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sinner tequliasuicideSeine nach ihm benannte Band war für Mat Sinner der Einstieg ins harte Musikbusiness, doch heute liegt sein Fokus eher bei anderen Projekten. Als Hauptband hat sich mittlerweile PRIMAL FEAR etabliert, während VOODOO CIRCLE nach dem Ausstieg von David Readman auf Eis liegen. Auch sonst ist der Mann vielbeschäftigt, vor allem als musikalischer Kopf hinter dem "Rock Meets Classic"-Projekt, mit dem er jährlich tourt, und auch als Produzent und Studiomusiker. Doch hin und wieder treibt es ihn zu seiner alten Liebe, so wie jetzt, wenn es nach mehr als fünf Jahren wieder neues Material eingespielt hat. Kann sich "Tequlia Suicide" heute noch behaupten oder ist es ein reines Spaßprojekt?

Spaß vermittelt schon mal der toll nach vorne treibende Opener, der mit einer dezent punkigen Attitüde überrascht, doch "Go Down Fighting" bildet eher die Ausnahme auf dem Album. Denn schon beim folgenden Titeltrack suchen die Gitarren ihr Heil eher in Leadmelodien als in krachenden Akkorden, auch wenn die Räudigkeit des Auftakts noch ein wenig durchschimmert. Dabei hat sich die Saitenzahl der Band wieder etwas reduziert, nachdem Christoph Leim und Alex Beyrodt draußen sind und Tom Naumann wieder an Bord ist. Doch keine Angst, die beiden machen im guten, druckvollen Mix von Dennis Ward, der gemeinsam mit Mat Sinner produziert hat, immer noch mächtig Alarm.

Aber eben eher als Melodielieferant, dazu beweisen die beiden, dass sie auch die Twin Leads sehr gut beherrschen. Da kommt einem ganz unweigerlich der Name THIN LIZZY in den Sinn, der schon beim Vorgänger deutlich über den Kompositionen schwebte. Und "Tequlia Suicide" lässt die Legende schon das ein oder andere Mal anklingen, kein Wunder, unterstützt doch Ricky Warwick von deren Nachfolgecombo BLACK STAR RIDERS die Deutschen in dem Lied. Analog zu deren aktuellen Album sind es auch eher die Gesangsmelodien, die an Phil Lynott erinnern und nicht nur die charakteristischen Gitarrenfills, die den Bogen schlagen, dazu kommt die auf "Heavy Fire" anklingende rotzige Note.

Das gilt vor allem für "Road To Hell", welches recht metallisch beginnt, doch in der Strophe klare Bezüge zur dünnen Lizzy ausweist. Eine Achtziger-Schlagseite lässt sich ebenfalls nicht verleugnen, das gilt auch für "Dragons" das mit dickem Bass und rhythmischen Drums nach vorne pumpt. Auch die fein eingewobenen Orgeltöne lassen aufhorchen und machen die Nummer zu einer der interessantesten der Scheibe. In die Kerbe schlägt auch "Battle Hill", welches durchaus von ihren alte Kollegen RUNNING WILD stammen könnte, die Powerchords sind geradezu typisch. Doch wer genau hinhört erkennt auch die gemeinsame Inspiration, womit wir wieder bei den Iren wären, die keltische Note tut ihr Übriges.

Wenn es eine Schwäche auf "Tequila Suicide" gibt, dann dass das Erbe der Siebziger-Helden zu sehr durchscheint. Fast scheint es, dass die Zusammenarbeit mit Warwick und der Eindruck von dessen letztem Output Spuren hinterlassen hat, obwohl es auch noch andere Gäste im Studio (Gus G., Magnus Karlsson, etc.) gab. Im wuchtigen und kraftvollen "Why" haben nicht nur die Twinleads Hochkonjunktur, sie Axtmänner zaubern auch ein starkes Solo aus dem Ärmel. Der Groove des hymnischen "Gypsy Rebels" ist so ganz typisch für die Vorbilder und auch im Wechselspiel zwischen schwerer Strophe und treibendem Refrain von "Loud & Clear" hört man sie heraus.

Bei den ruhigeren Stücken geht es so weiter, vor allem im "Sinner Blues" lehnt sich die Band für ihre Verhältnisse weit aus dem Fenster. Wie der Titel unschwer erraten lässt, flirten SINNER mit dem Blues und bringen ein paar schöne Piano-Noten mit ein. Doch den Schatten der Vorbilder bekommen sie dabei nicht beiseite geschoben, vieles klingt mehr danach als nach der eigenen Vergangenheit, so auch im abschließenden Singer/Songwriter-mäßigen "Dying On A Broken Heart".
Das liegt auch am erdigen Soundgewand, welches ein wenig mehr Tiefe vermittelt, nicht so knallig daher kommt wie in den Achtzigern und weniger hart als in den Neunzigern. Auf "Tequila Suicide" trifft die alte Phrase "Besser gut geklaut als schlecht neu erfunden" voll zu, so abgedroschen die auch sein mag. Denn die Songs stimmen, das Ding rockt schön und macht richtig Spaß, voraus gesetzt man kann die Umstände ausklammern. Und um Spaß dreht es sich ausschließlich bei dem guten Mat, wenn er die Truppe mal wieder reaktiviert. (Pfälzer)


Bewertung:

Pfaelzer7,0 7 / 10


Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 39:38 min
Label: AFM Records
Veröffentlichungstermin: 31.03.2017

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