rivalsons tourplakatDa die ganzen Retro Rockbands alle einen starken Bezug zu den Siebzigern haben, sucht man unter ihnen auch immer eine Band, die zur Größe der damaligen Acts heran reichen kann. Die RIVAL SONS sind mit ihrem authentischen Sound eine Formation, deren Name in dem Zusammenhang immer wieder genannt wird. Ihrem bisherigen Referenzwerk "Great Western Valkyrie" konnten sie im letzten Jahr mit "Hollow Bones" einen ebenbürtigen Nachfolger an die Seite stellen. Seit diesem hat sich die Truppe aber vornehmlich als Supportact für eben jene große Siebzigerhelden wie DEEP PURPLE und BLACK SABBATH blicken lassen. Da konnten sie unter Beweis stellen, dass ihre wahre Stärke auf der Bühne liegt, aber mit solchen kurzen Spots kann man eben dem Publikum auch einen gewaltigen Tritt verpassen. NECKBREAKER spürte für Euch in Frankfurt nach, ob die Kraft ihrer Performance auch für die volle Headlinerdistanz reicht.

THEATRO FIASCO
Es wurde ja viel über etwaige Vorbands spekuliert, gerade in einem Bereich, in dem neue Bands wie Pilze aus dem Boden sprießen, sollte da was passendes zu finden sein. Und selbst eine Stadt wie die Mainmetropole sollte ein paar vernünftige lokale Bands ausspucken. Doch weit gefehlt, die meisten hatten den ja nicht gerade wenig schrägen Humor des Hauptacts noch unterschätzt, das zeigte sich schon beim Eintritt in die Halle. Auf einer Leinwand flimmerten irgendwelche schlüpfrigen Videos aus den Fünfzigern, die eine Menge nackte Haut und nicht gerade ästhetische Dessous zeigten, wenn auch nicht ganz im Sinne des geläufigen Schönheitsideals. Interessant waren vor allem die Blicke der Männer im Publikum, vor denen die Damen tanzten, das alles war schon reichlich skurril. Untermalt wurde das ganze stilecht von Rockabilly-Musik, die durchaus passend wirkte und den Retrocharakter des Abends noch unterstrich.

Als dann Jay Buchanan höchstpersönlich die Bretter enterte, war der Jubel groß, aber die weibliche Fraktion konnte von Schnapp- erstmal wieder auf Normalatmung umstellen, denn er kündigte nur einen gewissen Derrick C. Brown an. Dessen THEATRO FIASCO erwies sich als eine Art Stand Up Comedy, die mit pathetischer Musik untermalt wurde. Zugegeben war das durchaus witzig, wenn auch nicht immer so ganz jugendfrei. Der Mann verstand sich ja als Vorspiel zu der Hauptsache, die da noch folgen sollte und seine Vorträge tendierten auch immer mehr in diese Richtung. Kann man mögen, es gab ein paar Lacher, aber auch einen geworfenen Bierbecher. Ein wenig Musik wäre das besser gewesen, zumal die Photographen dadurch etwas fünfzig Minuten im Graben warten mussten. So war das Ganze doch etwas befremdlich, steigerte aber irgendwie auch den Hunger auf Rock´n´Roll.

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RIVAL SONS
Was soll man heute in der Rockmusik noch machen, was es nicht schon tausend Mal gegeben hätte? Die Jungs aus Long Beach sind sich dessen sehr wohl bewusst und versuchen erst gar nicht das zu verschleiern. Das fing schon beim Intro-Tape an, die legendäre Untermalung der Friedhofszene von Ennio Morricone gibt es auch bei einer etwas bekannteren Bay Area-Band. Als die Fünf unter lautem Jubel nach und nach einmarschierten, wurde der ganze Wahnsinn noch deutlicher, den vom Erscheinungsbild her passen sie schon zum abgefahrenen Vorprogramm. Das Tolle daran ist, dass sie es aber können, das es nicht aufgesetzt wirkte, sondern authentisch wie ihr durch Orange-Verstärker gejagter Sound.
Im Mittelpunkt stand natürlich der Frontmann, der anfangs noch die Haare zusammen hatte und da schon verschärft aussah. Wer nun Jim Morrison schreit, der darf aufstehen und sich einen Keks nehmen. Dabei ging Buchanan nicht als bloße Kopie durch, sondern kokettierte mit Anspielungen an das überlebensgroße Vorbild. Der Ausfallschritt mit aufgestützter Zehenspitze, bei dem er hinter seinem herunter gezogenen Mikrofonständer hängt, war schon eine klare Verbeugung vor ihm. Doch wenn er sich ganz eng an sein selbigen drückte und den Soul in seine Stimme ließ, dann kommt mit Robert Plant ein weiterer Bezugspunkt zum Tragen. Es gehört schon eine Portion Selbstvertrauen dazu, sich an den ganz Großen zu messen, davon mangelt es den RIVAL SONS sicherlich nicht.

Da wo andere Formationen sich in alle erdenklichen Rockstarposen zu schmeißen versuchen und da eben immer irgendwo im Standard verharren, da spielten sie eher auf der Rockgott-Klaviatur. Im Lexikon sollte unter dem Begriff "cool" einfach nur ein Bild von Scott Holiday prangen, der Typ pinkelt vermutlich Eiswürfel. Mit einer Mischung aus hochgeschobener Unterlippe und süffisantem Grinsen zockte er in seinem Silberjäckchen seine Riffs und Soli mit einer unglaublichen Lässigkeit. Immer wieder schwang er trocken die Hüfte ein und reckte den Hals seiner Gitarren nach oben ins Scheinwerferlicht. Optisch ging er wahlweise als Anonymous-Hacker oder expressionistischer Maler durch, seine Sonnenbrille setzte er im Verlauf der gut hundert Minuten nie ab.
Hinter ihm gab Mick Miley mit Lemmy-Gedächtnisbart und Melone eher den britischen Kneipenrüpel und genauso drosch er auch auf sein Kit ein. Auf der linken Bühnenseite bereicherten der stoische Bassist Dave Beste und immer noch Gastkeyboarder Todd E. Ögren-Brooks outfittechnisch die Fraktion jüdischer Diamantenhändler, die seit den Gebrüdern Jake und Elwood in Blues-affiner Musik gerne gesehen ist. Rein vom Äußeren ein wilder Haufen aus völlig verschiedenen Typen, aber das funktionierte schon bei anderen großen Bands hervorragend. Trotz der abgehobenen Selbstinszenierung kam die Band immer wieder auf die Erde zurück, so bedankte man sich sehr herzlich beim Publikum und entschuldigte sich für nicht hörbare, krankheitsbedingte Stimmprobleme. Wichtig ist vor allem, dass man musikalisch harmoniert und diese Kühnheit vielleicht auch in der Hinsicht umsetzen kann.

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Was die Kalifornier schon mal auszeichnet ist ihr Hang zum Spontanen, der vor allem in den Jams rüber kam. Da wurde urplötzlich das Gitarrensolo am Langholz weiter gespielt, alles klang unglaublich frisch, selbst ein paar krasse Brüche in der Dynamik wussten die Mucker mit ihrer Spielfreude aufzufangen. Endlich wieder eine Band, die das Jazzige zurück in den Rock bringt, die direkt und ohne Pathos auf den Punkt kommt und somit Räume für Improvisationen schafft. Miley blieb, wenn es nötig war, auch mal einen ganzen Song im Shuffle-Modus hängen, da gab es kein stumpfes Durchexerzieren des Rhythmus. Nach vielen Konzerten ist die Truppe sehr gut eingespielt und weiß um den richtigen Ton, welche sie wunderbar variieren können. Ganz am Ende, im zweiten, sphärischeren Teil des Titelsongs vom aktuellen Album zeigten sie das in Vollendung. Immer wieder bricht der Song im Refrain aus, zum Schluss brachten Holiday und Beste die psychedelischen Akkorde synchron, was eine tolle Spannung aufbaute, die allmählich zerfloss, bis nur noch das Hauchen ihres Sänger zu vernehmen war. Just als man dachte, der Song würde so ausklingen gelassen werden, explodierte die Formation erneut.

Soundtechnisch musste man zwar ein paar Abstriche in den sehr nüchternen Industriegebäude machen, die Keyboards kamen nur in den ruhigeren Passagen durch, doch dieser effektbeladene Vintage-Klang konnte seine Wirkung entfalten. Die Jungs scheinen wie für die Bühne gemacht, da sind sie zuhause, in der Batschkapp zeigten sie, dass sie auch im langen Set die Intensität durchweg hoch halten können. Neben ihrem grandiosen Zusammenspiel, bei dem einzeln vielleicht nicht überragende Musiker gemeinsam brillieren und dem furiosen Auftreten braucht es auch noch Songs, die zwischen all den Spielereien zu begeistern wissen. Und wenn die wer im Gepäck hat, dann sicher die RIVAL SONS! Schon gleich zu Beginn als man den ersten Part der Schlussnummer des regulären Sets quasi als Umrahmung spielte, fielen die Zuschauer lautstark in den Refrain mit ein. Die Riffs holten einen ab, und im Chorus konnte dann die Party richtig steigen, die Fans gerieten in die selbe ungezügelte Ektase wie die Band.

Natürlich waren es vor allem die Hits des letzten Longplayers, die am meisten gefeiert wurden, einige davon würden bei Veröffentlichung in den frühen Siebzigern heute in einem Atemzug mit den ganz großen Hymnen der Geschichte genannt werden. Fordernd, dennoch mit den nötigen Haken, wild aber mit einem hymnischem Gestus gesegnet, dazu ungemein leidenschaftlich und euphorisch. Die Setlist beinhaltete alle Stücke, die auch im Vorprogramm von DEEP PURPLE gebracht wurden, unter anderem die angesprochenen Pflichtnummern, welche sie bis an ihr Lebensende spielen werden. Dazu gesellten sich fünf Kostproben von "Hollow Bones" sowie ein paar ältere Tunes, bei denen auch "Pressure & Time" wieder berücksichtig wurde.
Aus der Tatsache, dass sie das Rad nicht neu erfunden haben, machen sie gar keinen Hehl, da trifft man mit LED ZEPPELIN-Riffs und DOORS-Atmosphäre alte Bekannte wieder, während die vier Saiten von Beste in die Tiefen von PINK FLOYD vor ihrer Art Rock-Invention vordrangen. Doch daraus schaffen die Fünf einen homogenen Stil, dem sie ihren persönlichen Stempel aufdrücken und damit genau die Herangehensweise ihrer Einflussgeber verinnerlicht haben. Wären sie zu ihrer mitreißenden Performance noch innovativ, man könnte glatt ein Zitat von Jon Landau anfügen. So bleibt "nur" das derzeit heißeste Vehikel, das den Titel Rockband zurecht trägt, welche hoffentlich einmal so groß wie ihre Musik wird. (Pfälzer)

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Setlist RIVAL SONS:
Hollow Bones Part 1
Tied Up
Thundering Voices
Electric Man
Secret
Pressure And Time
Where I´ve Been
You Want To
Fade Out
Tell Me Something
 -Guitarsolo-
Face Of Light
Torture
Open My Eyes
 -Drumsolo-
Hollow Bones Part 2
------------------------------
Keep On Swinging



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