robertplant tourflyerGroß war die Hoffnung der Fangemeinde, als LED ZEPPELIN noch einmal für ein Konzert zusammen fanden, doch außer dem Mitschnitt "Celebration Day" gab es von dem Gig in der Londoner O2 World kein Nachbeben. Dabei wären John Paul Jones und Jimmy Page einer weiteren Tour nicht abgeneigt gewesen, doch ausgerechnet ROBERT PLANT machte dem Unterfangen einen Strich durch die Rechnung. Dabei ist der Frontmann derjenige, der seit der Trennung musikalisch am aktivsten war und auch heute noch viel unterwegs ist. So trommelte er die SENSATIONAL SPACE SHIFTERS wieder zusammen, die ihn bereits zu Beginn des Jahrtausends begleiteten und nahm mit ihnen im letzten Jahr "Lullaby... And The Ceaseless Roar" auf. Mit der Scheibe im Gepäck gastierte man nun schon zweiten Mal in Deutschland, wo man in der Frankfurter Jahrhunderthalle Station machte. So nutzte ich die Gelegenheit für NECKBREAKER eine der wenigen mir noch unbekannten Konzertlocations aufzusuchen. Auf Photos müssen die Leser allerdings aufgrund des Verbotes verzichten, so müssen hier nur die Worte sprechen.

KIDS OF ADELAIDE
Nach entspannter Anreise präsentierte sich der Kuppelbau mitten im Nirgendwo der Frankfurter Outskirts, umgeben von einer kleinen Parkanlage, welche den Anstehenden viel Platz zum Schlange bilden ließ. Dort wurde viel über einen möglichen Supportact spekuliert, doch wer sollte der Aufgabe gewachsen sein, vor solch einer Legende auf die Bühne zu gehen. Ein Minischlagzeug am Bühnenrand machte schnell klar, dass es ein Vorprogramm geben würde, umso überraschter war das Publikum, als gerade mal zwei Jungs die Bretter betraten, bei mit akustischen Gitarren und die Drums mit dem Fuß betätigten. Ihr Singer/Songwriterfolk stieß partiell in einige Lücken in Plants Diskografie, erinnerte jedoch eher an entschlackte BRUCE SPRINGSTEEN-Sachen.

Von der Aura her kamen die beiden gewöhnlichen Straßenmusikern gleich, und auch ihr hemdsärmeliges Auftreten verriet, dass sie nicht auf den großen Bühnen dieser Welt zuhause sind. Dass sie bei dem Bandnamen aus Stuttgart stammten, überraschte ein wenig, dass sie den Abend als Höhepunkt ihrer bisherigen Karriere priesen, sicher nicht. Einen lokalen Support vor solch ein Programm zu setzen grenzt schon an Irrsinn, wagemutig ist dies allemal. Und die Fans des Zeppelin-Barden machten es KIDS OF ADELAIDE nicht leicht, immer wieder gab es störende Zwischenrufe.
Doch das Duo zog sich achtbar aus der Affäre, indem sie es paar schlagfertige Sprüche auf Lager hatte. So gerieten auch mal längere Pausen zum Stimmen der Klampfen unterhaltsam und amüsant. Mut bewiesen Benjamin Nolle und Severin Specht auch, indem sie ihr Set komplett mit eigenem Material füllten und nicht versuchten mit Covern die Menge aus der Reserve zu locken. Nummern wie "Clown" oder "Mother´s Tear" wussten durchaus zu gefallen, bei "The Mountaineer" wurde sogar mal eine elektrische Gitarre ausgepackt, ohne dass die lockere Gangart aufgelöst worden wäre.

Bei einigen Anwesenden konnten die KIDS OF ADELAIDE durchaus Zustimmung ernten, die Call and Response-Spielchen wurden ebenso angenommen. Darüber hinaus gab es auch bei den Zuschauern ein paar kritische Stimmen zu den Störenfrieden. Wirklich zündende Songideen, welche sich nachhaltig im Gehör festsetzen, hatten die Zwei zwar nicht, aber ihre frische und unbekümmerte Attitüde war ansprechend. Als Aufwärmprogramm kamen sie gerade recht, so musste man beim Hauptact keinen Kaltstart hinlegen. Auch das Zubilligen von immerhin einer dreiviertel Stunde ist heute nicht immer üblich, doch viel mehr als Höflichkeitsapplaus sprang am Ende nicht heraus, da ist der Schatten der Attraktion des Abends zu groß.

ROBERT PLANT
Das zeigte sich sofort als das Licht ausging und das Stimmungsbarometer direkt nach oben schnellte. Da hätte es des alten Luftschiff-Gassenhauers, dessen Lyrics sicher nicht von Obst handeln, gar nicht bedurft, um die Meute ansatzlos glücklich zu machen. Überhaupt hatte der Mainman im Gegensatz zum letztjährigen Gastspiel die Zitate aus seiner glorreichen Vergangenheit noch erhöht. Wer nun annimmt, dass der sagenumwobene Sänger eine Covertruppe um sich geschart hat, irrt gewaltig, schon beim ersten Riff kam der typische Klang der SENSATIONAL SPACE SHIFTERS zum Tragen. Nur selten erlebt man eine Band, die sich mehrere Stücke eines anderen Interpreten völlig einverleibt.
Dabei ist der Name der Begleittruppe Programm, denn eine psychedelische Schwere und Zähigkeit durchzieht das komplette Material, die gänzlich in schwarz gekleidten Herren lassen es ein wenig lässiger angehen. So wirken die Arrangements deutlich abgehangener, manchmal schimmern gar postmodernistische Farben durch. Dabei hat man es keineswegs mit durchgestylten, glatten und gutbezahlten Studiocracks zu tun, ihr Erscheinungsbild und Auftreten lässt immer noch den Schweiß und Dreck erahnen, aus dem der Rock´n´Roll geboren wurde. Gerade jene Authenzität ist auch wichtig, um an diesen Klassikern bestehen zu können, das punktgenaue Nachzocken kann nur ins Auge gehen.

Richtig Spaß hatten sie beim folgenden, auf dem letztjährigen Album befindlichen Song, der deutlich gitarrenlastiger als auf Konserve rüberkam, was indes beim Publikum natürlich goutierte. Die beiden Sechssaiter waren die Tragesäulen des Klangbauwerks, welches an dem Abend errichtet wurde. Während Skip Tyson wie ein zu spät gekommener Althippie stoisch seine Riffs runterzog, sprang Justin Adams viel umher und sah aus, als wäre er seit seiner Jugend der größte THE CLASH-Fan. Nach einem der Songs an dem sie selbst mitwirkten, heulte der schwarze Hund unter lauten Jubel so richtig auf, die "Oh! Oh!"-Chöre füllten die stickige Kuppel. Noch lauter sollte der schwarze Hund heulen, als sich mit Juldeh Camara ein weiterer Musiker auf die Bühne gesellte und mit einer exotischen Fidel in die Coda mit einstieg.

Nun driftete man weit weg vom Original, der Opener von "Physical Grafitti" war sogar nur schwer zu identifizieren. Doch wer sich mit der Geschichte von LED ZEPPELIN auskennt weiß, dass die afrikanische Kultur stets eine große Rolle in ihrem Schaffen spielte. ROBERT PLANT lobte auch den Einfluss der schwarzen Musik auf die heutige Musikkultur, schließlich war der Blues zu Beginn seiner Karriere der wichtigste Baustein. Er vergass auch nicht Promoter Fritz Rau zu loben, der als einer der ersten diese Musik nach Europa brachte, und mit Plant und Page schloss sich der Kreis, indem sie die Rockmusik zu den Wurzeln des schwarzen Kontinents brachten. Auch der Rest der Truppe bediente sich immer wieder solch ausgefallenen Instrumenten oder verfiel in hypnotische, percussive Strukturen.

So ganz auf den Punkt agierten die SENSATIONAL SPACE SHIFTERS nicht, manchmal schien einer der Mitglieder lieber in seinem eigenen Kosmos zu musizieren. Vor allem Tastenmann John Bagott haute immer wieder elektronische Spielereien aus seinem Sequenzer heraus, die eher von KRAFTWERK stammen könnten. Manches wirkte frei gejammt, eher unfertig, aber dadurch sehr abenteuerlich. Mit dem selben Geist, der Plant mit seinen alten Mitstreitern immer nach neuen Ausdrucksformen suchten ließ, ist er auch heute noch unterwegs. Selbst auf der Bühne wurden die Songs weiter entwickelt, neue Ideen gesucht, was dem gesamten Gig eine unglaubliche Spontaneität verlieh. Zudem kündigte er auch an, jene Mitstreiter nach der Konzertreise für längere Zeit wieder aus seinem Dienst zu entlassen. Schon einmal war er jüngst auf anderen Pfaden unterwegs, erst mit Alison Krauss danach mit der BAND OF JOY.

Die Legende selber hatte immer noch Spaß an dem musikalischen Verwirrspiel, und das Glück in Frankfurt auf Anhänger zu treffen, welche seinen Weg mitgehen, neue Welten zu entdecken. Besonders wenn er ganz weit weg von den legendären Vorgaben seine Kreise zog, forderte er seine Fans zur Interaktion auf, und nahm die riesige Resonanz mit einem schelmischen Lächeln zur Kenntnis. Beneidenswert ist immer noch seine lockige Mähne, an den Schläfen in Ehren ergraut, lediglich das faltige Gesicht zeichnet den langen Weg als Mensch und Künstler nach.
Stimmlich konnte er ebenso beeindrucken, die Höhen schaffte der Mann noch immer. Noch beeindruckender war, wie sehr er sich in den Dienst der Mannschaft stellte, deren cooles Stageacting adaptierte und nie versuchte, im Vordergrund zu stehen. Nur wenn seine Hände das Mikro fest umklammerten, während er sich auf den Ständer lehnte, dabei den Oberkörper vorschob und den verführerischen Crooner raushängen ließ, blitzte der alte Rockgott auf.

Egal was die Sieben an jenem Abend auftischten, es schmeckte nach Freiheit, einer musikalischen Reise ohne Grenzen, selbst den unverzichtbaren Nummern am Ende konnte man in dieser Interpretation Neues abgewinnen. Songs aus verschiedenen Epochen verschmolzen zu einer Einheit, trotz der ausufernden Vielfalt, die aufgeboten wurde. Beklagen durfte man bloß das Fehlen frühen Solomaterials, vor allem Titel aus dem wunderschönen "Fate Of Nations". Wo Jimmy Page mit der aktuellen Re-Issue-Serie lieber die eigene Legende verwaltet, trägt ROBERT PLANT deren Spirit weiter. Würde er allabendlich die selben Songs in der gleichen Form runterbeten, hätte er auch den Zeppelin wieder steigen lassen können. Doch das Korsett erschien ihm zu eng, diese einhundert Minuten demonstrierten, warum er seine eigenen Wege geht. (Pfälzer)

Setlist ROBERT PLANT:
The Lemon Song
Turn It Up
Black Dog
Another Tribe
Poor Howard
Spoonful
Rain Song
Dazed And Confused
Trampled Under Foot
Little Maggie
Custard Pie
Funny In My Mind (I Believe I´m Fixin´To Die)
Hoochie Coochie Man/Whole Lotta Love
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Rainbow
Satan Your Kingdom Must Come Down
Rock And Roll

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