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Dirtbag Republic DowtownEastside CoverDIRTBAG REPUBLIC, das sind Sandy Hazard (Gesang/Schlagzeug), Mick Wood (Lead-Gitarre), Andrew Cairns (Rhythmus-Gitarre) und Kyle Richardson (Bass) aus Vancouver, Kanada. Mit „Downtown Eastside“ legten die vier nach ihrem Debüt im Jahr 2015 Anfang April ihr nunmehr zweites Studioalbum vor. Dieses wurde von der Band selbst produziert, von Stu McKillop bei Rain City Recorders abgemischt und im Chartbusters Studio in Espoo, Finnland von Svante Forsback gemastert. Dies dürfte einen ersten Hinweis auf das geben, was einen hier erwartet. So zeichnete sich Forsback in der Vergangenheit unter anderem verantwortlich für Alben von VOLBEAT, den BACKYARD BABIES und MICHAEL MONROE.

Die passendste Assoziation, die mir zu DIRTBAG REPUBLIC gleich beim ersten Hördurchlauf einfiel, war dann auch "THE BONES meets MICHAEL MONROE", Punk’n’Roll meets Glam Rock. Die Stimme von Sandy Hazard erinnert nämlich zum einen an die whiskeygeschwängerte Rotzigkeit eines Beef Bonanza, zum anderen strahlt sie jedoch gleichzeitig den Glam-Faktor eines Michael Monroe aus. Letzterer kommt vor allem im zweiten Teil der Platte zum Tragen. Eine sehr interessante und gut funktionierende Mischung, die sich auch bei den Instrumenten wiederfindet. Ganz so falsch verstanden dürfte ich die Band damit nicht verstanden haben, denn die vier Musiker bezeichnen ihren Style selbst als „Glunk Rock n Roll“.

Wer ein bisschen vertraut mit Vancouver ist, weiß, dass es sich bei „Downtown Eastside“ um einen berühmt berüchtigten sozialen Brennpunkt handelt, der von Prostitution, Drogen, Armut und Wohnungslosigkeit geprägt ist. Überregional traurige Bekanntheit erlangte die Gegend als der Schweinefarmer Robert Pickton zwischen 1995 und seiner Verhaftung im Jahr 2002 mehr als 49 Frauen, meist vom dortigen Straßenstrich aufgegriffen, ermordete und auf seiner Farm in Port Coquitlam zerkleinert an seine Schweine verfütterte.

Nicht erstaunlich also, dass sich einige der Songs auf „Downtown Eastside“ mit den genannten gesellschaftlichen Problemen im Stadtteil auseinandersetzen, in dem Sandy Hazard aufwuchs. Bei dem Cover handelt es sich um ein Original-Bild aus einem Photo Essay des Fotografen Kevin Demers über die Gegend, welches für das Album-Cover anonymisiert wurde. Ziel war es die Trostlosigkeit dieses Ortes, die auch in den Liedern thematisiert wird, zu transportieren. („Oh, nothing really changes, going on for 30 years. Lost souls seeking numbness in a polluted river of tears“). Meines Erachtens ist dies auch sehr gut gelungen, so hatte ich den ein oder anderen Gänsehaut-Moment, insbesondere bei „Junkie Girl“, aber auch bei „Homeless“. Dabei gefällt mir insbesondere wie die Band mit Andeutungen, Bildern und Metaphern arbeitet und viel Interpretationsarbeit den Zuhörenden überlässt, ihnen quasi das eigene Denken nicht abnimmt. ("Destination East Hastings St., where noone wants to be, where everything is not alright") Nicht immer machen sich Songwriter diese Mühe. Wer dies wertschätzen kann, wird hier seine echte Freude haben. Das Album thematisiert jedoch auch andere Themen wie Liebe, gescheiterte Beziehungen, verletzte Gefühle – die Klassiker eben.

Die guten Kritiken, die die Band bereits mit ihrem Debüt (s/t) einfahren konnte, dürfte sie mit dem Zweitwerk meines Erachtens noch toppen. Bei „Downtown Eastside“ handelt es sich um zehn energiegeladene und ohrwurmverdächtige Punk’n’Roll Hits mit Glam-Faktor. Wer damit etwas anfangen kann, sollte unbedingt mal rein hören. (Manu)


Bewertung:

Manu8,5 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 36:12 min
Label: Spawner Records
Veröffentlichungstermin: 07.04.2017

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