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Das nunmehr dritte FTC eröffnete als eines der ersten größeren Festivals die Tore und rief die Anhänger knüppeliger untrendiger Musik nach Torgau in Nordsachsen. Drei Tage lang wurden auf einem alten Truppenübungsplatz der NVA (mutmaße ich mal) unschuldige Instrumente von insgesamt 30 Bands aus der internationalen Death/Grind/Crust-Szene maltretiert, während nebenan ca. 4000 Maniacs auf einer (zu der Zeit glücklicherweise stillgelegten) Motorcrossbahn zelten konnten. Über das Umfeld konnte man nicht groß meckern, wenn man sich einmal an die ziemlich trostlose ostdeutsche Landschaft gewöhnt hatte. Es gab ein Tag und Nacht geöffnetes Partyzelt mit Biergartenatmosphäre, und einige wenige, dafür gute und preiswerte Fressbuden verhinderten qualvolle Hungertode. Der größte Kritikpunkt war sicherlich, dass pro Nase nur eine Palette Bier mitgebracht werden durfte – für den Durchschnittsmetaller in drei Tagen verschwindend wenig (zumal das vor Ort ausgeschenkte Torgauer Bräu ziemlich ekelig schmeckte), was so manche unbescholtenen Headbanger zu ausgefuchsten Schmuggelaktionen trieb.

Nun aber zur Musik: das erste Highlight setzten die Holländer Inhume mit ihrem von zwei Sängern vorgetragenen Grind-Death Metal. Weitherhin fielen am ersten Tag auf die Bremer Dew-Scented, die mit ihrem deathigen Thrash erstmals etwas Abwechselung ins Billing brachten sowie die Berliner Orth mit ihrem Frank Zappa-Cover "Bobby Brown"(!). Der erste Co-Headliner am Donnerstag waren die Amis Fleshgrind (der Name dürfte Fragen über ihren Musikstil klären), deren Shouter während des Gigs mehr Zeit in der Moshpit als auf der Bühne verbrachte. Daumen hoch! Der Höhepunkt war dann der erste Auftritt auf deutschem Boden (der zweite überhaupt!) der schwedischen Grinder Nasum. Auch wenn deren Songs auf die Dauer nicht gerade vor Abwechselung strotzten, dürften ihre Instrumentenbeherrschung viele Hobby-Musiker dazu getrieben haben, ihre Instrumente in die Ecke zu pfeffern. Einfach krass!

Am zweiten Tag sollten die starken Auftritte der deutschen Anasarca und Viuh Drakh nicht unerwähnt bleiben, bevor einer der Festival-Höhepunkte überhaupt kommen sollte: die Schweden Gehennah gaben ihr Deutschland-Debüt! Im Stile von Motörhead rockten Mr. Violence, Stringburner, Hellcop und Ronnie Ripper ihren Stiefel vor der begeisterten Masse runter (und soffen anschließend einige Festival-Besucher regelrecht unter den Tisch...) Kult! Mit den etwas enttäuschenden Sinister und den souveränen Monstrosity endete der Freitag.

Der Samstag bot – zur Abwechslung – wieder einmal hauptsächlich Knüppeldeath im Überfluss. Hängen blieben vor allem der krasse Disharmonizer der Holländer Last Days Of Humanity, die peinlichen Asi-Ansagen der norddeutschen Bonehouse ("ein Arsch erschien mir am Horizont..." – Daumen runter !) und Purgatory aus Brandenburg. Der Höhepunkt für mich war der Co-Headliner Amon Amarth. Die Schweden bewiesen, dass sich Death Metal und Songwriting nicht zwangsläufig ausschließen müssen. Pünktlich zum Auftritt der Wikinger setzte eine kräftige Briese ein ("this is the wind of Thor!") und am Horizont zuckten erste Blitze. Durch den anschließenden Wolkenbruch verzögerte sich der Auftritt der Festival-Headliner Dying Fetus etwas, die dann aber doch noch mit ihrem technisch perfekten Death Metal den würdigen Abschluss eines insgesamt höchst gelungenen Festivals boten. (Kai)

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