ja bekanntermaßen auch ein großer Schweden-Fan ist. Mit RAINBOW und YNGWIE MALMSTEEN hat er in dem Jahrzehnt große Alben aufgenommen, von denen es in Sölvesborg bestimmt die eine oder andere Kostprobe gibt. Auch wenn er seinen Posten als Frontmann von DEEP PURPLE schnell wieder räumen musste, so öffnete ihm dieser endgültig die Tür für eine erfolgreiche Solokarriere.
Musikalisch noch tiefer in der großen Dekade des Metal verankert sind die Ladies von VIXEN. Ihr Debüt schlug damals massiv in der Szene ein und machte die Vier zum heißesten Newcomer, die damals an der Spitze der weiblichen Bands standen. Auch wenn ihr Zweitwerk „Rev It Up“ ebenbürtig war, konnte man sich nicht dauerhaft etablieren, viele Reunions verliefen schnell wieder im Sand. So auch beinahe die aktuelle, als Gitarristin Jan Kuehnemund vor zwei Jahren viel zu früh von uns ging. Doch die drei übrigen Urmitglieder machten in ihrem Namen weiter und machen nun im nächsten Juni einen Abstecher nach Schweden.

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Wer ebenfalls eine Reise dorthin plant, was sich bei dem Billing fast schon aufdrängt, der wird auch andere Annehmlichkeiten vorfinden. So ist die Infrastruktur auf dem Gelände eine der durchdachtesten und kann durch die dauerhafte Location weiter verbessert werden. Die Campingplätze befinden sich rund um das Gelände herum und sind teilweise in eigene für Wohnwagen und Motorräder unterteilt. Dadurch und auch aufgrund des getrennten Parkens ist alles sehr nah, so dass weite Wege, wie man sie von anderen Events der Größenordnung kennt, nicht zurück gelegt werden müssen.
Dazu kommt, dass durch den Ausbau der E 22 der Durchgangsverkehr der wichtigen südschwedischen Tangente mittlerweile komplett am Gelände vorbei geht. Damit sind die Tage von Anreisestaus und vielem gefährlichen Verkehr rund um das Gelände passe. Die Veranstalter tun alles Mögliche, um den Komfort so hoch zu halten, wie nur möglich. Mittlerweile gibt es fast ausschließlich Spültoiletten auf dem Gelände und den Campingplätzen, das in ausreichender Zahl. Trinkwasser kann man ebenfalls kostenlos zapfen, womit eine weitere Versorgungslücke geschlossen wurde.
Nur sollte man sich beeilen, wenn am nächsten Freitag die Vorverkaufsschalter öffnen, denn allzu lange wird das Kontingent der 35.000 Tickets nicht reichen. (Pfälzer)

 

 

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