Steakknife Record Release Party (03.10.2015, Saarbrücken)

Steakknife Release Party PosterSTEAKKNIFE rufen und alle kommen. Nachdem bekannt war, dass es endlich neues Futter von den Saarbrückern geben sollte, fieberte jeder Fan der legendären Punkrockband dem Releasedatum 25. September entgegen. Dieses Ereignis sollte aber noch in Form einer Release Party gefeiert werden, und so luden die Messer alle Fans ins Römerkastell ein, wo sie mit befreundeten Musikern ihrem neuen Album „One Eyed Bomb" den Weg in die Welt zeigten. Eine sehr coole Location haben sie sich dafür ausgesucht, denn das alte Werksgelände am Römerkastell hat einen sehr eigenen Flair. Sowohl Akustik als auch Räumlichkeit und Ausstattung sind sehr ansprechend, und man wundert sich, warum nicht mehr solcher Konzerte hier stattfinden außer den Elektro-Parties. Stimmen die Informationen, soll aber der komplette Gebäudekomplex zeitnah geschlossen werden. Aber bleiben wir bei dem heutigen Samstag Abend, wo sich mehrere hundert Zuschauer einfanden, um der neuen Scheibe gebührend Tribut zu zollen.

Mit im Gepäck hatten die Gastgeber noch drei Vorbands, die kaum unterschiedlicher sein konnten. Den Einstand machten ELEKTROMESSER, danach gab sich das Duo PRETTY LIGHTNING in die Ehre, bevor die EX-NERVEN den anwesenden Punkrockern schließlich richtig Appetit auf den folgenden Hauptact machte.

 

 

 

ELEKTROMESSER
Diese neue Formation bot ein eher untypisches Bühnenbild für eine solche Veranstaltung und erinnerte mehr an die typischen Elektroexzesse in diesen Hallen. Drei Laptops auf bunten Pulten war alles, was sich dem Zuschauer bot, bis die Herren Musiker die Bühne betraten, einheitlich mit Kopfbedeckung, Blinksonnenbrille und zünftiger Hemd-Schlips Kombi. Zu hören gab es Klassiker von STEAKKNIFE im neuen Gewand, nämlich verwurstet mit Disco- und Technobeats, teils geänderten bzw. ins Deutsche übertragene Texten und eben rein vom Laptop abgespielt. Wir fragen auch nicht nach der Notwendigkeit von drei Mann für einen Mausklick...wer das Konzept erkennt und etwas humorvoll seinen musikalischen Horizont erweitern möchte, ist hier bestens bedient, so empfand es zumindest das Publikum, das dem Trio mit amtlichen Applaus huldigte. Da lag es schon sehr nahe, dass KRAFTRAD die Anlehnung an KRAFTWERK verkörpert...
Lediglich 20 Minuten später wurde auch das aufwändige Bühnenbild im Handumdrehen demontiert, und man machte Platz auf der geräumigen Bühne für den nächsten Act.

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PRETTY LIGHTNING
Das Duo an Gitarre / Gesang und Schlagzeug / Percussion hat sich augenscheinlich den teils ruhigen, teils treibenden, psychedelischen Klängen der späten Sechziger und frühen Siebzigern verschrieben und fabrizierte einfache handgemachte musikalische Kommunenunterhaltung. Mit viel Effekten und experimentellen Soundfarben brachten die zwei Musiker die ersten Zuschauer mit ihrem „Ooze/Blooze" zum Tanzen und mentalen Einstimmen in die Welt der farbenfrohen Klänge. Ganze 45 Minuten dauerte ihr Programm, und das Publikum wollte sie auch danach eigentlich nicht gehen lassen. Überraschend, wenn man bedenkt, wem dieser Abend eigentlich gewidmet ist. Da muss man von der Vorstellung der musikalischen Engstirnigkeit doch erst einmal etwas Abstand nehmen.

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EX-NERVEN
Nicht nur STEAKKNIFE, sondern auch die lokalen Fans von den EX-NERVEN haben an diesem Abend einen Release zu feiern. Auch wenn sich die Band schon bei dem Hauptact umgesehen hat, so machen EX-NERVEN doch ihr eigenes Süppchen. Es geht zwar ebenso punkig, dennoch weniger hektisch zur Sache, dafür aber eine gute Kante noisiger und schräger, ebenso einen Ticken aggressiver, ohne dabei zu sehr Spaßbremse zu sein. So verstand es auch das Publikum, das die Vorfreude zum Punkhöhepunkt in vollen Zügen auskostete und sich schon warmtobte für später. Neue wie alte Songs wurden abgefeiert, und aufgrund der Tatsache, dass hier nun eine „vollwertige" Band mit immerhin drei Leuten und ebenso vielen Instrumenten auf den Brettern war, konnte man schonmal erahnen, was es hier soundmäßig noch um die Ohren geben wird. Aber auch zu dritt machten die Saarbrücker schon schön dicht auf der Bühne und ließen nichts anbrennen. Da kann dann wohl nur noch der Headliner einen draufsetzen.

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STEAKKNIFE
Die Jungs um ex-Ami Lee Hollis waren wohl jedem im Publikum mehr oder weniger bekannt, und so brauchte man keine lange Vorstellung, bevor die anfängliche Nervosität verflogen war. „Alte Säcke", so bezeichnet sich nicht nur die Band selbst, sondern auch die liebevollen Fans, die ihre Helden auch in dem stark erwachsenen Alter immer noch hoch schätzen und angemessen feiern. Im einheitlichen Bühnenoutfit und albumgerechter Optik stiegen die Lokalmatadore zum Aufwärmen erst einmal mit ein paar alten Schinken ein. Nach einem schönen Intro gab es zum Einstieg „Dad's A Cop" und „Dead Man's Car", bevor Lee ankündigte, dass nun das neue Album in seiner Gesamtheit dargeboten wird. Und ich muss sagen, live zündet „One Eyed Bomb" noch einen Ticken mehr als auf Platte. Zum Song „Harpoon" wurden die (Ex-) Frauen ans Mikro gerufen zur gesanglichen Backgroundunterstützung, die dann auch für einige Songs auf der Bühne blieben. Sänger Lee war sichtlich wie gewohnt etwas hektisch und nervös unterwegs, jedoch konnten die frenetischen Jubelschreie, das ausgelassene Pogen und Tanzen sowie diverse Bierduschen das Lampenfieber etwas senken und machten den Frontmann wiederum zum gewohnten Derwisch, der allerdings immer noch kaum deutsch spricht, auch wenn er schon einige Jahrzehnte hier wohnt. Doch das spielt an dem Abend wirklich keine Rolle, die Punkrocksprache verstehen alle Anwesenden und antworten ihr auch voller Enthusiasmus.
Nach dem Ende des Albums gibt es noch drei Zugaben, bevor sich die verschwitzten Akteure allmählich von der Bühne machen. Für manche ist der Abend damit recht schnell zu Ende, andere verlangen immer noch nach mehr und werden die Feierlichkeiten fortsetzen.
STEAKKNIFE haben nichts anbrennen lassen und sich ihren hohen Status in der Riege der saarländischen Bands erneut ein Denkmal gesetzt. Und die Fans haben es ihnen gedankt, denn der Rummel vor der Bühne und am Merchstand ließ noch lange nicht nach. Über 5 Stunden Vollbedienung für 12 Euronen – das nenn ich mal value for money! (Jochen)

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Setlist STEAKKNIFE:

Dad's A Cop
Dead Man's Car
One Eyed Bomb
Harpoon
Goddammit
Shake My Burrito
You Look Good
The Problem With The Concept
Shotgun Suzie And Shotgun Sam
Made Of Horse
Steakknife Song
Wired Ego
Shark In My Backyard
Finger In My Butt
Urine Asshole
Tiny Angry Rocks
Stop Looking At Me
Joe Cannon Has Left The Stage
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Parallel Universe Of The Dead
It's My Life
Hell Yeah

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Alle Fotos: Jochen

Kategorie: Konzerte