Dissection - Maha Kali

DISSECTION waren Mitte der 90er, da dürfte wohl kaum jemand widersprechen, mit Sicherheit die Band schlechthin im extrem-metallischen Krachsektor: zwei herausragende Alben, davon mit "Storm Of The Light's Bane" ein amtlich anerkannter Klassiker, häufige und überzeugende Touren und Festival-Auftritte, dazu steigerte das am Horizont auftauchende angekündigte dritte Album die Vorfreude in unermäßliche Höhen – die Zukunft hätte DISSECTION gehören können...

Wenn da nicht diese immer noch ziemlich undurchsichtigen Ereignisse im Jahre 1997 gewesen wären, die mit einem Toten und einer langjährigen Haftstrafe für Mastermind Jon Nödtveidt endeten. Die Band zerbrach, und aus der DISSECTION wurde ein Mythos – meist aus musikalischer Hochachtung, manchmal aber auch von geistig minderbemittelten Spinnern, die die Ermordung eines Menschen als satanische Großtat verklären.

Als sich 2004 die Haft von Nödtveidt dem Ende zuneigte, geisterten vermehrt Nachrichten über die mögliche Widerbelebung der Band durch die Szene, die sich schnell als wahr herausstellten. Obwohl eine zunächst angedachte Zusammenarbeit mit dem ebenfalls wegen Mordes sitzenden ehemaligen Emperor-Drummer Bard 'Faust' Eithun schnell scheiterte, hatte Nödtveidt schließlich ein völlig neues Line-Up um sich versammelt, und neben einer groß angelegten Comeback-Tour wurde auch eine erste Single angekündigt. Das erste Studio-Output der Band seit über sieben Jahren – könnte es da eine andere Reaktion von DISSECTION-Fans geben als Freudenschreie?

Wohl eher weniger, die Schreie dürften nach dem ersten Anhören wohl mehr aus Schmerzen resultieren. "Maha Kali", so der Name des Zwei-Trackers wie auch des einzig neuen Songs, entpuppt sich schnell als mittelschwere Enttäuschung. Das fängt bereits beim Sound an: wo "Storm Of The Light's Bane" mit seiner perfekten frostig-kalten Produktion noch für neue Maßstäbe sorgte, bleibt man bei dieser Single einigermaßen ratlos mit dem Gefühl zurück, dass heutzutage eigentlich jede Demo-Band im Proberaum einen besseren Gitarrensound hinbekommen dürfte, als diese Pampe. Dass die Songs noch von Nödtveidt im Knast aufgenommen wurden, ist keine Entschuldigung, bei diesem Resultat müsste man sich eigentlich leichtfüßig für die Handlungsalternative des Nicht-Veröffentlichens entscheiden. Besonders deutlich wird das beim "B-Seiten"-Song, einer neu eingespielten Version des "Storm..."-Klassikers "Unhallowed", der zwar orginalgetreu umgesetzt wurde, aber aufgrund der soundbedingt fehlenden Atmosphäre zu keiner Zeit an die Ursprungsversion ranreicht.

Nun aber zum Song "Maha Kali" an sich: ein Midtempo-Stampfer, der sich thematisch im Zuge der anti-kosmisch-satanischen Weltanschauung Nödtveidts mit einer alten indischen Kriegsgöttin befasst. Nun hatten DISSECTION schon früher, besonders auf dem Debüt "The Somberlain", schon häufiger langsamere Songs, wie "In The Cold Winds Of Nowhere"– "Where Dead Angels Lie" lass ich mal ganz außen vor –, aber keiner baute auf einem solch unspektakulärem Grundriff auf wie "Maha Kali", und keiner war auch nur annähernd so unabwechslungsreich. Ab und an erklingen zwar recht wohlgefällige Gitarrenharmonien, die an ganz alte IN FLAMES erinnern, und nach mehrmaligem Hören würd ich den Song auch nicht mehr meinem ersten Eindruck folgend als Totalausfall bezeichnen, aber ein Highlight ist definitiv etwas ganz anderes. Wenn schon der Einsatz eines indisch-anmutenden Frauengesangs den Höhepunkt eines DISSECTION-Stücks bildet, dürfte das eigentlich alles aussagen...

Lange Rede, kurzer Sinn: mit "Maha Kali" ist DISSECTION alles andere als ein erhofft glanzvolles CD-Comeback gelungen, dazu ist der Song zu unspektakulär und der Sound schlichtweg eine Zumutung. Da aber die neue Mannschaft um Jon Nödtveidt zumindest live angeblich durchaus zu überzeugen wusste, geb ich die Hoffnung noch nicht ganz auf und warte auf das für Mitte/Ende 2005 angekündigte Album. Das muss dann aber sehr viel mehr bieten als diese Single, und zumindest was den Sound betrifft, bin ich da relativ optimistisch. Wenn aber "Maha Kali" sich wirklich als repräsentativ für die neue musikalische Marschrichtung erweisen sollte, darf man wohl ernsthaft an der Sinnhaftigkeit der Wiederbelebung DISSECTIONS zweifeln. Noch ist es natürlich nicht so weit, und man sollte sich mit dem Abgesang einer eigentlich eh schon totgewesenen Band zurückhalten – aber mit "Maha Kali" ist, zumindest bei mir, die Freude über dieses Comeback auf jeden Fall ein wenig der Ernüchterung gewichen. (Kai)

Bewertung: -- / 10



Anzahl der Songs: 2
Spielzeit: 10:06 min
Label: Escapi Music
Kategorie: CD-Reviews