Corrections House + Wrekmeister Harmonies (15.12.2013, Saarbrücken)

Corr House Tour 13Eigentlich stehe ich ja mehr auf traditionelle handgemachte Mucke, aber wenn sich so viele fantastische Musiker zusammentun, kann eigentlich ja nix Schlechtes dabei herauskommen.
Meine Erwartungen wurden auch beileibe nicht enttäuscht, auch wenn ich mich auf recht unbekanntes Terrain begab, aber objektive und offene Kritik sollte ja schon drin sein.
Während ich von CORRECTIONS HOUSE zumindest mal den Namen des ein oder anderen Songs kannte, wusste ich nicht wirklich, was mich erwarten sollte. Vom Opener WREKMEISTER HARMONIES war mir noch weniger, nämlich nichts, bekannt. Wenn ich dabei nicht der einzige bin, dem es an einem Sonntag Abend so geht, stellt sich die Frage, ob die Herren überhaupt jemanden vor der Bühne des Kleinen Klubs begrüßen können. Wenn auch nicht reger Andrang herrschte, so fanden sich aber dennoch immerhin 55 Leute ein, um die bekannten Musiker bei ihrer neuen Arbeitsstelle zu begutachten.

Nach dem Einlass um 19 Uhr legte man sich schon wohlweislich nicht auf eine feste Uhrzeit für den Beginn fest, um wenigstens akzeptable Zuschauerzahlen zu erreichen. Doch schon um 20.30 Uhr konnte man Mister JR Robinson in Personalunion auf der Bühne begrüßen, ein hagerer Mann mittleren Alters, der aufgrund seines westernähnlichen Outfits mit Cowboyhut und Ghostrider-Mantel zusammen mit ergrautem Haupt- und Barthaar eine gewisse Eleganz versprühte. Seine Waffen waren dabei lediglich eine Gitarre, ein Effektboard und ein Mikro, daneben ein Macbook für die nötigen Begleitsounds. Der stilvolle Gentleman nahm Platz auf seinem Stuhl auf der Bühne, stellte sich artig dem Publikum vor und merkte direkt an, dass seine Musik aus sehr leisen und auch sehr lauten Passagen bestehe und man doch bitte nur in letzteren das Gerede aufnehmen sollte. Wenn man es während der leisen Stellen vorziehe, könnte es sein, dass er schnell verschwunden ist.

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Nicht nur die Hintergrundtöne waren sehr stimmungsvoll und hypnotisch, auch JRs manisch-stoischer Blick und sein spartanisches Gitarrenspiel wirkten irgendwie fesselnd. Seine angenehme Stimme tönte nur sporadisch aus den Boxen, und die eingestreuten Melodieparts ließen deutlich machen, dass es wohl jemanden gibt, der noch stärker beim Klampfen zittert als der mächtige Lemmy. Die lauten Passagen waren intensiv, aber nicht weniger marginal, und JR ließ sich dabei auch vom treibenden Beat auf seinem Stuhl mitreißen. Zwei Songs und ca. 30 Minuten später war das kurze Intermezzo vorbei, und WREKMEISTER HARMONIES machte unter ehrlichem Applaus Platz für den Hauptact.

Da eh schon alles aufgebaut war, ging die Samplewand schon gleich wenige Minuten später auf, während sich die einzelnen Musiker nach und nach auf der Bühne einfanden. Mike Williams begann, Stellen aus verschiedenen, u.a. auch dem eigenen, Büchern zu rezitieren, während die Samples zunehmend mit elektronischen Drumbeats aufgewertet wurden. Die mächtige Erscheinung links neben ihm namens Scott Kelly ließ es sich auch nicht nehmen, sein unverkennbares Organ mit der bekannten Intensität zum Besten zu geben. Wenn Bruce Lamont nicht gerade sein ausladendes Saxophon bediente, dessen Sounds und Effekte er alle selbst auf der Bühne steuerte, konnte auch er sein vielfältiges Gesangstalent unter Beweis stellen. Die renommierte Produzentengröße Sanford Parker setzte im Hintergrund zielgenau und routiniert die donnernden Samples und Beats ein und ersetzte somit wie zu erwarten den Einsatz eines Schlagzeugs, aber auch ein Bass wäre hier überflüssig gewesen.

Das Debütalbum wurde in einer Liveversion bedient und fand nur wenig Gelegenheiten für eine kurze Verschnaufpause. Dann wurde aber auch die Konversation der Band zum Publikum auf ein Minimum beschränkt, was man zwar von NEUROSIS, nicht aber von EYEHATEGOD kennt.

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Egal, die uniformierte Band kommunizierte ausreichend über die Musik und ließ Begeisterung im Publikum aufkommen. Nach knapp 70 Minuten wurde das Set mit “Hoax The System” beendet, das sich allerdings zu einer mehrminütigen Eskalationsnummer entwickelte, die in einer Noiseansammlung gipfelte. Bei allem Respekt – da dachte nicht nur ich, dass man sich das hätte sparen können. Dennoch wurde der Merchstand gut besucht und einige Scheiben gingen über den Ladentisch. Nach einem kurzen Plausch mit den Berühmtheiten und einigen Fotosessions ging es dann für die Nichtmusiker wieder Richtung heimwärts, um sich einer neuen, wenn auch vorerst letzten langweiligen eintönigen Arbeitswoche entgegenzustellen. (Jochen)

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Alle Fotos: Jochen

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