Wolfmother + Mother's Cake (21.11.2016, Saarbrücken)

live 20161121 02 00 Wolfmother00Eine Band wie WOLFMOTHER in Saarbrücken, damit war bis zur Ankündigung des Konzertes nicht unbedingt zu rechnen, denn normalerweise spielt eine solche Band die naheliegenden fünf deutschen Städte Berlin, Hamburg, München, Köln und Frankfurt und das war es dann. Aber da es sich bei der Herbst-Variante der "Gypsy Caravan" Tour bereits um den zweiten Abstecher der australischen Band in Europa zum „Victorious“ Album handelte, hatten dieses Mal auch „kleinere“ Städte wie Münster, Dresden oder eben Saarbrücken eine Chance.

Und das war auch eine ausgesprochen gute Sache, denn nachdem die Band um Andrew Stockdale 2005 mit dem selbstbetitelten Debüt quasi von null aus durch die Decke ging, um 2014 für sein drittes Album „New Crown“ dann kaum mehr Publicity zu bekommen, ist man dieser Tage mit „Victorious“ wieder zurück in der richtigen Spur und die Leute sind immer noch begeisterungsfähig für den Retro-Rock des Trios, was eine sehr ordentlich besuchte Saarbrücker Location beweist, Samstags Abends wäre die Garage bestimmt ausverkauft gewesen.

MOTHER'S CAKE
Die Supportband MOTHER’S CAKE aus unserem südlichen Nachbarland Österreich dürfte hieran kaum einen Anteil gehabt haben, sind sie doch abseits der Insiderkreise noch weitgehend unbekannt, wenngleich man bereits Bands wie ANATHEMA, IGGY POP oder LIMP BIZKIT supporten durfte, was insofern beeindruckend ist, dass das alles so gar nicht zueinander passen will. Auch zu einer recht zugänglichen Band wie WOLFMOTHER passen die Österreicher nur sehr eingeschränkt, interessant ist dabei dann die Tatsache, dass bei beiden Bands zusammen dann gerade einmal sechs Musiker auf der Bühne standen, denn auch bei MOTHER’S CAKE handelt es sich um Trio; Yves Krismer als Gitarrist und Sänger, Benedikt Trenkwalder als Bassist und Jan Haußfels als Schlagzeuger.

Da ich sowohl das zweite Album der Band „Love The Filth“ kenne als auch das Trio 2014 als Support von ANATHEMA live erlebt habe, wusste ich so in etwa, was mich im Laufe des 40-minütigen Gigs erwarten würde, nicht ganz unanstrengenden Psychedelic-Post-Progressive-Rock. Trotzdem muss ich sagen, dass ich letztendlich positiv von dem Trio beeindruckt war, denn die Band hat sich in den letzten beiden Jahren deutlich weiter entwickelt und vor allem kommt der Gesang von Yves Krismer, so etwas wie die Schwachstelle der Band, nun besser und stimmiger zur Geltung. Leichte Kost ist das Gebotene zwar immer noch nicht, das sollte einer guten Stimmung aber nicht im Wege stehen, gemessen daran, dass MOTHER’S CAKE wie gesagt noch nicht allzu bekannt sind, wurde die Band mächtig gefeiert und mit Applaus bedacht. Das lag vor allem daran, dass der Sound enorm laut und druckvoll war, so dass man von der überraschenden Heavyness des Trios quasi mitgerissen wurde, an den spielerischen Kompetenzen des Trios gab es überdies noch nie Zweifel. Starker Support und am Ende tatsächlich die richtige Wahl, um die WOLFMOTHER Fans auf Touren zu bringen.

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WOLFMOTHER
Man könnte nun meinen, dass es WOLFMOTHER nun etwas schwer haben könnten, das Level aufrecht zu halten, auch weil die Erwartungen natürlich ungleich höher sind, die Band machte aber nahezu keine Fehler an diesem Montag Abend, so dass einem gelungenen Headliner Gig nichts im Wege stand. Der Sound stimmte von Anfang bis Ende des Konzertes, was für die Saarbrücker Garage leider keine Selbstverständlichkeit ist und die Setlist war echt vom Feinsten, wenn man denn, wie ich beispielsweise, gekommen war, um viel vom Debütalbum zu hören, das in diesem Jahr zehnten Geburtstag feiert und in diesem Zusammenhang gleich mal wiederveröffentlicht wurde. Von den 13 Songs des Albums landeten etwa neun oder zehn in der Setlist.

Obwohl vom ursprünglichen Line-Up nur noch Andrew Stockdale übrig ist, der mich zunehmend an Phil Lynott (THIN LIZZY) erinnert, und man mit Alex Carapetis einen neuen Schlagzeuger in der Band hat, der von Ego-Ausflügen scheinbar nichts hält und auf den Punkt songdienlich spielt, präsentierten sich WOLFMOTHER als eingespielte Einheit, die sichtlich Spaß in den Backen hatte, vorderst der Hippie-Mann am Bass Ian Peres, der schwer beschäftigt war, weil er gleichzeitig auch, nennen wir es, das Keyboard bedienen musste. Das ist eben der Nachteil einer Dreierband.

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Der große Vorteil dabei ist allerdings, dass man als Zuschauer hier das Gefühl hatte, dass alles live und echt war, da ist man dann auch gerne bereit zu akzeptieren, dass die Songs live nicht zu 100% wie auf Platte klingen. Muss auch gar nicht, denn bei Songs wie „Woman“, „Colossal“ und „The Joker & The Thief“ steht sowieso das Riff oder allgemein der Rock n Roll Spirit im Vordergrund, gerade bei den härteren Songs des Sets wird einem bewusst, dass WOLFMOTHER sogar eine dezente Punk-Schlagseite haben, umgekehrt freut man sich dann aber auch über verspieltere und progressivere Momente wie bei „White Unicorn“ oder dem SLASH Cover „By The Sword“, das auf dieser Tour eher selten gespielt wurde, umso schöner, dass es gerade in Saarbrücken der Fall war.

Zu den von mir genannten Punk-Einflüssen passten dann auch so manche Zuschauerreaktionen, denn im Laufe des Abend gab es mehrere kleinere Moshpits vor der Bühne und selbst bei den Thrash Metal Veteranen TESTAMENT gab es im Sommer deutlich weniger Crowdsurfer, damit hatte ich wirklich nicht gerechnet, beides ein Zeichen, dass die Stimmung bei den Leuten vor der Bühne ausgelassen war und auch wenn ich dieser Form der Euphorie eher ablehnend gegenüber stehe, weil dabei meistens auch Unbeteiligte in Mitleidenschaft gezogen werden, lief an diesem Abend alles fair und mit Rücksicht ab, so dass man sich auch in die vorderen Reihen stellen konnte, ohne andauernd befürchten zu müssen, einen Tritt in die Fresse zu bekommen.

Nein, das war wirklich ein Konzert, das einfach Spaß machte und bei dem ich so gut wie nichts zu meckern habe, wenngleich man monieren kann, dass zu wenige Songs vom „Cosmic Egg“ Album gespielt wurden (nur „New Moon Rising“, „California Queen“) oder allgemein eine Spielzeit von, sagen wir, knapp 90 Minuten nicht gerade das Maximum des Möglichen ist, gerade wenn man drei Tage später an anderer Stelle in der gleichen Stadt mit größtmöglicher Begeisterung miterleben durfte, wie ein 65-jähriger Musiker mit seiner Band satte 200 Minuten die Leute von den Stühlen riss, aber das ist eine andere Story. Wenn WOLFMOTHER wieder nach Saarbrücken kommen, bin ich auf jeden Fall wieder dabei. (Maik)

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(Fotos: Pascal)

 

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