Knockout Festival 2015 (19.12.2015, Karlsruhe)

vorbericht knockout festivalAm 19.12.2015 fand in der Schwarzwaldhalle Karlsruhe erneut das Knockout-Festival statt, das sich in den letzten Jahren zu einer festen Größe in der Region gemausert hat und für viele Metalheads den idealen Jahresabschluss darstellen dürfte. Ich hatte in diesem Jahr das erste Mal die Gelegenheit, selbst an diesem Großereignis teil zu haben. So ließ ich mich auch durch Verkehrsprobleme nicht davon abhalten und fand mich gerade noch rechtzeitig gegen 16:45 Uhr in der Halle ein – gerade noch rechtzeitig, um mir schnell noch ein Freibier zu sichern, das es an diesem Abend als Entschädigung für die organisatorischen Probleme im Vorjahr gab. So sieht Fanservice aus!


ORPHANED LAND

Ziemlich pünktlich um 17 Uhr betrat AXXIS-Frontmann Bernhard Weiß die Bühne, der als Moderator durch den Abend führte und kündigte die israelischen Prog-Könige ORPHANED LAND an, die auch sofort die Bühne enterten und den Reigen mit dem Titelstück ihres aktuellen Erfolgsalbums „All Is One" eröffneten. Die Jungs rund um den charismatischen Sympathiebolzen Kobi Farhi zeigten sich mächtig gut aufgelegt und lieferten in 40 Minuten eine Hammershow ab, die alle Hits ihrer zuletzt absolvierten Tour beinhaltete, darunter etwa das allseits beliebte „Sapari", „The Simple Man" oder den Klassiker „Norra El Norra". Da ließen sich die Fans nicht lange bitten und gingen, durchaus ungewöhnlich für den Opener, richtig gut mit. Es ließ sich auch wieder das gleiche Phänomen beobachten, das schon bei der Tour mit BLIND GUARDIAN zu sehen war: zu Beginn stehen lediglich die beinharten Fans vor der Bühne, mit jedem Song kommen jedoch mehr und mehr Leute nach vorne, weil sie die Musik einfach geil finden, nur vorher noch nie gehört haben. Die Jungs erspielen sich langsam aber sicher eine immer größere Fangemeinde hier in unseren Breitengraden. Selbstverständlich transportierten sie auch ihre Botschaft von Frieden und Versöhnung zwischen Juden und Moslems – etwas, was in der gesamten Metalszene immer noch einzigartig ist und mir tiefen Respekt abfordert. Ich kann gar nicht oft genug betonen, welche unbändige Energie und wieviel Spaß und Freude diese Band live transportiert. Auch der Sound war absolut fantastisch, Lautstärke absolut richtig, perfekt abgemischt, alle Instrumente und der Gesang kamen sehr klar und deutlich zur Geltung – richtig dickes Kompliment an den Mann hinterm Pult. Einen besseren Auftakt hätte ich mir an diesem Abend nicht wünschen können und ORPHANED LAND waren für mich bereits das erste Highlight.

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AXXIS
Nach ca. 30 Minuten Umbaupause und leichter Verzögerung betraten AXXIS um kurz nach 18 Uhr die Bühne und eröffneten mit „Livin' In A Dream" ihren Auftritt. Die Sympathiegranaten aus dem Ruhrpott rund um Helium-Röhre Bernhard Weiß waren sichtlich gut gelaunt und transportierten ihre gute Stimmung direkt ins Publikum. Das wurde auch direkt vom ersten Moment an vom Publikum begeistert aufgenommen. Auch hier war der Sound erste Sahne, allerdings merkt man mittlerweile, dass Sänger Bernhard etwas in die Jahre gekommen ist und mit den höheren Tönen etwas zu kämpfen hat. Das ist allerdings völlig normal und die Jungs lieferten dennoch eine sehr unterhaltsame Show, deren Highlight definitiv eine Reggae-Version von „Touch The Rainbow" war, zu der ein achtjähriger Fan aus dem Publikum auf die Bühne geholt wurde, um gemeinsam mit der Band zu rocken. Solche Aktionen kommen beim Publikum immer gut an und der Junge wird das Erlebnis sicher noch lange Zeit im Gedächtnis behalten. Vor allem aber greifen AXXIS nicht zu solchen Mitteln, um sich Sympathien zu erschleichen – sie machen so etwas, weil sie ganz offensichtlich Spaß daran haben und dem Kurzen damit Spaß bereiten wollten. Das ist sehr viel wert. Nach dem Auftritt des kleinen Fans bekam auch ich noch mein persönliches Highlight in Form des Hits „Little Look Back", der frenetisch von der ganzen Halle abgefeiert wurde, bevor das Set mit „Kingdom Of The Night" beendet wurde. Insgesamt auch hier ein sehr gelungener Auftritt – AXXIS waren, sind und bleiben immer noch eine hervorragende Live-Band, die einfach Spaß macht. Nach 50 Minuten war die Show dann vorbei und es wurde Zeit für die nächste Umbaupause, die ich für einen Gang zum Bierstand nutzte.

Setlist AXXIS:
Livin' In A Dream
Tales Of Glory Island
Heavy Rain
Hall Of Fame
Touch The Rainbow
A Little War
Livin' In A World
Little Look Back
Kingdom Of The Night

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RAGE meets REFUGE
Mittlerweile war der Zeitplan schon etwas nach hinten gerutscht, so dass RAGE meets REFUGE nach Ankündigung von Moderator Bernhard erst so gegen 19:20 Uhr die Bühne betraten. Nach einem kurzen Intro schmetterte das deutsche Urgestein Peavy gleich den ersten Hit „Black In Mind" ins Publikum. Ich habe RAGE seit einigen Jahren nicht mehr live gesehen und war vom ersten Moment an ziemlich beeindruckt, wie gut die Jungs immer noch sind – trotz dramatischem Besetzungswechsel. 2015 war das Jubiläumsjahr von „Black In Mind", und dementsprechend kündigte Peavy nach diesem Opener an, dass noch etliche Songs der Scheibe folgen sollten. Außer „Sent By The Devil" kam aber nichts mehr vom Kultalbum. Das macht aber gar nichts, denn der Rest der Setlist konnte sich auch so sehen lassen. Und nach dem von mir persönlich favorisierten „End Of All Days" wurden dann auch erstmal Manni Schmidt und Christos „Efti" Efthimiadis auf die Bühne geholt, um die glorreichen alten RAGE-Zeiten mit Peavy wieder aufleben zu lassen. Das taten sie dann auch mit weiteren Hits wie „Don't Fear The Winter" oder „Higher Than The Sky". Insgesamt präsentierten RAGE meets REFUGE eine vollkommen gelungene, energiegeladene Hammershow, die mir noch länger im Gedächtnis bleiben wird. Auch hier war der Sound wieder absolut erste Klasse, alles kam klar und druckvoll im Publikum an – selten hatte ich einen so guten Livesound. Erneutes Kompliment an die Mischpult-Crew. Nach einer knappen Stunde war der Auftritt dann vorbei und es folgte die nächste Umbaupause.

Setlist RAGE meets REFUGE:
Black In Mind
Over And Over
Sent By The Devil
End Of All Days
Shame On You
Solitary Man
Firestorm
Don't Fear The Winter
Refuge
Higher Than The Sky

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D-A-D
Gegen 20:30 Uhr, plusminus ein paar Minuten, betraten die dänischen Party-Rocker von DISNEYLAND AFTER DARK die Bühne und lieferten eine energiegeladene Show, die sich gewaschen hatte. Die Jungs standen wirklich keine einzige Sekunde lang still und tobten wie Derwische über die Bühne, dass es eine wahre Pracht war, ihnen zuzusehen. Wunderbar komplettiert wurde das Gesamtbild von den übertrieben geschmacklosen Viersaitern des Bassisten, bei denen man sich wirklich nur schwer entscheiden kann, ob man sie schön oder hässlich finden sollte. Für mich war an diesem Abend nicht nur die Live-Premiere, sondern überhaupt das erste Mal, dass ich etwas von D-A-D gehört habe. Ich persönlich kann mit dem aufgesetzten Poser-Rock der Dänen leider nicht viel anfangen, aber dem Publikum gefiel es sichtlich und die Fans gingen gut mit. Soundtechnisch wurde auch hier absolut erstklassige Arbeit abgeliefert und nach einer knappen Stunde war die Show vorbei. (Dennis)

Und hier muß ich dann doch mal einsteigen: Also, werter Kollege, erstens sind das keine Viersaiter, sondern Zweisaiter (wir wollen hier ja mal nicht übertreiben!) und zweitens sind die nicht übertrieben geschmacklos, sondern großartig. So, das mußte mal gesagt werden. Immerhin werden alle diese formschönen Bässe von Bassist Stig Pedersen höchstselbst entworfen und gebaut und ich bin immer wieder fasziniert, auf welche bekloppten Ideen der Mann kommt. So fand ich es auch extrem schade, daß es heuer nur eine geringe Anzahl der vielfältigen Bässe, die der Mann sein eigen nennt, zu sehen gab. Insbesondere der Raketenbass wurde natürlich schwer vermisst. Aber immerhin gab es mit dem Roter-Baron-Bass ein neues Exemplar. Großartig! Oder wie der Saarländer sagt: „Uff so Knepp muß ma erschd mol komme!“. Und wie man es schafft, noch nie was von D-A-D gehört zu haben… mein lieber Kollege, vor VOLBEAT war das die bekannteste Band Dänemarks! Aber gut, irgendwo kann ich schon verstehen, daß man mit der Band nichts anfangen kann. Ich persönlich fand den Auftritt aber großartig. Dabei ist es sogar mehr oder weniger egal, was die Band spielt – Stig Pedersens geniale Basskonstruktionen oder seine gewagten Kletteraktionen auf dem Drumkit (verwenden D-A-D eigentlich speziell verstärkte Schwergewichtsdrums?) und Jesper Binzers großartige Ansagen auf Deutsch sind eigentlich allein schon sehenswert. (Anne)

Setlist D-A-D:
Jihad
Evil Twin
Girl Nation
A New Age Moving In
Riding With Sue
Grow Or Pay
Reconstrucdead
Monster Philosophy
I Want What She’s Got
Bad Craziness



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OPERATION:MINDCRIME
Durch die Verzögerungen an diesem Abend betrat die neue Formation des ehemaligen QUEENSRYCHE-Sängers Geoff Tate die Bühne erst gegen 22:10 Uhr. Für mich persönlich war dieser Auftritt ein weiteres Highlight der Show, dem ich mit etwas Angst entgegentrat. Schließlich hatte man bei Mr. Tate in der Vergangenheit des Öfteren erlebt, dass er nicht wirklich gut bei Stimme war und eher lustlose Shows abgeliefert hat. Umso mehr Spannung baute sich in mir auf. Doch die Befürchtungen waren alle absolut unbegründet. Angekündigt war, dass das komplette QUEENSRYCHE-Meisterwerk „Operation:Mindcrime" live zelebriert werden sollte. Und genau das passierte dann auch, als die Jungs rund um Tate zu den bekannten Klängen des Album-Intros „I Remember Now" die Bühne enterten.
Während Geoff Tate selbst während der ganzen Darbietung eher leicht distanziert wirkte, tat seine Band ihren Teil, um nicht den leisesten Zweifel aufkommen zu lassen, dass sie in der Lage war, den epochalen Meilenstein den dieses Album darstellt, live zu transportieren. Unbändige Spielfreude, exzellente Technik und jede Menge Energie sprühten da ins Publikum und so kamen Hits wie „Revolution Calling", „Spreading The Disease", „The Needle Lies" oder „I Don't Believe In Love" hervorragend rüber – Geoff Tate selbst war an diesem Abend durchaus gut bei Stimme und traf die hohen Töne, aber Schwierigkeiten gab es dennoch. Sei es durch Monitorprobleme, Schwierigkeiten bei der Abmischung oder einfach die eher mangelhafte Mikrofon-Disziplin, immer wieder fehlten in Gesangspassagen ganze Textteile, die einfach verschluckt wurden. Das war wirklich jammerschade, denn ansonsten lieferten OPERATION:MINDCRIME eine absolut überzeugende Show, die nach über einer Stunde durch „Empire" vom gleichnamigen Album gekrönt wurde.

Setlist OPERATION:MINDCRIME:
I Remember Now
Anarchy-X
Revolution Calling
Operation:Mindcrime
Speak
Spreading The Disease
The Mission
Suite Sister Mary
The Needle Lies
Electric Requiem
Breaking The Silence
I Don't Believe In Love
Waiting For 22
My Empty Room
Eyes Of A Stranger
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Empire

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BLIND GUARDIAN
Nach einer weiteren, längeren Umbaupause, in der die Bühne erstmal mit einer imposanten Scheinwerfer-Batterie bestückt wurde, betraten die deutschen Metal-Könige schlechthin endlich zum Intro vom Hammeralbum „Beyond The Red Mirror" die Bühne. BLIND GUARDIAN eröffneten den Reigen mit dem 9-Minuten-Brocken „The Ninth Wave" und wurden von den Fans frenetisch empfangen. Direkt im Anschluss traten die Jungs aus Krefeld mit „Banish From Sanctuary" das Gaspedal bis zum Anschlag durch, was von den Fans begeistert angenommen wurde. Mit „Nightfall" gab es dann eine kurze Verschnaufpause, nur um mit „Fly" und „Tanelorn (Into The Void)" wieder Tempo aufzunehmen. Hansi Kürsch ließ keine Zweifel aufkommen, dass dieser Abend schweißtreibend werden würde, sowohl für die Band als auch für uns. Selten habe ich die Band so energiegeladen und brillant erlebt wie an diesem Abend. Und das trotz eines Verspielers bei „Lost In The Twilight Hall" und eines verpatzten Einsatzes von Hansi selbst bei „Lord Of The Rings". Auch BLIND GUARDIAN sind eben nicht perfekt, das macht sie nur umso sympathischer. Hit um Hit schmetterten sie ins Publikum und forderten der zum Brechen vollen Halle wirklich auch noch das letzte Quäntchen Energie ab. Der Sound war hier absolut perfekt und ließ absolut keine Wünsche offen – eine richtige Soundwoge baute sich vor der Bühne auf und brandete von dort durch die ganze Halle, um die Fans unter sich zu begraben – einfach fantastisch!
Die Meister aus Krefeld beendeten den Gig mit dem Hit-Triptychon „The Last Candle", „The Bards Song-In The Forest" und „Mirror Mirror" – nur um die lautstarken Zugabe-Forderungen der Fans dann doch noch mit „Majesty" zu entlohnen. So ging die Show nach gut 90 Minuten zu Ende und ich machte mich nach einem rundum gelungenen Abend erschöpft, aber glücklich auf den Heimweg.

Setlist BLIND GUARDIAN:
The Ninth Wave
Banish From Sanctuary
Nightfall
Fly
Tanelorn (Into The Void)
Prophecies
Lost In The Twilight Hall
Lord Of The Rings
Valhalla
Time Stands Still (At The Iron Hill)
Imaginations From The Other Side
The Last Candle
The Bard's Song – In The Forest
Mirror Mirror
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Majesty

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Bericht: Dennis
Fotos: Anne

 

Kategorie: Konzerte