Moonspell + Septic Flesh + Lacrimas Profundere (01.04.2015, Esch-Sur-Alzette/LUX)

moonspell flyerBislang war es mir noch nicht vergönnt eine komplette Show der Portugiesen zu sehen, bislang durfte ich sie nur auf Festivals oder kleinen Festivaltouren genießen. Dabei liegt mein erster Kontakt mit ihnen schon weit zurück, mit dem Erfolg ihres zweiten Albums "Irreligious" konnten sie auch mich auf ihre Seite ziehen. Diesem Erfolg liefen sie lange nach, gerade Ende der Neunziger mit den zu schnell ändernden Zeitgeistern verzettelten sich auch MOONSPELL ein wenig. Doch seit etwa zehn Jahren, in denen die Alben nicht mehr so schnell hintereinander, dafür durchdachter kamen, fanden sie ihre eigene Linie, die ihre treue Fanbase wahren konnte. Kurz nach der Veröffentlichung ihres zehnten Longplayers "Extinct" ging es damit auf Tour. An dem Abend in der Kulturfabrik im luxemburgischen Esch-Sur-Alzette gab es eine weitere Premiere für mich, denn bislang kannte ich das Venue nur von diversen Metalbörsen. Begleitet wurden die Südeuropäer von den Griechen SEPTICFLESH und den deutschen Gothicrockern LACRIMAS PROFUNDERE. (Rainer)


LACRIMAS PROFUNDERE

Noch am Vortag haben wir auf der Homepage der Kufa nachgesehen. Einlaß 19:30, Beginn 20:00 Uhr stand dort. Und das stimmte mit den Angaben auf den Konzerttickets überein. Da wir gut durchkamen, waren wir trotzdem schon um kurz nach 19:00 Uhr vor Ort. Daß der Einlaß schon begonnen hatte, wunderte uns zwar, aber warum auch nicht? Also drin noch ein Getränk geholt und auf gemütliches Warten eingestellt. Doch bereits um 19:20 gingen auf einmal die Lichter im Saal aus und LACRIMAS PROFUNDERE betraten die Bühne. Nicht nur uns schien das zu überraschen – bisher waren kaum Leute vor Ort und die Band mußte vor mageren drei Reihen beginnen. Ziemlich undankbar. Im Laufe des Auftritts kamen dann aber doch noch viele Zuschauer dazu und gegen Ende war der Saal gut gefüllt. Aber so kam auch erst gegen Ende wirklich Stimmung auf und die ersten Songs waren im Grunde Perlen vor die Säue. Schade. Dazu kommt noch der extrem schlechte Sound, der den Songs nun wirklich nicht gut tat. LACRIMAS PROFUNDERE waren gut, aber auf ihren eigenen Headlinershows habe ich sie schon deutlich besser gesehen. Was aber in diesem Fall eher nicht an der Band, sondern vielmehr an den äußeren Umständen lag. Schade. (Anne)

Setlist LACRIMAS PROFUNDERE:
Dead To Me
Remembrance Song
A Sigh
Antiadore
My Release In Pain
My Mescaline
Ave End

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SEPTICFLESH
Nach einer relativ kurzen Umbaupause folgte ein relativ langes orchestrales Intro, welches mich an irgendetwas erinnerte. Nach und nach kamen die Vier auf die Bühne und legten direkt mit Vehemenz los. In Mittelpunkt des Geschehens stand Kristos Antoniou, der seinen Bass wie ein wilder traktierte, wenn er ihn nicht gerade zum Posen  durch die Luft wirbelte. Sein Gesang pendelte gekonnt zwischen tiefen Growls, harschen Gekeife und klassischen Metalshouts. Vom Stageacting her war er zwar wenig unterwegs, konnte sich aber durch seine wuchtige Präsenz in Szene setzen.

Seine beiden Nebenleute an den Gitarren, Spiros Antoniou und die Liveaushilfe Psychon, beschränkten ihre Erscheinung ebenso lediglich auf gepflegtes Schütteln der Matten, verharrten ansonsten auf ihre Positionen. Allerdings tat sich vor allem Antoniou schwer, seine ultralangen Rastas überhaupt in den Flugmodus zu bekommen. Dass sie auf der Bühne weniger auffielen war ja nicht so tragisch, nur war ihr Anteil am Gesamtsound speziell in den ersten Songs sehr gering. Das lag nicht an ihrem Spiel, sondern an dem sich später ein bisschen bessernden Mix, welcher die Doublebass und die Orchestrierungen vom Band zu stark betonte.

Ich finde es ohnehin etwas schade, wenn bei Bands so viele Parts eingespielt werden, auch wenn diese die Musik sehr toll unterstützen. Doch irgendwie wirkt das alles unecht, vor allem, wenn man die Sechssaiter lediglich in den ruhigeren und doomigen Passagen vernehmen kann. Dann erzeugten die Kompositionen diese tiefe Wucht, welche die Filmscore-artigen Orchestrierungen verstärkte.
Beim Blick auf die Rüstung des Frontmannes fiel mir auch ein, woher ich das Ganze kenne, ich hätte es nur etwas nördlicher als der griechischen Heimat der Band verortet. "Bram Stoker´s Dracula" von Francis Ford Coppola war allgegenwärtig, in der Mittelaltersequenz trägt Gary Oldman den selben Panzer in Rot. Kaum hatte ich meine Assoziationen mit meinem Kumpel nebenan geteilt, zeigte mir die Ansage zum dritten Song, dass ich mich auf der richtigen Fährte in Richtung Karpaten befand.

Dieses Thema sollte den Zuschauern auch noch öfter begegnen, und ähnlich wie die anderen Südeuropäer im Billing bedienten sich auch SEPTICFLESH vieler okkulten Symbole, was auch das riesige Backdrop deutlich machte. Auch wenn der Kopfkinoanteil an ihrer Mucke ziemlich hoch ist, war in der nun dichter stehenden Menge vor der Bühne eine Menge Bewegung zu vernehmen. Das lag vor allem daran, dass der starke neue Drummer Krimh, der schon für BEHEMOTH und DECAPITATED die Kessel rührte, die Songs mächtig voran trieb. Bei der Auswahl ihres fast einstündigen Sets beschränkten sich die Griechen auf die drei Alben seit der Neugründung. Das mag ältere Fans etwas gestört haben, die Reaktionen auf die einzelnen Stücke gaben ihnen aber recht. (Pfälzer)

Setlist SEPTICFLESH:
War In Heaven
Communion
Order Of Dracul
A Great Mass Of Death
Pyramid God
Titan
Prototype
The Vampire Of Nazareth
Lovecraft´s Death
Anubis
Prometheus

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MOONSPELL
In der nun längeren Pause wurde die Bühne für den Headliner hergerichtet. War das Bühnenbild des Special Guest schon sehr düster, setzten die Portugiesen noch einen drauf. Am Drumkit wurde eine überdimensionale Tierschädelattrappe befestigt und vor den Keyboards ragten Orgelpfeifen wild in die Höhe. Als die Helden endlich nacheinander die Bühne betraten, bereitete ihnen die Kulturfabrik einen warmen Empfang. Diese Energie nahmen die Gothic Metalurgesteine direkt mit in den Opener des aktuellen Albums, der auch das Set eröffnete.

Trotz aller Düsternis wirkte der Fünfer am vorletzten Tourtag sehr ausgelassen. Natürlich stand die Theatralik im Vordergrund, welche Fernando Ribeiro immer wieder mit seiner Mimik und Gestik unterstrich. Seine Wandlung mitzuverfolgen ist immer noch interessant, denn gerade bei den neuen Stücken zeigte er sich von seiner sehr melodischen Seite. Nutzte er seine ungewöhnlich tiefe Stimme früher neben den Grunts eher für Sprechgesang, so hat er über all die Jahre erstaunliche Fortschritte gemacht. Auch als Frontmann war er unheimlich präsent und suchte immer den Kontakt zum Publikum. Nur mit seinen französischen Ansagen konnte ich mich nicht anfreunden.

Zu allererst sind MOONSPELL nämlich eine Metalband und diese gab an dem Abend Gas. Hinter seiner Schießbude trieb Mike Gaspar immer wieder an, haute ein paar rockige Breaks dazwischen. Vor ihm war es vor allem seinem Rhythmuspartner Aires Pareira beackerte seine linke Bühneseite permanent und schüttelte seine Locken, während der Kopf seines Langholzes fast schon ins Publikum ragte. Etwas ruhiger ließ es auf der anderen Seite Ricardo Amorim angehen, der meist breitbeinig seine Riffs raus haute. Am meisten glänzen konnte er bei seinen melodischen Leads, die er mit einer Grazie darbot, die er auf Konserve nur andeutet.

Dahinter legte Pedro Paixao immer wieder schöne Synthesizerflächen darunter und ließ bei flotten Pianoläufen aufhorchen. Zum Leidwesen der zahlreich anwesenden weiblichen Gattung blieb er heute an seinem Stamminstrument und unterstütze Amorim nicht wie zuletzt als zweiter Axtschwinger an der Front. Doch auch er hatte sichtlich Spaß an seinem Vortrag, der immer wieder von den Fans abgefeiert wurde. Ein paar Mal nahm Ribeiro sogar das Wort Rock´n´Roll in den Mund, was man den Düstermetallern gar nicht zugetraut hätte, doch auf der Bühne rocken die Herren mit ihrem südländischen Temperament.

Zugute kam ihnen auch, dass der Sound nun deutlich ausgewogener aus den Boxen kam, und die Details hörbar machte. Lautstark machte sich auch immer wieder der Publikumschor bemerkbar, besonders bei ihrem großen Hit, der an dritter Stelle sehr früh verbraten wurde. Das zeugt natürlich vom Vertrauen der Musiker in sich selbst und ihr neues Material. Das gab es an dem Abend zu Genüge, in den 95 Minuten wurde fast das komplette "Extinct"-Album gezockt.
Leider war das auch der einzige Knackpunkt der Show, es trat genau der Effekt ein, den ich schon vor drei Jahren bemängelt hatte. Auch auf der Tour zum "Alpha Noir" wurden nur Stücke vom seinerzeit aktuellen Dreher und den ersten beiden Referenzwerken zum Besten gegeben. So gab es von der letzten Langrille nur einen Titel, die tollen Alben Mitte bis Ende des vergangenen Jahrzehnts blieben alle unberücksichtigt. Und genau das hatte ich mir bei einer Headlinershow gewünscht. Vielleicht habe ich die Band in ihrer Frühphase zu oft gesehen, denn es waren diese Klassiker, die die lautesten Reaktionen hervor riefen. (Pfälzer)

Setlist MOONSPELL:
Breathe (Until We Are No More)
Extinct
Opium
Awake
Last Of Us
Medusalem
... Of Dream And Drama (Midnight Ride)
Funeral Bloom
Domina
Malingia
The Future Is Dark
Em Nome De Medo
Vampiria
Aeternum
Alma Mater
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Mephisto
Full Moon Madness

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Kategorie: Konzerte