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nothingbutthieves brokenmachineGetreu dem Motto, dass jeder eine zweite Chance verdient, widme ich mich heute erneut der britischen Alternative Band NOTHING BUT THIEVES, die mit ihrem Debütalbum (2015/2016) in ihrer Heimat nicht ganz unerfolgreich waren, was ich damals nicht so ganz verstehen konnte, denn „Nothing But Thieves“ war einfach kein besonders gutes Album: Solide Ansätze, insgesamt aber zerfahren, aufgebläht und ohne roten Faden auskommend, eine 6er Wertung war damals eher wohlwollend als knüppelhart gemeint.

Nun also der zweite Versuch mit der Band aus Southend-On-Sea, die nach wie vor typisch britisch klingen, grob und gerne irgendwo zwischen PLACEBO, MUSE, SNOW PATROL und DEPECHE MODE, um mal die Bands zu nennen, die richtig erfolgreich sind.
Das ist soweit dann auch eine der guten Nachrichten, was die Band betrifft, die Jungs machen nicht einfach nur beliebigen Brit-Pop, sondern versuchen sich künstlerisch wertvoll zu präsentieren. Das funktioniert dann auf dem zweiten Album auch schon um einiges besser als auf dem Debüt, erstens weil die Band in Sachen Quantität zurückrudert und auf der regulären Variante des Albums nur noch 11 statt 16 Songs anbietet, damit hat man fast logisch weniger „Füllersongs“ dabei und zweitens weil die Songs insgesamt zielstrebiger ausfallen und die Unterscheidbarkeit der Einzelteile des Albums besser gelingt.

Das merkt man bereits bei den ersten fünf Songs des Albums, die ich als Einblick in den Langspieler auch gerne einzeln vorstellen möchte. Der Opener „I Was Just A Kid“ gefällt sogleich mit ansprechendem, gut nach vorne gehenden Alternative Rock, bereits hier fällt der basslastige Sound auf, der dem Material gut zu Gesicht steht. „Amsterdam“ danach geht ebenfalls als Hymne durch, wirkt aber nicht mehr ganz so wild, mehr Indie-Pop als Alternative Rock. Ganz anders verhält es sich mit „Sorry“, ich würde sagen, das ist sowas wie die beste SNOW PATROL Ballade der letzten zehn Jahre, wie schon beim Debüt fällt auf, dass die Band dann ihre stärksten Momente hat, wenn man sich im Hinblick auf musikalische Härte vornehm zurückhält.

Kann man sagen, dass der Anfang gut, aber auch etwas berechenbar ist, gehen die beiden nächsten Songs in eine deutlich experimentellere Richtung, das Titelstück spielt viel mit elektronischen Stilmitteln, „Live Like Animals“ klingt dann so ein bisschen so, als wenn ED SHEERAN Rockmusik machen würde, vermutlich das modernste Stück des Albums und in meinen Augen auch ein weiterer Singlekandidat.

Danach passiert bei „Broken Machine“ dann leider fast das gleiche wie auch beim Debütalbum, nur nicht ganz so extrem. Die Band verliert etwas den qualitativen Faden und die Songs, die einen noch packen und auf einer Reise mitnehmen können, werden weniger. „Soda“ und „I’m Not Made By Design“ rauschen nach dem starken Anfang emotionslos an einem vorbei wie ein leises Pfeifen im herbstlichen Walde, besser sind dann wieder „Particles“ (klingt wie eine entspannte Version von MUSE) sowie die zweite Ballade „Hell, Yeah“, die aber auch den Anschein erweckt als fehle da noch etwas, als sei das Stück nicht zu Ende komponiert.

So kann man dann resümieren, dass NOTHING BUT THIEVES mit ihrem zweiten Longplayer nicht nur einen, sondern gleich zwei Schritte in die richtige Richtung gegangen sind, das ist soweit natürlich erfreulich, „Broken Machine“ ist weit weniger anfällig für Kritik als das Debüt, trotzdem beschleicht einen das Gefühl, dass die Band um Sänger Conor Mason sich nach wie vor unter Wert verkauft, weil man sich noch zu oft ablenken lässt, anstatt einfach mal nur zehn starke Songs auf ein Album zu packen. (Maik)


Bewertung: 

Maik 20167,5 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 44:00 min
Label: RCA/Sony Music
Veröffentlichungstermin: 08.09.2017

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