Steelheart - Through The World Of Stardust

steelheart throughtheworldofstardustDas typische Schicksal der zu spät gekommenen: Das Debüt konnte 1990 noch ein paar Hits abwerfen, doch schon „Tangled In Rains“ zwei Jahre später ging in den Grungewirren unter. Ein schwerer Bühnenunfall von Sänger Miljenko „Mike „ Matijevic besiegelte das vorläufige Aus endgültig. Doch der Mann kämpfte sich zurück und brachte mit komplett neuformierter Mannschafft 1996 „Wait“ an den Start. Die Anerkennung konnten STEELHEART erst später ernten, als sie sich schon wieder aufgelöst hatten. Einige Tracks davon landeten auf dem Soundtrack von „Rockstar“ mit Jennifer Aniston. vor allem wegen der sehr hohen Stimme des Frontmannes. Davon ließ er sich weiter antreiben, holte Originalgitarrist Chris Isola zurück, veröffentlichte mit ihm 2008 das allerdings sehr schwache „Good 2 B Alive“. Weitere neun Jahre danach will er mit „Through The World Of Stardust“ wieder etwas gutmachen.

Direkt zum Einstieg lässt Matijevic sein Ausnahmeorgan gleich mal mächtig jubilieren, wohl um zu zeigen, dass er nichts verlernt hat. Die schrägen Riffs und die hart angeschlagenen Becken sprechen dann eher die Sprache seines deutlich moderneren Vorgängers. Doch wenn die Truppe dann erstmal das Tempo heraus nimmt, schält sich eine gewisse LED ZEPPELIN-Herangehensweise in zeitgemäßem Gewand heraus. Damit knüpft er genau dort an, wo er schon mit „Wait“ anfing, sich nämlich genau an der Zeit zu orientieren, in der der Hard Rock sich wieder seinen Wurzeln der Siebziger und dem Blues zuwandte und daraus eben Grunge entstand. Aus jener Ära gibt es nicht viele Aufnahmen, höchstens MOTHER LOVE BONE seien da genannt. Das lag aber auch daran, dass viele Bands wie ALICE IN CHAINS in dem damaligen Status noch keinen Plattenvertrag hatten.

Jene Seattle-legende ist es auch, die in Songs wie „Come Inside“ oder „My Word“ Pate stand. Bei ersterem geht der ohnehin schon präsente Bass noch tiefer und prägt die Nummer im ryhthmischen Bereich, während die Gitarren im Chorus sehr modern flirren. Die andere Nummer klingt mit seinen schweren Staccatos fast noch stärker nach den etwaigen Vorbildern, auch der weite Refrain könnte von ihnen stammen. Diese gelingen wieder eindeutig besser als auf dem arg drögen Vorgänger, man findet genau die Balance zwischen knalligem Rock und zeitgemäßer Attitüde.
Davon profitiert vor allem das atmosphärische „My Freedom“, das sich auch ins Ohr zu setzen vermag. Nicht nur hier experimentieren STEELHEART mit Streichern, die besonders bei dem Song gut funktionieren. Die einprägsamste Melodie ist allerdings in „My Dirty Girl“ auszumachen, das auch am ehesten an die frühen Alben angelehnt ist. Mehrstimmige Shouts sowie hymnenhafter Refrain auf atmosphärische, dezent bluesige Strophe sind schon die Formel, die seinerzeit gerne zitiert wurde.

Balladen waren seinerzeit ebenso das große Ding, und „Through The World Of Stardust“ liefert vielleicht ein paar zu viel davon. Dabei machte vor allem die Powerballade „You Got Me Twisted“ eine gute Figur, weil hier erneut eine passable Hymne gelingt und man mit dem ganz sanften Mittelteil einen kleinen Schlenker einbaut. In jene ganz ruhige Richtung tendieren auch das ebenfalls mit Streichern garnierte „With Love We Live Again“ sowie das eher als Hinausbegleiten gedachte „I´m So In Love With You“. Wohingegen die Pianoballade „Lips Of Rain“ mit reichlich Pathos und ebensolchem Solo daher kommt. Insgesamt wieder ein Schritt in die richtige Richtung, wenn die Scheibe auch stilistisch fast dreißig Jahre zu spät kommt. (Pfälzer)

 

Bewertung:

Pfaelzer7,0 7 / 10


Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 40:48 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 15.09.2017

Kategorie: CD-Reviews