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live 20160331 00 avantasiaWenn Mastermind Tobias Sammet mit seiner Über-Metaloper AVANTASIA auf Tour geht, ist immer wahrhaft Großes zu erwarten. Seit der Teilnahme an der ESC-Endausscheidung ist die Popularität dieses Projekts, das in der internationalen Metalszene immer noch seinesgleichen sucht, noch weiter angestiegen, als das ohnehin schon der Fall war. Dementsprechend habe ich mich unfassbar auf das Gastspiel der „Ghostlights“-Tour in der Saarlandhalle gefreut. Mir war vorher bereits klar, dass es großartig werden würde. Meine Erwartungen wurden jedoch noch weit übertroffen.

Als ich am 31.03.2016 gegen 19 Uhr an der Saarlandhalle ankam, waren die Parkplätze bereits gut belegt und beim Eintritt in die Halle war diese bereits etwa zu einem Drittel gefüllt- und der Zustrom neuer Gesichter nahm bis zum Beginn des Konzerts nicht ab. Bis zum Konzertbeginn versammelten sich ungefähr 2000 Zuschauer – vom Ausverkauf noch ein gutes Stück entfernt, aber eine stattliche Zahl, die nicht viele Bands im Saarland versammeln können. Dafür hatte ich jedoch wenige Blicke übrig, denn nach dem üblichen Plausch mit Freunden und dem Organisieren des ersten Getränks wurden meine Blicke weitestgehend vom absolut beeindruckenden Bühnenbild gefesselt. Da hatten die Herrschaften rund um Tobi schon ordentlich aufgetragen: ein großer Bühnenaufbau, bestehend aus einer künstlichen Steinempore mit zwei Torbögen mit einem riesigen Backdrop im Hintergrund – ähnlich beeindruckende Aufbauten habe ich zuletzt bei SAXON gesehen, selbst die schon beeindruckende Bühne der letzten BLIND GUARDIAN-Tour konnte da nicht mehr mithalten.

Ziemlich pünktlich um 19:55 Uhr wurde die Hintergrundmusik ein gutes Stück lauter gedreht – AC/DC’s „You Shook Me All Night Long“ stimmte die versammelte Menge auf den bevorstehenden Abend ein, ähnlich wie SABATON das mit „The Final Countdown“ machen. Mit dem Ende des Aussie-Rocksongs wurden die Lichter dunkel, erster Applaus brandete in der Halle auf und es erklang als bombastisches Intro das so bekannte „Also Sprach Zarathustra“ von RICHARD STRAUSS, zu dessen wuchtigen Klängen die Musiker nun die Bühne über eine Treppe in der Mitte der Empore enterten und jeder mit Applaus begrüßt wurde – zuletzt natürlich Sammet selbst, bei dem der Applaus deutlich hörbar anschwoll, wie man das erwartet und gewohnt ist. Mit dem Ende des Intros ging die Show dann auch direkt mit „Mystery Of A Blood Red Rose“ entsprechend flott los. Nach kurzer Begrüßung vom Chef und der Ankündigung von drei Stunden Show gings dann auch direkt mit dem Titeltrack zum aktuellen Album „Ghostlights“ weiter, bei dem der erste Gast Michael Kiske, seines Zeichens Ex-Stimme von HELLOWEEN und patentierter Spezialist für die wirklich hohen Screams, sein markantes Organ erschallen ließ. Beim Publikum kam das wirklich hervorragend an, die Menge ging von Beginn an sehr gut mit. Direkt im Anschluss kam dann Ronnie Atkins von den PRETTY MAIDS hinzu, um gemeinsam mit Tobi „Invoke The Machine“ zu intonieren. Aber der großartige Rocksänger hatte etwas Pech mit der Technik – es war schwer zu beurteilen, ob es am Mikro lag oder ob es andere Ursachen hatte, auf jeden Fall ging seine markante Stimme bei diesem Song leider etwas unter – schade. Vor allem, weil am sonstigen Sound kaum was zu bemängeln war, dieser war hervorragend abgemischt und die Lautstärke war genau richtig. Naja, niemand ist perfekt.

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Nach „Unchain The Light“, das nun Sammet, Kiske und Atkins gemeinsam sangen, kündigte ersterer dann einen wirklich großen Gast an. Ich ahnte schon halb, wer da gleich auf die Bühne kommen würde, wollte mich aber nicht zu früh freuen, um nicht enttäuscht zu werden. Die Befürchtung blieb aber unbegründet, denn ohne namentliche Vorstellung betrat tatsächlich einen Moment später der großartige Bob Catley selbst, die legendäre Stimme von MAGNUM, die Bühne und sorgte für lauten Applaus und ein völliges Ausrasten meinerseits – zähle ich die Briten doch zu meinen Lieblingsbands und den mittlerweile in Ehren ergrauten Catley zu meinen absoluten Lieblingsstimmen. Dementsprechend gab es jetzt bei mir kein Halten mehr, als dann „A Restless Heart And Obsidian Skies“ gespielt wurde – nur um direkt im Anschluss vom gigantischen Zehn-Minuten-Epos „The Great Mystery“ vom vorherigen Album „The Mystery Of Time“ gekrönt zu werden, großartig vorgetragen von Sammet und Catley, dem das Alter zwar mittlerweile anzuhören ist, der aber nach wie vor einer der Größten seiner Zunft ist.

Dieser Abend war zu diesem Zeitpunkt bereits schon absolut großartig, aber wir waren ja noch am Anfang. Direkt im Anschluss ging’s dann nämlich mit „The Scarecrow“ und dem großartigen Jørn Lande weiter, der eindrucksvoll sein gesangliches Können demonstrierte. Nach „Lucifer“ und „The Watchmaker’s Dream“, gemeinsam mit Gitarrist Oliver Hartmann vorgetragen, begab sich dann als letzter Gastsänger noch Eric Martin, seines Zeichens Stimme von MR. BIG zu der illustren Riege, die die ganze Zeit von den Backgroundsängern Herbie Langhans und Amanda Somerville eindrucksvoll komplettiert wurde. Nun durfte jeder mal ran, man wechselte sich von Song zu Song ab und lieferte eine bombastische Show, die fast keine Wünsche offen ließ. Die Setlist beinhaltete bis auf „Spectre“ und „Sleepwalking“ wirklich alles, was mein Herz begehrte – und gemessen an der immer weiter anschwellenden Begeisterung der Zuschauer war ich damit wohl nicht allein. AVANTASIA ließen an diesem Abend wirklich quasi keine Wünsche offen, und auch die anfänglichen technischen Probleme von Ronnie Atkins wurden wohl rasch gelöst, denn später im Konzertverlauf konnte man dessen kraftvolle Stimme endlich auch klar und deutlich vernehmen.

So spielten sich AVANTASIA an diesem Abend absolut gekonnt, routiniert und meisterlich in die Herzen der Fans und ließen selbst nach den ersten zwei Stunden immer noch absolut geballte Spielfreude ins Publikum strahlen. Nach dieser geballten Packung, die gegen 23 Uhr ihr Ende fand, nachdem man als Zugaben noch „Lost In Space“ und „Sign Of The Cross/The Seven Angels“ folgen ließ, schwebte bestimmt nahezu jeder in der Saarlandhalle auf Wolke 7. Obwohl es erst März war, stand für mich an diesem Abend eines ganz sicher fest: das war ein ganz heißer Anwärter auf mein grandiosestes Live-Erlebnis des Jahres 2016! Wir waren an diesem Abend Zeugen von wahrhafter musikalischer Größe! (Dennis)

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Setlist AVANTASIA:
Also Sprach Zarathustra (Intro)
Mystery Of A Blood Red Rose
Ghostlights
Invoke The Machine
Unchain The Light
A Restless Heart And Obsidian Skies
The Great Mystery
The Scarecrow
Lucifer
The Watchmaker’s Dream
What’s Left Of Me
The Wicked Symphony
Draconian Love
Farewell
Stargazers
Shelter From The Rain
The Story Ain’t Over
Let The Storm Descend Upon You
Promised Land
Reach Out For The Light
Avantasia
Twisted Mind
Dying For An Angel
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Lost In Space
Sign Of The Cross/The Seven Angels

Bilder: Maik

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