live 20150703 02Die Mitte der Siebziger Jahre beginnende Karriere von BILLY IDOL ist nicht nur von Höhen und Tiefen geprägt, eigentlich ist es ein kleines Wunder, dass William Broad (so der bürgerliche Name) auch mit fast 60 Lenzen auf dem Buckel noch aktiv die Bretter, die die Welt bedeuten, bearbeiten kann. Fast auf den Tag genau vor einem Jahr habe ich an gleicher Stelle ZZ TOP gesehen, nun gut musikalisch haben die texanischen Bluesrocker und der extrovertierte Ex-Punk nahezu nichts gemeinsam, aber es ist schon bemerkenswert, wie beide "Künstler" ihre optischen Markenzeiten über die Jahre transportiert haben, ohne augenscheinlich älter zu werden.

Momentan scheint BILLY IDOL nach einigen Jahren kreativer Pause wieder auf der Überholspur unterwegs zu sein, der Konzertkalender ist prall gefüllt, im letzten Jahr erschien nicht nur seine offizielle Autobiografie „Dancing With Myself", sondern auch ein neues Studioalbum, „Kings And Queens Of The Underground" betitelt.

Dieses hatte BILLY IDOL sozusagen auch im Gepäck bei seinem Gig in Saarbrücken, quasi als Zwischenshow zwischen diversen Festivalauftritten angedacht. Den passenden Song für diesen Tag hatten BILLY IDOL samt Band anscheinend nicht eingeprobt, denn nichts hätte besser gepasst als eine heiße Version von „Hot In The City". Als man die heiligen Hallen der Saarlandhalle betrat, stellte man sich unweigerlich die Frage, wann wird hier endlich die Heizung abgestellt, sicherlich ein Grund dafür, dass die Halle nur gut zur Hälfte gefüllt war, bei fast 40 Grad gibt es sicherlich bessere Alternativen als einen Indoor-Konzertbesuch, sicherlich aber auch schlechtere!

THE LONDON SOULS
Das ist eine gute Überleitung zur Supportband, die man für diesen Abend organisiert hatte, THE LONDON SOULS, stammend nicht aus der britischen Metropole, sondern aus New York. Es hätte sicherlich schlechtere Vorbands geben können, aber auch bessere, wenngleich es zwischen den gespielten Songs und auch am Ende durchaus auch Applaus für das Duo gegeben hat. Diese Zweierbesetzung ist dann gerade auch das große Plus dieser Band, gleichsam aber auch der größte Negativfaktor. Zu zweit sind Tash und Chris auf einer großen Bühne ziemlich auf sich alleine gestellt, eine Gitarre, Schlagzeug und dazu Gesang, da ist es nicht so einfach, ein abwechslungsreiches Songwriting sowie Showeffekte hinzubekommen.

Die halbe Stunde, die man der Band zur Verfügung gestellt hatte, konnte man sich gut anschauen, der Mix aus der Rockmusik der späten Sechziger und frühen Siebziger hinterließ einen nicht uninteressanten Eindruck, ich weiß aber ganz genau, dass die Band für einen 90-minütigen Headlinergig noch zu wenig zu bieten hat. Dazu fehlt dem Songmaterial das gewisse etwas, gekonnt gesetzte Melodien und vor allem eben die Abwechslung, immerhin präsentierte sich das Duo bei komplett fehlender Lightshow (es gab wirklich gar keine, die Band agierte etwas zu sehr im Halbdunkel) und brauchbarem Sound, optisch in Harmonie.

live 20150703 01

BILLY IDOL
Hätte ich BILLY IDOL letztes Jahr bei seinem Konzert in Esch-sur-Alzette live gesehen, wäre ich bestimmt etwas enttäuscht gewesen, denn so viel kann ich bereits sagen, BILLY IDOL präsentierte an diesem Freitagabend nahezu ein identisches Programm, allerdings leicht gekürzt, vielleicht der Hitze geschuldet, vielleicht auch nicht, wir werden es nie erfahren. Trotzdem hatte ich nicht das Gefühl, dass die Leute nach den gut 100 Minuten unzufrieden in die Saarbrücker Nacht gezogen sind. Ich bin es auf jeden Fall positiv gestimmt und gut gelaunt gewesen, wenngleich dieser Auftritt nichts für die Ewigkeit gewesen ist.
Immerhin muss man BILLY IDOL zwei Dinge zu Gute halten, er hat es geschafft, die fünf neuen Songs so in sein Programm zu integrieren, dass es nie langweilig geworden ist, ansonsten gab es wirklich nur Klassiker zu hören, und wenn man diese so aufzählt, ist es schon überraschend wie viele Hits dieser Pop-Punker im Laufe der Zeit gehabt hat, die auch heute immer noch gerne im Radio gespielt werden.

„Cradle Of Love", „Dancing With Myself" als erstes richtiges Highlight, "Flesh For Fantasy" direkt hinterher, "Sweet Sixteen", angedacht zum Verschnaufen und zum Zurückdenken, an eine Zeit, als man noch jung war, "Rebell Yell" oder "White Wedding" als erste Zugabe. Die neuen Songs können da nicht ganz mithalten, trotzdem kann ich mir vorstellen, dass gerade „Postcards From The Past" und „Can't Break Me Down" auch zukünftig zum Liverepertoire gehören werden.

Die zweite Sache, die an diesem Abend erst negativ, im Laufe der Zeit aber umso positiver auffiel, ist der völlige Verzicht von externen Showelementen. Es gab keine Videoleinwände, keine aufwendige Lightshow, keine Einspieler, der Gig hatte einen ursprünglichen Charme von einem Clubkonzert. Nicht alles war perfekt, dafür aber eben live und ehrlich und dass BILLY IDOL weiß, wie er sich auf der Bühne zu bewegen und zu verhalten hat, um die Leute (vor allem die Damen) für sich zu begeistern, das ist sowieso bekannt.
Zumindest da schien nichts dem Zufall überlassen zu sein, die Outfitwechsel, die Gesten, das Verteilen von Gimmicks wie Frisbeescheiben und Autogrammen, eine Person darf sich jetzt auch über ein verschwitztes Shirt von Idol freuen, ich bin es zum Glück nicht; all das hatte schon etwas von einer Inszenierung, bei der man aber nicht vernachlässigen soll, dass sich BILLY IDOL gesanglich deutlich besser präsentierte als ich es erwartet hatte.

Neben BILLY IDOL selber gab es natürlich auf der Bühne noch einen weiteren Musiker, der ihm häufiger sogar die Show stehlen konnte und den ich eigentlich gar nicht vorstellen brauche, denn BILLY IDOL ist ohne seinen Kompagnon an der Gitarre, Steve Stevens, kaum vorstellbar. Auch dieser hat es drauf, sich optisch in Szene zu setzen, aber auch das Spiel mit den sechs Saiten beherrscht Stevens natürlich in Perfektion, was er nicht nur in einer fast 10 minütigen Soloeinlage unter Beweis stellen durfte, die viele verschiedene Stile abdeckte, sondern auch sonst wurden die Scheinwerfer immer wieder auf Steve Stevens gerichtet. Man kann es auch so sagen, diese beiden mussten mit ihrem Temperament ausgleichen, dass die anderen Musiker stärker im Hintergrund geblieben sind. So bunt wie die Musik von BILLY IDOL ist, so bunt setzte sich auch die Band zusammen.

Bei genauerer Betrachtung gäbe es sicherlich noch mehr zu berichten über diesen heißen Abend, insgesamt ein kurzweiliges, unterhaltsames Konzert, also am Ende doch genau die richtige Entscheidung getroffen. (Maik)

Setlist BILLY IDOL:
Postcards From The Past
Cradle Of Love
Can't Break Me Down
Dancing With Myself
Flesh For Fantasy
Save Me Now
Ready Steady Go
Sweet Sixteen
Eyes Without A Face
Steve Stevens Solo
One Breath Away
Whiskey And Pills
Rebel Yell
White Wedding
Mony Mony

Ein besonderer Dank geht dieses Mal an Stephan Junkes und Saarevent!

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Pfaelzers Avatar
Pfaelzer antwortete auf das Thema: #17302 8 Jahre 8 Monate her
Was ich noch fragen wollte: Wie oft hat er sich wieder angezogen, damit er sich wieder ausziehen kann? Und hat er sich wieder in die Hand gerotzt, u es sich danach im Gesicht zu vereiben?

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