Sabaton + Accept + Twilight Force (01.02.2017, Saarbrücken)

live 20170201 00Freunde des traditionellen Heavy Metals kommen momentan in Saarbrücken voll auf ihre Kosten. Erst SAXON im Dezember, dann HAMMERFALL im Januar und am ersten Tag des Februars waren die Urväter des deutschen Stahls in der Stadt: ACCEPT.
Für manche durchaus ein ernsthaftes gedankliches Problem, denn ACCEPT gab es nicht als Headliner oder Special Guest zu SCORPIONS, JUDAS PRIEST oder IRON MAIDEN, sondern als Support für eine nicht von allen geliebten und respektierten Band namens SABATON, die es aufgrund unermüdlichen Tourens in den letzten Jahren geschafft haben, richtig groß zu werden.

Von daher lag es nahe mit der Saarlandhalle die größte saarländische Location zu buchen, die an einem Mittwoch Abend dann allerdings alles andere als ausverkauft war, vielleicht waren so 2500 bis 3000 Besucher da, optisch sah das ganz ordentlich aus, die vorhandenen Sitzplätze wurden gleich komplett abgehängt, wer will auch schon sitzen bei einem Heavy Metal Konzert.

Neben ACCEPT gab es auf der „The Last Tour“ betitelten Tour auch noch eine weitere Supportband zu bestaunen. Das waren TWILIGHT FORCE aus Schweden, die italienisch geprägten, keyboardlastigen „Power“ Metal spielen, das braucht man wie GLORYHAMMER eine Woche zuvor bei HAMMERFALL nicht wirklich, deshalb wurde die Band von mir der ausgedehnten Essensaufnahme geopfert. Daher viel Spaß „nur“ mit den Bildern der Krieger aus Falun.

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ACCEPT
Auch wenn ich durchaus ein Faible für SABATON habe und insbesondere die ersten beiden Alben „Primo Victoria“ (2005) und „Attero Dominatus“ (2006) mag, waren ganz eindeutig ACCEPT die Band des Tages, auf die ich mich am meisten gefreut hatte. Für die Band selber dürfte es am Ende auch kaum einen Unterschied gemacht haben, dass man auf der Tour nur Vorband war. Man durfte die eigene Bühnendekoration aufbauen, ein riesiges Backdrop aufhängen, hatte satten Sound und ordentliches Licht, lediglich die knapp bemessene Spielzeit von 60 Minuten dürfte ein kleines Problem gewesen sein, denn was lässt man nun weg, wenn man ansonsten meistens 2 volle Stunden spielt?
Für ACCEPT dürfte diese Tour einfach ein 2-monatiger Motivationsschub sein, bevor es dann an die Aufnahmen des neuen Studioalbums geht, von daher lag es nahe einfach ein kurzes Best-Of der aktuellen „Restles And Live“ Liveplatte zu spielen. Ein paar neuere Songs aus der Ära mit Mark Tornillo als Sänger, der die eigenen Stücke („Stampede“, „Stalingrad“, „Teutonic Terror“ und „Final Journey“) fantastisch singt, bei den „ollen Kamellen“ wünscht man sich dann doch stellenweise das schneidende Organ eines Udo Dirkschneider.

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Der Star der Band ist und bleibt aber weiterhin Wolf Hoffmann, der seiner roten Flying V Gitarre die tollsten Töne entlockte, und fidel wie eh und je über die Bretter jagt, ähnlich wie Rudolf Schenker wird der Kerl einfach nicht älter.
Am meisten gefeiert wurden logischerweise „Princess Of The Dawn“, „Fast As A Shark“ und ganz am Ende das obligatorische „Balls To The Walls“. Insgesamt ein überzeugender Auftritt, der bewies, dass SABATON und ACCEPT live gut zueinander passen, und auch die treuesten ACCEPT Fans müssen halt akzeptieren, dass SABATON inzwischen vom Erfolg her (nicht von der Qualität) mindestens eine Nummer größer sind.

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SABATON
Welchen Stellenwert SABATON inzwischen haben, merkt man daran, dass die Band eben live deutlich mehr Zuschauer zieht wie nationale Größen, seien es HELLOWEEN oder BLIND GUARDIAN als Beispiele. Vielleicht ist es einfach der nächste logische Schritt der Heavy Metal Szene, dass Bands wie POWERWOLF und eben SABATON, die den Spaß in den Vordergrund rücken, und einfach einen Plan und ein Konzept verfolgen, das sich vermarkten lässt, das Zepter übernommen haben.

Interessant war jedenfalls nicht nur der enorm hohe Anteil der SABATON Shirt Träger an diesem Abend, sondern auch die Tatsache, dass es ganze drei riesige Merchstände gab, die so alles Mögliche anboten, Geld scheint also nach wie vor mehr als genug da zu sein, schließlich war auch der Eintritt nicht ganz so günstig.
Wie schon auf den letzten DVDs der Band zu sehen, fuhren die Schweden auf ihrer „The Last Tour“ das volle Programm auf, im Hintergrund gab es einen großen Videoscreen, auf dem diverse Kriegs- und Schlachtszenen gezeigt wurden, auf der Bühne selber standen zwei Panzer, die leider etwas die Sicht auf den Schlagzeuger Hannes Van Dahl einschränkten, das geht sicher cleverer.
Die Kriegsthematik ist eben allgegenwärtig und es ist für mich nach wie vor sonderbar, dass die Leute ohne nachzudenken einen Song wie „The Final Solution“ abfeiern können oder dass man überhaupt mit solchen Themen fröhliche Musik machen kann.

SABATON haben dies über die Jahre perfektioniert, schaffen es aber zum Glück wenigstens die an sich sehr statische Show, die sich alleine schon dadurch ergibt, weil viel aus der Konserve kommt, mit einigen Gimmmicks aufzulockern. So probierte sich Sänger Joakim Brodén an der deutschen Sprache („Dummkopf“, „Arschloch“, „Freibier-Mittwoch“) und die Gitarristen spielten zwischendurch auch mal andere Songs an wie „Jump“ (VAN HALEN) oder „We’re Not Gonna Take It“ (TWISTED SISTER).

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Auch in Sachen Setlist gehen SABATON gerne den Weg der Veränderung, würfeln zwar nicht während einer Tour, aber immerhin von Tour zu Tour, was dieses Mal dazu führte, dass Songs, die man eigentlich erwartet hatte, nicht gespielt wurden, dafür andere zum Zuge kamen, mit denen man so nicht unbedingt gerechnet hatte. Für mich persönlich war es eher eine durchwachsene Setlist, von den neuen Songs stechen sicherlich „Sparta“ und „The Lost Battallion“ positiv hervor, von den richtig alten Sachen gab’s lediglich das „Primo Victoria“ Titelstück, auch „Swedish Pagans“ ist immer wieder ein Livekracher. Gegen Ende des regulären Sets gestaltete sich das Doppel „Night Witches“ und „Winged Hussars“ als nicht ganz optimal, danach sollte es noch drei Zugaben geben und nach knapp 100 Minuten (inklusive Intro und Outro) war sozusagen die Schlacht gewonnen oder verloren. Wenn ich den SABATON Gig insgesamt beurteile und mit früheren in der Saarbrücker Garage vergleiche, würde ich eher von einem Unentschieden sprechen wollen. In einem Club ist die Stimmung halt schon eine andere wie in einer großen Halle, die maximal zu zwei Dritteln voll war.

Was gab’s sonst noch? Dieses ständige „Noch Ein Bier“ Gedöns nervt inzwischen bei SABTON genauso wie bei SUBWAY TO SALLY das permanente Anstimmen von „Blut Blut Räuber Saufen Blut“ Chören. Der neue Gitarrist Tommy hinterließ einen wirklich guten Eindruck, da bleibt zu hoffen, dass sich das zukünftig positiv auf das Songwriting auswirken wird, denn es mag ja sein, dass bei SABATON mehr Stimmung in der großen Bude war als bei ACCEPT, aber die deutsche Stahlschmiede hat dafür die deutlich besseren Songs und Musiker parat. Und warum Leute inzwischen sogar schon Intros mit dem Smartphone aufzeichnen, muss man wirklich nicht verstehen, ihr habt doch alle einen Knall. (Maik)

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Kategorie: Konzerte