Children Of Bodom + Insomnium + Medeia (17.10.2013, Saarbrücken)

bodom insomniumn flyer-213x300Sie werden wohl als die "meiste Vorgruppe der Welt" in die Rockgeschichte eingehen. Bereits dreimal spielten INSOMNIUM in Saarbrücken, jeweils als Support, nun gastierten sie zum vierten Mal in der Saarmetropole. Dieses Mal als Vorband von CHILDREN OF BODOM, die es mit weniger Alben, als INSOMNIUM bislang veröffentlicht haben, an die Spitze der Szene geschafft haben. Da stehen sie nach wie vor, auch wenn sie ihre besten Zeiten schon seit zehn Jahren hinter sich haben. Auch der jüngste Streich "Halo Of Blood" konnte die Fans und Kritiker wieder nicht versöhnen. Ob es auf der Bühne anders aussieht, davon konnte man sich an dem Abend ein Bild machen. Dritte im Bunde bei dem reinen Finnenpackage waren die Todesmetaller von MEDEIA.

MEDEIA
Der Auftakt in diesen finnischen Abend sollte also meinen Spezis MEDEIA vorbehalten sein, welche Punkt 19 Uhr die Bretter der bereits angenehm gefüllten Garage betreten sollten. Und Freunde, was habe ich mich auf diesen Gig gefreut! Die neue Scheibe "Iconoclastic" lief in den vorhergehenden Tagen sowieso in Dauerrotation und den Vorgänger "Abandon All" hatte ich seinerzeit in gleichem Maße abgefeiert. So sollte endlich die Live-Darbietung dieses Materials an diesem Abend erfolgen und meine Erwartungen wurden voll erfüllt!
Vom Opener "We All Fail" an über "The Unseen" (von der 2008er-"Cult"-Scheibe) bis zum abschließenden "Misery Prevails" fegte ein saftiger Todesblei-Orkan durch die Saarbrücker Garage! "Abandon All" sowie das vergleichsweise ruhige "The Burning" (auf Wunsch eines Fans auf der Facebook-Seite der Band zum ersten Mal auf der Tour gespielt) vom 2011er-Album und der Titeltrack der neuen Scheibe hielten die Spannung auf dem oberen Level. Auch wenn ich offensichtlich so ziemlich der Einzige im Raum war, dem die Songs MEDEIAs vertraut waren, konnten die Jungs und das Mädel mehr als nur Höflichkeitsapplaus ernten. Und das sollte sich später auch am Merch-Stand positiv bemerkbar machen. Zudem hat die Band mittlerweile die Saarbrücker Kneipenlandschaft ebenso liebgewonnen, was mich optimistisch stimmt, MEDEIA in Bälde wieder an der Saar begrüßen zu können.
Ach ja: Ein Interview mit Gitarrist Samuli zur neuen Scheibe wird es ebenso in Kürze hier zu lesen geben. (Brix)

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INSOMNIUM
Nachdem der nun schon richtig volle Club durch den überraschend starken Auftakt ordentlich auf Betriebstemperatur gebracht wurde, hatten die Melancholiker das Abends leichtes Spiel. Mit einem Intro betrat der Vierer die Bühne, obwohl man ja bei ihnen gar nicht weiß, wo das Intro aufhört und der Song beginnt. Immer wuchtig, immer sehr getragen, mal mit etwas angezogenem Tempo, aber nie mit richtig nach vorne preschender Aggressivität wogen die Songs über das Publikum hinweg. Mittlerweile habe ich mich bei dieser Band daran gewöhnt, dass sie das volle Metalbrett nicht liefern, aber das passte in dem Dreierpack perfekt zur Dramaturgie der Mitte.

Dass sie allerdings in ihren Liedern versinken, kann man INSOMNIUM nicht vorwerfen, denn die vorne aufgereihte Saitenfraktion ist sehr aktiv. Ihre durchweg sehr langen Mähnen fielen beim Slo-Mo-Banging ebenso schön wie das Herbstlaub, das bei ihren Kompositionen vor dem geistigen Auge auftauchte. Gerade durch die gezogene Handbremse wirkten die Musiker sehr mächtig und strahlten auch die gewisse Erhabenheit ihrer Songs aus.
Obwohl Frontmann Niilo Sevänen klar den Mittelpunkt bildete, konnten auch die beiden Sechssaiter Akzente setzen. Nicht nur mit ihren oft endlosen, feinen Leadfills, sondern auch mit starken Harmoniegesängen. Die kamen an den guten Soundverhältnissen an dem Abend auch so richtig zur Geltung. Auch beim Licht fuhr man für einen Support bereits richtig auf, was die Atmosphäre der Titel perfekt untermalte, auch wenn das Backdrop sehr schlicht gehalten war.

Von der Songauswahl beschränkte sich die ruhigste Formation des Billings fast ausschließlich auf ihre beiden letzten Alben. Lediglich ihre Hymne von „Above The Weeping World" kam von den Frühwerken zum Zuge. Da „One For Sorrow" schon zwei Jahre auf dem Buckel hat, ist es Zeit für neues Material. Ein Album ist in der Mache, von der Vorab-EP gab es sogar einen Vorgeschmack, der beim Publikum ebenso gut ankam wie die übrigen Stücke. Stimmungstechnisch konnte man zwar auf MEDEIA kaum etwas drauf setzen, aber sich mit den großen Melodien bestimmt ein paar neue Fans erspielen. (Pfälzer)

Setlist INSOMNIUM:
Inertia
Where The Last Wave Broke
Only One Who Waits
Down With The Sun
Unsung
Weather The Storm
Ephemeral
Mortal Share
One For Sorrow

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CHILDREN OF BODOM
Nun bekamen so ziemlich alle Anwesenden wonach sie verlangten und die Melodic Death-Fürsten lieferten direkt ab. Schon beim rasenden Auftakt mit der neuen Scheibe tobte der Mob, das Kopfkino wurde durch den Circlepit ersetzt. Die Band war spielerisch in Hochform, supertight und dennoch ballerte sie aggressiv von der Rampe. Dabei profitierten sie von einem lauten sowie differenzierten Sound, auf eines muss man ja öfter in der Garage verzichten. Noch mehr Bewegung kam in die Menge, als im Anschluss der erste Song von „Hate Crew Deathroll" gezockt wurde. Saarbrücken ging steil, feierte die Finnen nach allen Regeln der Kunst ab, Haare flogen ebenso wie Menschen.

Doch der Song offenbarte auch ein Dilemma, indem sich die Formation nach mehr als fünfzehn Karrierejahren befindet. Die Songs bis zu eben jenem Album rufen eindeutig stärkere Reaktionen hervor als die neueren Titel. Damit schieben sich CHILDREN OF BODOM in die Riege der routinierten Acts, auch weil sie sich dessen bewusst sind. Nur ein Titel der beiden letzten Alben befindet sich im Set, das aktuelle wird etwas öfter vorgestellt, von „In Your Face" gibt es auf der Tour zwei oder drei, der Rest stammt von den ersten vier Scheiben. Frontmann Alexi Laiho kündigt diese immer gerne mit „fucking oldschool" an, macht man das nicht eher im Herbst der Karriere?

Der guten Stimmung tat das keinen Abbruch, im Gegenteil, zudem sich Meister Laiho in bester Form befand. Ständig war er unterwegs, ließ sein sechssaitiges Arbeitsgerät kreisen und feuerte ein irres Solo nach dem anderen heraus. Bei seinen Ansagen geizte er nicht mit dem „F"-Wort, wenn er es auch schon inflationärer benutzte, meine Kollegin Anne zählte 53 mal, ohne Gewähr. Bei seinen Soloausflügen fand er immer hinten mit Keyboarder Janne Wirman einen kongenialen Partner.
Die beiden duellierten sich immer auf der Suche nach noch mehr Höchstleistung, ohne dabei den Song aus den Augen zu verlieren. So bildeten sie auch den optischen Mittelpunkt der Show, immer um Kontakt auf der Bühne bemüht. Da standen der zweite Gitarrist Roope Latvala und Bassist Henkka Seppälä ein wenig außen vor, analog zu ihrem soliden Rhythmusfundament war auch ihr Stageacting weniger exaltiert. Machte auf mich den etwas ungelenken Eindruck von Pärchenbildung.

Davon lenkte aber die gute Bühneproduktion ein wenig ab, von der Lightshow her war das eine der beeindruckensten, die ich in der Garage gesehen habe. Hinten flimmerten auf drei Leinwänden immer schöne Projektionen - voraus gesetzt man mag finnische Wälder. Diese sollten auch eher die Atmosphäre der Lieder unterstützen, was beim bislang ruhigsten der Bandhistorie sehr gut gelang. Als besonders Gimmick hatte der gute Alexi an einer Gitarre eine kleine Kamera befestigt, welche die Axt vom Hals ab filmte. Das wurde überlebensgroß auf die Leinwand übertragen, so dass sich der Zuschauer sein Spiel in allen Details anschauen konnte.

Ein wenig selbstdarstellerisch war das schon, aber es wurde ihm von den Fans nur gerne verziehen. Die hatte er von Beginn an im Griff, feuerte sie immer wieder an, und lockte die Reserven aus ihnen heraus. Es gelang Laiho über die komplette Spielzeit die Spannung sehr hoch zu halten, die Halle stand permanent unter Strom. Nur das mit der Wall Of Death üben wir noch einmal. CHILDREN OF BODOM boten eine feine Verschwartung mit einem Riesenbatzen Melodie, die nach 85 Minuten vielleicht zwei, drei Songs zu früh zu Ende war. (Pfälzer)

Setlist CHILDREN OF BODOM:
Transference
Needled 24/7
Living Dead Beat
Halo Of Blood
Scream For Silence
Bodom After Midnight
Lake Bodom
Hate Crew Deathroll
Dead Man´s Hand On You
Are You Dead Yet?
Blooddrunk
Angels Don´t Kill
Towards Dead End
Hate Me!
Downfall
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In Your Face

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Kategorie: Konzerte