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hob live 20140306Mit einem knappen halben Jahr Vorankündigung konnte ich diesen Abend kaum erwarten. Die Holländer von HAIL OF BULLETS wollte ich schon von ihrer ersten Platte an 2008 live sehen. Aber immer kam was dazwischen oder es war einfach zu weit weg. Jetzt sollen sie quasi vor der Haustür spielen, also nix wie los. Da ich eh Urlaub hatte, konnte ich rechtzeitig zum Beginn da sein, was allerdings mit 19:30 Uhr relativ spät schien für weitere 3 Vorbands.

DIABOLIC HERITAGE
Dass meine guten alten Kollegen von DIABOLIC HERITAGE dabei waren, freute mich ja besonders. Auch wenn ich mich nicht unbedingt als absoluter Die-Hard-Fan der Truppe bekenne, so ist deren Live-Performance immer hörens- und sehenswert. Und nun haben sie auch wiederum einen neuen Shouter an Bord, den man zwar nicht unbedingt von anderen Bands kennt, aber Bernie scheint wahrhaftig kein Anfänger zu sein. Seine Bühnenpräsenz und Stimme lassen andere Rückschlüsse zu. Leider waren zu diesem Zeitpunkt auch wenig bis sehr wenig Zuschauer da. In vorderster Reihe beöhrte Paul von den heiligen Bulletten kritisch den Bühnensound der Diabolischen, die sichtlich ihren Spaß auch ohne viel Publikum hatten und ihre neue Setlist in die gut gelaunte Menge ballerten. Soundmäßig wurde auch zum Schluss eine gute Schippe aufgelegt, was letzten Endes diesen Gig für die Saarbrücker als Erfolg werten ließ. Man darf auf das neue Material in digitaler Form gespannt sein.

Setlist DIABOLIC HERITAGE:

1. Steal Reaction
2. Bateman
3. Gunslinger
4. Global Disease
5. Soilwork
6. You Saw
7. Just A Fact
8. Angry Youth
9. Nicht Unser Ding
10. Revolt

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DESDEMONIA
Zur nächsten Band will ich keine großen Worte verlieren. Mein Anstand verbietet es mir. Mir wurde immer gesagt, wenn man nichts Gutes sagen kann, sagt man besser gar nichts. Aber soll oder kann ich das wirklich?
Nach der Ankündigung von Basser und Sänger Tom haben die Luxemburger bereits vor geraumer Zeit als Support für DISMEMBER gespielt. Danach fragte ich mich, warum sie jetzt noch für HAIL OF BULLETS eröffnen dürfen. Ich hatte den Eindruck, als stünde ich vor einer hoch motivierten jungen Schülerband (sie existiert bereits seit den Neunzigern), die versucht, mit einer irren Stilmixtur einen neuen Stil zu zaubern, was ihr allerdings nur leidlich gelang. Neutral gesehen behaupte ich mal, dass ich die Band nicht verstanden habe. Mitsingparts beim Todesmetall??
Einige Fans und Zuhörer fanden es dennoch knorke und jubelten mehr oder weniger verhalten während der 30 Minuten Spielzeit.

Setlist DESDEMONIA:

1. Silence
2. Overload
3. Lay Down
4. Symbiosis
5. Struggle
6. My Lord

 live 20140306 02 01DMlive 20140306 02 02 DM

ICHOR
Nun war es Zeit, einen geballten Haufen Musikalität abzufeuern. ICHOR sind seit den späten 2000ern aus der lokalen Trierer Death-Metal-Szene nicht mehr wegzudenken und konnten auch 2014 mehr als beeindruckend beweisen, dass sie ihr blutiges und schmutziges Rezept vorbildlich aufgefressen und verdaut haben. Vielleicht ist ihr anspruchsvoller Technical Death nicht jedermanns Sache, aber alleine die Bühnenpräsenz der fünf dreckverschmierten Fressen, allen voran Brüllkanone Eric, machen schonmal richtig Eindruck und verteilen authentisch Höllenbatzen und fiese Todeslust. Auch wenn mangels Beleuchtung und dem Bühnenaufbau der Backline aller Vorbands vor dem des Headliners nicht alle Schausteller vollends zur Geltung kamen, so war doch vom ersten Song an klar, wer hier sein Instrument beherrscht – alle! Die brandneuen Songs, mit Arbeitstiteln frisch aus der warmen Brut gerissen, reihten sich nahtlos in die Riege der alten Knüppler ein und hätten bei dieser Publikumsreaktion den jungen ICHOR-Mannen ein Lachen ins Gesicht zaubern können, wäre da nicht die True Evilness gewesen, die beharrlich andauerte. Professionell ist zusammenfassend das, was hier geboten wurde.

Setlist ICHOR:

1. The Gorgon
2. The Wreckage
3. Desire Of The Depths
4. Amongst The Swarm
5. Ra´Iroa
6. The Beasts Approach
7. Barotrauma
8. Possessor Of Soil

 live 20140306 03 01 IClive 20140306 03 02 IC

HAIL OF BULLETS
Der Kultstatus von HAIL OF BULLETS ist allein schon wegen der Besetzung immer gegeben, aber der wahre Kult der Band besteht meines Erachtens in ihrer Fannähe und Verbundenheit zu ihrem Publikum. Ständig waren die Herren im Publikum oder draußen im Gespräch zu finden, hier schirmt sich keiner ab oder schüttet alleine, hier werden die Fans miteinbezogen. Kurz vor Beginn kam Meister Van Drunen schon die Treppe herunter mit einer Kiste Bier in der Hand. Er dachte sich wohl, dass er sich doch gleich grundversorgen sollte statt immer wieder eine Bierquelle zu suchen.
Wie eine lokale Band wurde alles auf der Bühne vorbereitet, Martin Van Drunen schwang sich inklusive Kiste auf die Bühne und wurde entsprechend frenetisch empfangen. Der überaus freundliche und gesprächige Fronthüne, stets am Lachen wie fast all seine Kollegen, suchte und fand während des Kriegsintros direkt das Gespräch mit der Meute und entschärfte mal gleich, dass die letzte Platte, die sich intensiv mit NS-Feldmarschall Erwin Rommel beschäftigt, nicht uns Deutschen gegenüber böse gemeint sei. Es gäbe einfach nur genug Material für ihre Musik über diese traurige historische Periode. Los ging es auch mit dem Opener der besagten Platte, und direkt war im Moshpit die Hölle los. Wenn auch leider immer noch nicht die gebührende Anzahl an Publikum zu verzeichnen war, so hatten sich dennoch viele eingefleischte Fans vor der Bühne eingefunden und feierten ihre Helden ab. Zwischen den Songs gab es immer wieder Gelegenheit für den ein oder anderen Plausch, den Van Drunen in einwandfreier und sehr verständlicher deutscher Sprache startete. Keine Spur von Rockstars, keine Spur von Bodenverlust, keine Spur von Überheblichkeit, nur kollegiales Gehabe und sichtlichen Spaß. So soll's sein! Auch Death Metal kann Spaß machen. Der Panzer durch die noch überschaubare Diskographie der Niederländer endete nach ca. 70 Minuten, was allerdings direkt zu Zugaberufen führte. Sehr zum Leidwesen der Band, denn diese bekam bereits Vodka verprochen, der nun leider etwas in die Ferne rückte. Danach waren allerdings Band und Fans glücklich und zufrieden, und ein erfüllender Abend ging zu Ende.
Ich habe sie endlich live erlebt und muss sagen, dass ich den positiven Meinungen nur zustimmen kann: HAIL OF BULLETS sind immer ihr Geld wert. Danke für diesen düsteren Abend! (Jochen)

Setlist HAIL OF BULLETS:

1. Swoop Of The Falcon
2. Red Wolves Of Stalin
3. DG-7
4. General Winter
5. Pour Le Merite
6. Berlin
7. On Coral Shores
8. Farewell To Africa
9. Tokyo Napalm Holocaust
10. Ordered Eastward
11. Operation Z

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Alle Fotos: Jochen

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