vorbericht SireniaDank der äußerst dubiosen Boykottaktionen von Be A Voice For The Voiceless und WDSF wurde ja leider die TÝR-Show in Weinheim abgesagt. Da TÝR auf einer Tour nur einmal sehen gar nicht geht, musste eine Alternative her. Da ich beruflich diesen Monat ziemlich eingebunden bin, blieb da letztendlich nur noch die Galvanik im schweizerischen Zug. Tja, warum eigentlich nicht? Ich war ja schon lange nicht mehr in der Schweiz. Also freitags nach der Arbeit gleich ins Auto gehüpft und losgebraust Richtung Süden. Nach unendlichen Staus in der Schweiz endlich in Zug angekommen, fuhr ich zuerst mal zur Jugendherberge zum Einchecken.

 Auf dem Weg dorthin fuhr ich auch an der Galvanik vorbei, wo ich Ausschau hielt nach den Demonstranten, die sich angekündigt hatten, um gegen die auf den Färöern praktizierte Grindwaljagd zu protestieren. Wer hierzu mehr Infos möchte, der klicke bitte hier. Lustigerweise behauptet die Gruppe, man habe an einer stark befahrenen Straße gestanden, so dass sie auch von den Autofahrern gut zu sehen waren. Ganz ehrlich: Ich wusste, dass die da stehen. Ich habe versucht, sie zu sehen. Ich konnte sie aber nicht sehen. Erstens stand da noch ein Schild mit Leuchtschrift, das alles überblendet hat. Und zweitens war es dunkel und hat dermaßen geregnet, dass jeder halbwegs verantwortungsvolle Autofahrer auf die Straße geguckt hat. Zumal die Stelle in der Nähe einer Kurve liegt. Aber soll doch jeder mit seiner Wahrheit glücklich werden.



RELICSEED

Dank hilfsbereiter Schweizer schaffte ich es, mir ein Zugticket zu ziehen (dass es noch komplizierter geht als bei der Deutschen Bahn ist auch eine Leistung) und so noch rechtzeitig zur ersten Band in der Galvanik anzukommen. Das sind RELICSEED aus Lettland. Bei nur drei Bandmitgliedern, von denen eines natürlich auch noch hinter den Drums sitzt, wirkt die Bühne dann doch ziemlich leer. Auch in der Galvanik ist es noch ziemlich leer, nur wenige Leute verirren sich vor die Bühne. RELICSEED ziehen ihr Ding durch, wirken dabei sehr professionell, können aber die Energie ihrer Musik nicht so recht rüberbringen, es fehlt einfach der Druck. Vielleicht wäre ein zweiter Gitarrist keine schlechte Idee. Schlecht ist die Band ja nicht, aber das Publikum hat Startschwierigkeiten. Ausgerechnet beim letzten Song, „Pēdējais vergs“, in der Muttersprache der Band, geht das Publikum gut mit, das Eis scheint gebrochen. Zwar müssen die Zuschauer erst noch nach vorne gebeten werden, dem kommt man aber gerne nach und es herrscht noch einmal richtig gute Stimmung, bevor der Auftritt der Band auch schon vorbei ist. Schade, jetzt hätte es noch etwas weiter gehen können.

Setlist RELICSEED:
-
Domestic Devil
Slaughterhouse
Pēdējais vergs

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XAON
XAON aus der Schweiz und damit vermeintliche Lokalmatadoren beginnen zunächst recht unspektakulär. Zunächst wundert man sich auch, warum Sänger Rob die Ansagen auf Englisch macht, wenn er doch aus der Schweiz stammt. Im Laufe des Auftritts erklärt er jedoch, dass die Band aus dem französischsprachigen Teil der Schweiz kommt, den sowieso jeder andere Schweizer hassen würde. Schon früh hat die Band mit technischen Problemen zu kämpfen. Mal wollen die Drums nicht so, wie sie sollen, dann wieder der Computer mit den Backtracks. Hinzu kommt allgemeine Verwirrung („Where is the merch stand?“) und große Schreckhaftigkeit („You scared the shit out of me!“). Vor lauter Verzweiflung fängt man dann mal an zu jammen, entwickelt sich zu Edvard Griegs „In der Halle des Bergkönigs“ und kann auch damit die Pausen aufgrund technischer Probleme nicht überbrücken. Verzweifelt fragt Sänger Rob, ob denn nicht irgendwer einen Witz kenne. Doch da gibt es keine Hilfe. Wir von Neckbreaker sind da ja anders. Mein Mitleid mit Rob war dann doch so groß, dass ich dem armen Mann zum Konzert in Oberhausen drei Tage später mal zwei Seiten Witze ausgedruckt und mitgebracht habe, was mir mit großer Freude gedankt wurde. Tja, so sind wir hier zu Musikern. Selbstlos und hilfsbereit. Musikalisch scheißt man irgendwann auf die Backtracks und zieht den Auftritt so durch, man sei ja schließlich nicht SCOOTER. Wer braucht schon Backtracks? Ich muss sagen, XAON haben mir trotz der vielen technischen Probleme echt Spaß gemacht und dass Sänger Rob unfreiwillig zum Pausenclown mutierte hat die Band irgendwie noch sympathischer gemacht.

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UNLEASH THE ARCHERS

Auf UNLEASH THE ARCHERS bin ich schon gespannt. Ich kenne die Band bisher nur vom Namen her, habe es aber nicht geschafft, mir vorher noch ein paar Songs anzuhören. Aber einige meiner Bekannten haben von der Band geschwärmt, also sind die Erwartungen schon etwas höher angesiedelt. Als die Band dann endlich die Bühne betritt, ist mein erster Gedanke: Teilt sich Brittney Slayes die Klamotten mit Alissa White-Gluz von ARCH ENEMY? Gab es das im Set billiger? Aber immerhin hat sie keinen Glitzer dran, das macht das ganze schon wesentlich sympathischer. Aber egal, um die Rüstung und das sonstige Lederoutfit soll es ja gar nicht gehen, sondern um die Musik. Hm… und mit der werde ich nicht so recht warm. Viele sagen ja, dass sie es toll finden, dass Brittney nicht so opernhaft singt. Ich finde, ihre Stimme klingt unausgebildet. Also wie die Stimme einer zwar talentierten Sängerin, die aber keinen Unterricht hatte. Wobei ich das natürlich nicht weiß, ob das stimmt. Auch die Musik ist jetzt ja nicht schlecht, im Grunde dann aber wieder mehr oder weniger amerikanischer Standard Power Metal. Nichtsdestotrotz hat die Band viele Fans, die auch begeistert bei allem mitmachen und am Ende frenetisch eine Zugabe fordern. Sogar Plakate haben sie mitgebracht. Aber ich muss sagen, auch wenn die Band wahnsinnig sympathisch rüberkommt (und auch wahnsinnig sympathisch ist, wie ich später feststelle), zum Fan werde ich nach diesem Auftritt nicht. Auch wenn die Band wohl auf dem besten Weg ist, zum nächsten großen Ding zu werden.

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TÝR
Die Färinger TÝR sind der eigentliche Grund warum ich hier bin – und das offensichtlich auch für viele andere. Da es keinen Fotograben gibt, muss ich zusehen, dass ich in die erste Reihe komme. Und das schaffe ich nur, weil ich mich direkt nach UNLEASH THE ARCHERS dort positioniere. Die Band kann bisher mit Abstand die meisten Zuschauer verzeichnen und in den vorderen Reihen ist es ganz schön eng. „Gandkvæði Tróndar“ als Intro eröffnet wie üblich das Set, bevor es mit „Sinklars Vísa“ richtig los geht. Diesen Song liebe ich einfach immer noch und bin froh, dass er fest in der Live-Setlist ist. Die vielen Songs der neueren Alben hätte ich jetzt nicht unbedingt gebraucht, aber so isses halt. Dass nach den Vorwürfen gegen die Bands seitens deutscher „Walschützer“ „Grindavísan“ in die Setlist kommt, ist nur logisch. Dass Heri Joensen den Song auch noch mit den Worten „This song is for the people who boycott us because we kill our own meat!“ ankündigt, treibt die Damen und Herren in den sozialen Netzwerken zur Weißglut. Überhaupt ist der Anteil an nicht englischsprachigen Songs in der Setlist erfreulich hoch. Auch das wunderschöne“ Turið Torkilsdóttir“ hat es wieder in die Setlist geschafft, als danach noch „Lady Of The Slain“, einer der wenigen Songs der neuen Alben, die ich wirklich liebe, kommt, bin ich eigentlich schon glücklich. Am glücklichsten macht mich aber, dass der Auftritt mit „Ramund Hin Unge“ abgeschlossen wird. Einer meiner absoluten Lieblingssongs der Band, der schon lange nicht mehr live gespielt wurde. Ich muss gestehen, nach zwei Jahren erzwungener Abstinenz gefällt mir die Band wieder richtig gut und ich weiß wieder, warum ich sie einst so mochte. Weil es einfach gute Musiker sind. Und deshalb mag ich sie auch immer noch. Dass auch die Band froh ist, endlich wieder auf der Bühne zu stehen, ist insbesondere Terji Skibenæs und Gunnar Thomsen anzumerken, die ihre Freude mit Leichtigkeit auf das Publikum übertragen können.

Setlist TÝR:
Gandkvæði Tróndar
Sinklars Vísa
Blood Of Heroes
Grindavísan
Hold The Heathen Hammer High
By The Sword In My Hand
Turið Torkilsdóttir
Lady Of The Slain
Tróndur Í Gøtu
Mare Of My Night
Hall Of Freedom
Ramund Hin Unge

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SIRENIA
Die Norweger SIRENIA sind bisher an mir vorbeigegangen. Nicht, weil ich die Musikrichtung grundsätzlich nicht mögen würde, sondern einfach, weil es in dem Genre viel zu viele NIGHTWISH-Nachahmerbands gibt und ich irgendwann aufgegeben habe, mir die alle anzuhören. Dem sind dann auch SIRENIA zum Opfer gefallen. Aber heute soll es dann so weit sein. Lassen wir uns mal überraschen. Sängerin Emmanuelle Zoldan klingt tatsächlich ziemlich nach Tarja Turunen. Was zum einen heißt, dass sie ziemlich gut ist, zum anderen klingt es aber eben einfach wenig innovativ. Trotz Headlinerstatus haben SIRENIA weniger Zuschauer als TÝR, die heute die heimlichen Headliner darstellen. Die Bühne selbst ist, im Vergleich zu den Vorbands, eher schlicht gehalten, es gibt kaum Deko. Dafür aber ziemlich viel Musik vom Band. Klar lässt sich das bei den opulenten Kompositionen und gerade mal vier Leuten auf der Bühne gar nicht anders realisieren, aber ich bin mir manchmal nicht sicher, ob die Songs nun tatsächlich auch auf Platte so abrupt enden, oder ob die Technik hier verrückt spielt. Auf jeden Fall endet so mancher Song recht abgehackt und plötzlich. Ich muss ja sagen, dass mir die Stimme von Emmanuelle Zoldan ausgesprochen gut gefällt, und auch die Musik ist ja nicht schlecht. Und eigentlich stehe ich auch echt auf diese Mischung aus Growls und Cleangesang. Nur hier passt es irgendwie nicht zusammen, wirkt künstlich. Die Mitglieder von SIRENIA sind wahnsinnig liebe Menschen und es tut mir schon etwas weh, das jetzt so zu schreiben. Aber die Band konnte mich wirklich nicht überzeugen und die letzten paar Songs habe ich mir dann gar nicht mehr angesehen.

Setlist SIRENIA:
Serpent
Lost in Life
My Destiny Coming to Pass
The End of It All
Sons of the North
Cold Caress
Goddess of the Sea
Ashes to Ashes
Meridian
Dim Days of Dolor
My Mind's Eye
The Other Side
The Path to Decay

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Stattdessen habe ich mich dann mit den Leuten von TÝR und irgendwann irgendwie mit jeder Band unterhalten. Eine tolle multinationale Truppe voller sympathischer Menschen ist da unterwegs und es tut mir jetzt schon leid, dass ich die Tour nicht öfter besuchen kann. Ich hatte in der Galvanik einen wunderbaren Abend, der sich noch bis tief in die Nacht hineinzog. Danke, Galvanik, für den schönen Abend, und Danke, Galvanik, dass ihr euch nicht erpressen lasst und erst einmal das Hirn einschaltet, bevor ihr etwas entscheidet. Ihr seid mir sympathisch. Vielleicht sieht man sich ja mal wieder! (Anne)

 

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