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"Melodic Rock"-Alben gibt es gerade in der letzten Zeit wieder wie Sand am Meer - qualitativ Hochwertiges ist in dem oft als Massenware anmutenden Brei leider eher rar gesät. Da schicken sich die Schweden ECLIPSE an, nach ihrem 2001er Debüt nun ein zweites Album auf den Markt zu werfen und das Niveau des Genres ein wenig höher zu legen.
Richtig geklotzt wird bereits beim Titel: "Second To None" - keinem will man sich also geschlagen geben...

Dass die Musiker um Sänger/Gitarrist Eric Martensson und Gitarrist Magnus Henriksson ihr Handwerk verstehen, haben sie alle bereits mehrfach als Live- & Studiomusiker für diverse andere schwedische Künstler unter Beweis gestellt.
Komplettiert wird der Vierer durch Drummer Magnus Ulfstedt und Bassist Fredrik Folkare. Der Keyboarder-Posten ist nicht fest besetzt und wird derzeit von Mats Olausson ausgefüllt, der sich bei Malmsteen einen Namen gemacht hat und just zur gleichen Zeit wie mit ECLIPSE auch bei EVIL MASQUERADE in die Tasten gegriffen hat.

Mit "Always Standing" gelingt den Jungs ein erstklassiger und unerwartet knalliger Einstieg in das Album - das Riffing hat erstmal recht wenig mit "Melodic" zu tun. Dafür hat der Refrain - nicht zuletzt wegen der eingängigen klaren Stimme - Ohrwurmcharakter.
Mit "All I Do" rocken ECLIPSE akzeptabel weiter - lediglich in den ruhigen Gesangspassagen schleicht sich der ein oder andere stimmliche Wackler ein, ansonsten eine makellose "Standard"-Nummer aus dem melodischen Genre.
Ein wenig an JOURNEY erinnert der Titeltrack "Second To None" - einer der stärksten und eingängigsten Tracks auf dem Album - erstklassige Gesangsleistung und eine klasse Komposition.
Ein paar Klicks härter geht "Street Of Gold" durch die Boxen - ein weiteres Mal eine astreine Nummer - leider kann das nachfolgende "I'll Ask For You" dieses Niveau nicht halten - eigentlich eine ganz nette und sehr ruhige Nummer - aber Eriks Stimme wirkt hier doch etwas sehr dünn.
"Nothing Between Us" kommt zwar recht rockig daher, aber dafür fehlt hier leider das Charisma der durchdachteren Tracks wie "Street Of Gold" - das kann auch das rasante Gitarrensolo und der intensive Keyboardeinsatz im Mittelteil nicht vollständig wettmachen.
"Road To Forever" zeigt im Anschluss wieder, dass die Jungs es durchaus drauf haben - akzeptables Tempo, melodisch, gelungen.
Wieder schneller macht sich "Body And Soul" auf die Socken - und beweist, dass ECLIPSE auch schnellere Tracks ganz ordentlich zu Werke bringen können - insbesondere die Instrumentalparts wissen zu gefallen.
"Light Of Day" hat den Charakter einer Power-Ballade - teils extrem ruhig und fast a capella, teils aber auch von einem fetten Riff unterlegt - aber insgesamt leider etwas langatmig und eintönig.
Für den Schluss haben sich ECLIPSE den längsten ("Season Of Life") und den kürzesten ("Better World") aufgehoben - ersterer ist wieder einer von den Vorzeigenummern der Band und rockt ganz amtlich - letzterer bedient sich einer Akustikgitarre und ist entsprechend sanft angelegt - und kann sich durchaus als würdigen Schlusspunkt des Albums hören lassen.

Der durchschnittliche ECLIPSE-Song ist gerade dreieinhalb Minuten lang, so dass bei elf Tracks die Spielzeit mit knapp 40 Minuten ein wenig geizig ausfällt.
Wären ECLIPSE beim Skispringen, wo immer die beste und die schlechteste Punktwertung gestrichen werden - also hier die härtesten und seichtesten Nummern - die Jungs würden problemlos in der ersten Liga mitspielen. Melodische Midtempo-Nummern hauen sie raus wie kaum eine zweite Band - und das vor allem ohne sich irgendwie zu wiederholen oder abgekupfert zu klingen. Verlassen sie aber ihre eingefahrene Spur ein wenig nach oben oder unten - besteht noch ein wenig Nachbesserungsbedarf.
Aber "Second To None" ist zweifelsfrei eine klare Empfehlung, somit:

Anspieltipps: "Second To None", "Street Of Gold", "Body And Soul" (Naglagor)

Bewertung: 8,0 / 10



Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 40:30 min
Label: Frontiers Music
Veröffentlichungstermin: 05.04.2004
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