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saintvitus ornagegoblin live 20141023Was passt besonders gut zu einem grauen Herbsttag Ende Oktober? Richtig, eine ordentliche Portion Doom Metal. Genau davon gab es am Donnerstag, dem 23.10.2014 eine volle Breitseite in der Garage Saarbrücken. Doch es kam nicht irgendeine achso okkulte Truppe in die Landeshauptstadt an der Saar, sondern eine der dienstältesten Bands des Genres. SAINT VITUS feiern dieses Jahr ihr 35-jähriges Jubiläum und als ob das noch nicht genug wäre, auch noch den 27. Geburtstag ihres Kultalbums "Born Too Late". Bereits im Vorfeld gefiel mir die Tatsache, dass mit ORANGE GOBLIN nur eine Vorband am Start war und ein überlanges Billing mit zwangsweise kurzen Spielzeiten somit wegfiel.

ORANGE GOBLIN
Ärgerlich war die lange Wartezeit, denn eigentlich sollte es um 19:30 Uhr losgehen, doch der Vierer aus London betrat erst um 20:10 Uhr die Bühne. Vor dem Einlass sinnierte ich noch darüber, ob das Konzert nicht doch in den angrenzenden Kleinen Klub verlegt wird, denn vor der Tür konnte man die Besucher an drei Händen abzählen. Doch zum verspäteten Kobold-Start hatte sich die abgetrennte Garage doch ganz gut gefüllt. Es gab eine kurze Begrüßung durch Sänger Ben Ward und schon legten die Engländer los. Der Goblin legte einen energischen Start mit "Scorpionica" hin. Ward ließ seinen englischen Charme spielen und fragte das Publikum, ob er sich nun mit "dankeschön" oder "merci" für die anfangs noch etwas zurückhaltenden Reaktionen bedanken soll. In "Heavy Lies The Crown" vom erst kürzlich veröffentlichen "Back From The Abyss"-Album kamen vermehrt Blues- und Classic Rock-Wurzeln zum Vorschein, was dem Bandsound auch gut steht. Das meist heavy groovende Songmaterial, der fast ununterbrochen bangende Basser Martyn Millard und die zahlreichen Animationsversuche von Fronter Ward trugen dazu bei, dass immer mehr Fäuste in die Höhe gereckt wurden. Der dynamische Songaufbau von "Round Up The Horses", das mit MOTÖRHEAD-Schlagseite versehene "Devil´s Whip", sowie die coole Zombie-Film-Hommage "They Come Back" (inklusive Zombie-Walk und Bissattacke gegen Gitarrist Joe Hoare) machten den Auftritt der sympathischen Stoner-Band zu einer runden Sache.

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Setlist ORANGE GOBLIN:
Scorpionica
Acid Trial
Saruman´s Wish
Sabbath Hex
Heavy Lies The Crown
Blue Snow
Round Up The Horses
Into The Armes Of Morpheus
Devil´s Whip
The Fog
They Come Back
Quincy The Pig Boy
Red Tide Rising

 

SAINT VITUS
Die neben PENTAGRAM wahrscheinlich einflussreichste klassische amerikanische Doom-Band um Gitarrenhexer Dave Chandler gibt es nun schon seit sage und schreibe 35 Jahren. In den dreieinhalb Jahrzehnten erlebten die Musiker Höhen und Tiefen, haben aber immer an ihrem Stil festgehalten. Seit einigen Jahren sind sie wieder mit ihrem zweiten Sänger Scott "Wino" Weinrich unterwegs, räumen auf sämtlichen Bühnen ab und bescherten ihrer Fangemeinde 2012 sogar eine neue Platte.

Traditionell eröffnete Chandler die Doom-Messe mit einer kurzen Ansage, damit auch jeder weiß, mit wem er es gerade zu tun hat. Und schon ging der Riffreigen mit dem unverwechselbar knarzigen Marshall-Sound los. Der wie eine Redneck-Version von Gandalf dem Grauen wirkende Saitenmagier ließ seine Flying V von Anfang an rauchen. Seine Riffs sind unheimlich simpel, treffen aber immer ins Schwarze und veranlassten jeden, der auch nur ein bisschen was für Doom übrig hat, dazu seine Nackenwirbel in Bewegung zu setzen. Die Gitarrenriffs brateten langsam und verdammt heavy. Passend dazu verdrosch Drummer Henry Vasquez seine Felle so dermaßen heftig, dass man jeden Moment damit rechnete, dass das Drumkit in 100 Einzelteile zerspringt. Der Mann hat solch einen massiven Punch, dass es einen fast aus den Socken haut. Dagegen wirkte Tieftöner Mark Adams wie ein eingeschlafener Zombie, der teilnahms- und bewegungslos am rechten Bühnenrand stand. Zugegebenermaßen war der Aktionsradius von Frontmann Wino auch nicht gerade enorm, doch das machte der kauzige Kerl durch ausreichend Charisma und Coolness wett. Der umtriebige Mann (u.a. THE OBSESSED, SPIRIT CARAVAN, PREMONITION 13, ex-PLACE OF SKULLS) mit dem markant-rauen Organ verlieh gewissen Textzeilen mit seinem geisteskranken Blick eine enorm eindringende Wirkung und konterte "Wino"-Sprechchöre lässig mit "no comprende". Die Gratwanderung irgendwo zwischen gefährlichem Auftreten und lockerem Rockstar gelingt ihm, wie wenigen anderen. Dabei teilte er sich die Ansagen mit Wrestling-Fan Chandler, welcher "The War Starter" dem Outlaw-Catcher Bray Wyatt widmete. Humor bewies der Meister der langsamen Riffs auch bei "Dying Inside", bei dem er allen Thekenkräften und ihren Lebern zuprostete. Aber auch an seinem Instrument wagte er Abenteuerliches. Neben massivem Wah-Wah-Einsatz, scheute er auch den Publikumskontakt mitsamt seiner Axt nicht und quälte ihr während den Solopassagen sogar Töne mit den Zähnen heraus. Spätestens bei "Born Too Late", dem Außenseiter-Song schlechthin wusste jeder, wo der Doom-Hammer hängt. Jede von Wino gelebte Textzeile, jedes ultraschwere Gitarrenriff und jeder Schlag auf´das malträtierte Drumkit machte jedem Anwesenden noch einmal klar, dass SAINT VITUS ihren Legendenstatus vollkommen zu recht haben. Als Zugabe gab es noch "Saint Vitus" und somit wurden auch die Punk-Wurzeln gewürdigt, bevor ein toller Konzertabend sein Ende fand. (Kevin)

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Setlist SAINT VITUS:
Living Backwards
I Bleed Black
Blessed Night
Let Them Fall
White Stallions
The Troll
The War Starter
Lost Feeling
H.A.A.G.
Dying Inside
Clear Windowpane
Born Too Late
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Saint Vitus

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Alle Fotos: Jochen

 

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