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20141001 BoltThrower Morgoth VallenfyreOh leck! Etwas Anderes fällt mir nicht ein, wenn ich die Menschenmassen sehe, die sich vor und in der Saarbrücker Garage tummeln, um sich ein extravagantes Death-Metal-Paket abzuholen. Der Zeitsprung in die Mitte der Neunziger war perfekt, auch von den Besuchern her, denn hier kannte fast jeder jeden; man kannte sich schon aus eben dieser Zeit und fühlte sich beinahe wie bei einem Klassentreffen.
BOLT THROWER scheinen ja gerne nach Saarbrücken zu kommen, und der letzte Besuch liegt schon ein paar Jahre zurück, aber dennoch haben die Briten immer noch kein neues Album am Start, und das seit nunmehr neun Jahren! Egal, wenn die Bolzenschmeißer rufen, kommen die Fans in Scharen. Nicht nur wegen ihrer wegweisenden Musik, sondern auch ihrer über die Jahre hin undergroundmäßigen Attitüde. Die Shirts werden selbst gedruckt und verkauft, keine Merchfirma, kein Ausverkauf, Material für Fans von Fans. Und so geschah es, dass auch oder gerade wegen irreführender Einlass- und Anfangszeiten schon bei tiefstehender Sonne etliche Fans mit Nylonbeuteln voller Shirts vom Merchstand des Headliners kamen. Ob das noch Eigenbedarf ist, sei mal dahingestellt.

In der Garage war noch ein wenig Durchkommen möglich, aber noch ca. 100 Leutchen mehr, und die Halle wäre ausverkauft gewesen, wie auf den vorigen Konzertterminen. Und das bei einer Death-Metal-Band, die seit fast 30 Jahren existiert, dafür aber auch mit einem Hammerpaket unterwegs war. VALLENFYRE haben mit ihrem bereits zweiten Album einige Fans für sich gewinnen können, und die 17 Jahre auf Eis liegenden MORGOTH lockten auch einige Besucher an diesem Mittwoch in die schwülen Räumlichkeiten.

VALLENFYRE
Bekannt geworden ist die Supergroup wohl durch ihren Frontmann Gregor Mackintosh, aber dennoch sind andere bekannte Gesichter bei dieser Formation zu sehen und zu hören. Ihre Mixtur aus Death und Doom setzt einen zurück in die Demozeiten von ENTOMBED und Co., nicht nur wegen des Sounds, gerade den der Gitarren. Der growlige Gesang des Dreadlockvorhangs klang sehr nach Old School, wobei die synthetischen eingeschobenen Melodieparts zu „Gothic"-Zeiten von PARADISE LOST eher albern und deplatziert klangen.
Aber das aktuelle Album „Splinters" ließ die Fans ihre Helden vor der Bühne abfeiern inmitten eines Meers aus Licht, das eher einer Discoshow ähnelte und nicht gerade die düstere Stimmung der Musik untermalte. Aber den meisten ging es wohl nicht so wie mir, ich konnte nach einigen wenigen Liedern mein Interesse nicht gerade steigern, zumal der Gesang doch sehr monoton rüberkam. Dennoch eine einwandfreie Darbietung.

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MORGOTH
Auch wenn ich nie der Riesenfan der Sauerländer war, so haben mich MORGOTH in meiner Death-Metal-Hochzeit dennoch immer interessiert. Selbst das zwiespältig aufgenommene Album „Odium" tat es mir schwer an; wenn MORGOTH so weiter gemacht hätten, wäre ihnen bestimmt ein Sonderstatus im Wust der Todesmetallveröffentlichungen gewiss gewesen. Aber alles, was danach kam, war nicht mehr diskutabel. Zum Glück auch an diesem Abend nicht, denn nur von den „klassischen" Veröffentlichungen wurden Songs gespielt, mit Ausnahme der Songs der krachneuen 7". Die Songauswahl war dementsprechend repräsentativ für die Erfolgsgeschichte der Band, wenn diese auch bis auf die beiden Gitarristen und den Frontmann Marc Grewe ausgetauscht wurde. Dieser gab sich nicht gerade sehr todesmetallisch mit seinem Wollhelm, ebenso die beiden Gitarristen, die eher wie junge Studenten wirkten. Lediglich Basser Sotirios Kelekidis schien noch am ehesten wie ein Urmitglied. Dafür war Grewes Stimme nach wie vor über alles erhaben. Durch seine Tätigkeit beim Sideproject INSIDIOUS DISEASE konnte er wohl die garstige Stimme weiterhin konditionieren. Neben den kleineren technischen Problemen war der Sound auch nicht unbedingt gut, aber das ist man in der Garage ja leider schon gewöhnt. Doch das alles störte den altgedienten Fan nicht, es war eine herrliche Reminiszenz an alte Glanztage, wenn auch einige im Publikum zu den Anfangstagen der Band noch gar nicht am Thema waren.

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Setlist MORGOTH:
Intro
Body Count
Exit To Temptation
Suffer Life
Sold Baptism
God Is Evil
Under The Surface
Resistance
White Gallery
Die As Deceiver
Burnt Identity
Isolated
Pits Of Utumno

BOLT THROWER
Man kann sich noch so sehr für die Vorbands begeistern, an BOLT THROWER kommt keiner vorbei. Die eh schon gute Stimmung explodierte förmlich, als die Kriegsveteranen unter heftigem Kriegsgeballer die Bühne betraten. Mit „Rememberance" als Opener konnte man auch gleich nichts falsch machen, die Death Metal Maschine überrollte einfach alles und jeden in der Halle. Auch ohne neues Album machen die alten Hits der englischen Lady und Gentlemen jede Menge Spaß und ließen kaum einen Kopf angeschraubt. Ein äußerst gut gelaunter Karl Willetts bekam während des gesamten Sets das Dauergrinsen nicht aus dem Gesicht, selbst beim Grölen der gewaltschwangeren Lyrik. Selbstredend war da auch der Alkohol im Spiel, aber von der Bühne kam eine überwältigende Dankbarkeit für die langjährige Treue, die einfach ansteckend war. Man merkte anfangs zwar das reife Alter der klassischen Besetzung an der etwas steif wirkenden Bühnenperformance, aber auch wenn Karl seine blonde und zugegeben etwas grauer und dünner gewordene Mähne etwas weniger schüttelte als früher, war er dennoch sehr aktiv und machte den Mikroständer erneut zu seinem Kampfspeer. Der Enthusiasmus und der Promillepegel ließen ihn zwar so manche Einsätze knapp verpassen, aber das machte die Lawine aus erstklassigen Songs ganz schnell vergessen und vergeben. Zum Ende hin gab es sogar noch eine mittlerweile seltener gewordene Darbietung, als Karl sein Shirt zu „No Guts, No Glory" auszog. Kein Wunder, auch alte Herren und Damen schwitzen gerne bei diesem Kessel Buntes.
BOLT THROWER beweisen, dass man nach all den Jahren immer noch mit Spaß an die Materie gehen kann und auch im Death-Metal-Genre nicht immer alles super böse und ernst nehmen muss, wenn dabei die Mucke stimmt. Diese Fahne halten BOLT THROWER mitunter am höchsten, und die nahezu ausverkaufte Garage dankte es ihnen gebührend. Ein schweißtreibender, aber in jeder Hinsicht überzeugender Abend, der wieder mal bewies, dass ein fast totgesagtes Genre immer noch zu Begeisterung und großflächiger Anerkennung führen kann. (Jochen)

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Setlist BOLT THROWER:
War / Rememberance
Mercenary
World Eater / Cenotaph
Anti-Tank
War Master
Forever Fallen
This Time It's War
The Fourth Crusade
Entrenched
...For Victory
Killchain / Powder
No Guts, No Glory
When Cannons Fade
-------------------
Silent Demise

Alle Fotos: Klaus

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Denniss Avatar
Dennis antwortete auf das Thema: #15106 9 Jahre 5 Monate her
Geschmacksache ;) Vader sind geil, aber BOLT THROWER sind die Könige :P
Dimmubockbiers Avatar
Dimmubockbier antwortete auf das Thema: #15086 9 Jahre 5 Monate her

Heartwork79 schrieb: Ich war auch dort, allerdings dieses Mal als Privatperson. Zu VALLENFYRE kann ich nicht wirklich was sagen, die waren so brutal laut, dass für mich da nur ein einziger Soundbrei ankam. MORGOTH haben aber genau die richtige Lautstärke gehabt und den Sound fand ich super, und BOLT THROWER haben eh mal wieder einfach alles weggeblasen. Egal wie oft ich die noch live sehe, es verschlägt mir jedes Mal auf's Neue den Atem. Für mich persönlich gibt es im Death Metal einfach keine geilere Liveband. Absolut geiler Abend!


live sind die schon geil, aber Vader sind geiler :evil:
Denniss Avatar
Dennis antwortete auf das Thema: #15017 9 Jahre 5 Monate her
Ich war auch dort, allerdings dieses Mal als Privatperson. Zu VALLENFYRE kann ich nicht wirklich was sagen, die waren so brutal laut, dass für mich da nur ein einziger Soundbrei ankam. MORGOTH haben aber genau die richtige Lautstärke gehabt und den Sound fand ich super, und BOLT THROWER haben eh mal wieder einfach alles weggeblasen. Egal wie oft ich die noch live sehe, es verschlägt mir jedes Mal auf's Neue den Atem. Für mich persönlich gibt es im Death Metal einfach keine geilere Liveband. Absolut geiler Abend!