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20150619 helldozers mtc200pxWas könnte man an dem Wochenende, an dem eigentlich das Metalfest an der Loreley hätte stattfinden sollen als Ausgleich tun? Richtig, von Saarbrücken nach Köln fahren. Nein nicht zu AC/DC, die gleichzeitig auf der Jahnwiese spielen, sondern mitten rein in die Stadt ins MTC Cologne! Ein Underground-Konzert, so richtig schön im Kölner Untergrund und das sage ich deshalb, weil es erst mal tief die Treppe runter geht um zum Ort des Geschehens zu gelangen.

 

Dort erwartet mich und meine Begleiterinnen eine Mischung aus Kitu-Club, Kleiner Klub und Devilsplace. Die erste Band macht schon Lärm, als wir mit Verzögerung eintreffen. Denn trotz moderner Technik und den ortskundigen Anweisungen meiner Copilotin sind wir, wegen zahlreicher unvorhersehbarer Baustellen, zu spät dran.

OLD CANNIBAL

Nachdem ich mich nach dem Regen auf dem Hinweg etwas trocken gelegt und mich mit einem großen Weizenbier (Kölsch - würg) belohnt habe schaue ich nach OLD CANNIBAL, die gerade in der Mitte ihres Sets zu sein scheinen. Die Band trägt überwiegend Masken und bewegt sich etwas unbeholfen zu ihrer Musik. Leider ist der Sound unter aller Kanone und es fällt mir schwer dem traditionellen Metal-Gefiedel des Vierers aus Köln zu folgen. Sänger Timm versucht die Anwesenden vor der Bühne in Stimmung zu bringen und freut sich über die Reaktionen. Leider liegt er das ein oder andere Mal neben den Noten, die Bass und Gitarre vorgeben und so wirkt der Gesang zusätzlich sehr schräg. Ob das gewollt ist oder nicht kann ich durch den eh schon schlechten Sound nicht beurteilen. Eventuell hört er sich ja nicht gut genug. Ich kann auch beim nächsten Song der Band nicht wirklich Folgen und oft gibt es auch bei melodiösen Liedteilen einen zeitlichen Versatz zwischen Bass und Gitarre, was mich zusätzlich verwirrt. Immerhin gibt es mit "Legion Of Dumb" einen Song zu hören, den ich mir schon bei Youtube anhören konnte, um mir ein Bild von OLD CANNIBAL zu machen. So sympathisch die Kölner Jungs auch wirken, musikalisch kommt bei mir leider nichts an. Insgesamt wirkt der Auftritt wie eine Probe unter Freunden. Die immerhin fünfzig anwesenden Gäste, hätten ja auch zu AC/DC fahren können oder sogar zum ONKELZ - Massenspektakel. Also können OLD CANNIBAL sonst gar nicht so schlecht sein und mein erster Eindruck täuscht. Man erwartet bei diesem griffigen Bandnamen einfach mehr. Immerhin hatten alle Spaß und nur das zählt letztendlich.

              live 20150619 0102 oldcannibal     live 20150619 0101 oldcannibal

SOBER TRUTH

Die Umbaupause währt nicht lange, denn hier spielt scheinbar jede Band mit dem Zeug der anderen weil der Backstagebereich nicht einfach zu erreichen ist.
SOBER TRUTH sehen sehr entspannt ihrem Auftritt entgegen und wirken trotz blendender LED-Scheinwerfer sehr abgebrüht und professionell.
Es geht schon mal richtig dick los und auch die Ansage man sei die berühmteste Band aus Bonn ist schon mal kernig. Der Metal, den die vier Bonner Metalheads spielen, ist kraftvoll und grooved gleichzeitig ohne Ende. Bandkopf Torsten, welcher wie eine Mischung aus Ville zu SENTENCED - Zeiten und einem Kumpel von mir aussieht, treibt die Leute an und erntet die gewünschten Reaktionen aus den schätzungsweise 30 Leuten, die ganz vorne mit dabei stehen. Der Rest verliert sich an der Bar oder qualmt draußen. Schon sind auch die ersten Leute zu sehen, die schön die Matte schwingen oder mit tanzen.
Mit "Black Demon" haben SOBER TRUTH ein groovige und vom traditionellen Metal angehauchte Nummer im Programm die vor allem aber durch den vielschichtigen Gesang, von Growling bis Clean besticht.
Wie Frontmann Torsten anmerkt könne man sich gut gegen die Konkurrenz, der gerade stattfindenden Konzerte von AC/DC und den ONKELZ behaupten, was von den anwesenden Menschen vor der Bühne johlend bestätigt wird. Sehr schön ist auch zu sehen, dass alle Bandmitglieder sich in die Show integrieren und nicht nur ihren Part runternudeln. Basser Sebastian steuert auch ein paar Growls bei und headbangt was der Nacken hergibt. Ich hab mir leider nicht alle Song Ansagen merken können, denn ich war zu sehr von der enthusiastischen Show abgelenkt, aber hier sollte man definitiv mal ein Ohr riskieren, wenn man auf Metal und Rock mit Thrash - Einschlag steht. Zu meinem Leidwesen geht wegen technischer Probleme leider der Drive zum Schluss flöten, der von Anfang an die Show bestimmt hat. Man sollte diese Zwangspause jedoch nicht mit unmotivierten Drum- und Basssolos füllen. Insgesamt gesehen ein prima Gig, der nicht zuletzt von der Präsenz und Gesichtsgymnastik von Sänger und Gitarrist Torsten lebte. Hier merkt man die lange Erfahrung, die man auf zahlreichen Gigs gesammelt hat und SOBER TRUTH ist durchaus eine Reise wert.

                                                live 20150619 0201 sobertruth

THE HELLDOZERS
Ein Grieche, ein Russe und ein Deutscher gehen in eine Bar...! So und nicht anders müssen Bandgeschichten beginnen! THE HELLDOZERS existieren seit 2010 und wollten von Anfang an nichts weiter zusammen machen als pumpenden, vorwärts treibenden Metal mit Southernrock Einschlag.
Zu Beginn des Gigs gibt es erst mal Schnaps in Form von Ouzo für alle, welcher in kleinen Bechern am Bühnenrand platziert ist. Das lockt und Sänger Tony gibt bekannt, dass sie nicht eher anfangen zu spielen, bis alles ge- oder betrunken ist. Ich finde das Zeug ja bäh und hoffe auf einen schnellen Beginn des Gigs, da einige sofort in die vollen Greifen. Ich hatte die Band für mich entdeckt, nachdem ich den Namen auf dem Shirt von Neckbreaker - Neukollegin Jenny gelesen habe und ich mich mal schlau gemacht habe, was die so für Mucke machen.
So beginnt dann die Show mit einem neuen Song, den ich bisher noch auf keiner Veröffentlichung entdeckt habe. Mit "Burning Like A Flame" lassen einen die HELLDOZERS spüren, wie heiß sie auf diesen Auftritt sind.
Tony macht starke Gesten zur Musik, wenn er nicht gerade großartig ins Mikro röhrt. Oft erinnert er an Phil Anselmo zu seligen PANTERA - Zeiten. Basser Philipp, anfangs noch die Haare zu einem Knödel mitten auf dem Kopf gebunden, schüttelt schon nach kurzer Zeit seine Matte. Die Energie der Band ist schon beim zweiten Song auf die Leute übergeschwappt, die entweder Mitsingen, Tanzen oder Headbangen.
Gitarrist Atha grinst immer wieder mal über die jubelnden Gestalten vor der Bühne, die vornehmlich aus Mädels bestehen - da würde ich auch grinsen. Drummer Sebastian legt sich ebenfalls mächtig ins Zeug und treibt die anderen vor sich her. So eine Band hat definitiv eine größere Bühne verdient, denn die Gestik von Tony ist ab und an sehr ausladend und droht mit Gitarre und Bass zu kollidieren. Sehr sympathisch sind übrigens die mit russischem Akzent gefärbten Ansagen. Da gibt es auch tatsächlich einen neuen Song mit Bezug zu einem russischen U-Boot, den man bei Soundcloud bewundern kann: " Dark Water K-141". Der Song wurde gerade frisch vorgestellt und erfährt heute seine Livepremiere. Da ich den Song Zuhause und auf der Hinfahrt noch gehört hatte, konnte ich sogar schon ein paar Zeilen mit summen.
Nach den neuen Liedern, gibt es noch bekanntes der letzten Veröffentlichungen zu hören. Am Ende des Sets angelangt gibt es noch eine Mitmachnummer auf die Ohren, die sich "Fuck The King" nennt. Die Band bedankt sich dann hektisch und beginnt mit dem Abbau. Die Rockdisko im Anschluss musste schließlich pünktlich beginnen. Die zahlreichen Fans jubeln den HELLDOZERS noch kräftig zu und die packen grinsend ihr Zeug zusammen. Ein Gig ganz nach meinem Geschmack also. Herrlich roher und ungekünstelter Rock gepaart mit treibendem Metal.
Nachdem alle Bands ihr Equipment mehrere Treppen nach oben auf und über die Hauptstraße bugsiert haben, bleibt noch kurz Zeit für einen Plausch mit dem ein oder anderen Musiker.
Wie schon erwähnt, sehr sympathisch - alle! Da freut man sich doch glatt auf den nächsten Gig! Vor allem aber hat sich der lange Weg definitiv gelohnt!

Setlist THE HELLDOZERS:
Burning Like A Flame
Take Your Life
Hell
Dead Or Alive
Sinner
Burn
Bullet In A Gun
Hate Sweet Hate
Dark Water K-141
Don't Stop To Hate Me
Real Man
Time For Revolution
Back To Hell
Fuck The King

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               live 20150619 0302 thehelldozers     live 20150619 0308 thehelldozers

Fotos: Jenny

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