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kvelertak tourplakatMontag Abend, 19 Uhr. Es ist Herbst. Die langsam-kriechende Dunkelheit macht sich bemerkbar, die Laune an sich ist möglicherweise etwas getrübt. Bloß was kann man dagegen machen? Ganz klar, ein norwegischer Themenabend in der Saarbrücker Garage. Thema heute: „Norwegischer Volkstanz". Die musikalische Begleitung erfolgt durch vier norwegische Kapellen namens HONNINGBARNA, GERILJA, ÅRABROT und KVELERTAK. Dieser Abend sollte eigentlich vom Arzt deines Vertrauens verschrieben werden, denn du wirst so schnell nichts anderes finden, was so dermaßen schnell und effizient und auch noch ohne Nebenwirkungen deine Laune hebt.

Da man ja mit den negativen Punkten, in diesem Falle den Nebenwirkungen, anfangen soll, komme ich zum ersten und auch einzigen schlechten Aspekt des gesamten Abends: Wie immer war das Konzert schon am Laufen, als wir gegen 19.30 Uhr die Garage betraten. Dabei sollte ja eben erst um 19 Uhr Einlass und 20 Uhr Beginn sein – dieser Umstand ist mittlerweile normal für die Garage, löst aber jedes Mal aufs Neue großen Unmut aus. Leute, wieder einmal die Bitte: Nehmt die Einlass- und Anfangszeiten bitte etwas ernster, die Konzertbesucher werden es euch danken. (Anm. Brix: Im Grunde genommen hast du Recht, aber durch die vierte Band im Billing blieb nix anderes übrig, als vorzuziehen).

HONNINGBARNA

Also wie immer reingehetzt, Jacke hinter die Garderobe geschmissen und gleich mitten ins Getümmel. Nein, ganz so war es nicht, denn die Garage war noch recht spärlich gefüllt. Nachdem sich meine Augen ohne Brille an die Umgebung gewöhnt hatten und ich mich ein bisschen im Raum umschaute, stellte ich mit Erstaunen fest, dass der Sänger der ersten Band HONNINGBARNA mitten im Raum rumtanzte und auch mal –lag und hier als Einziger abging. Ich fand die Musik der „abgefahrenen High-School-Freaks" in Hemd und Pullunder (Zitat meiner Freundin) aus der Nähe von Kristiansand ziemlich cool, war aber noch nicht so ganz angekommen. Sie klangen wild und frisch, ein bisschen wie ne härtere Variante der HIVES. Im Nachhinein, nachdem ich mich weiter mit dieser Band beschäftigt kann ich sagen, dass ich diesen rotzigen Rock'N'Roll der jungen Norweger echt richtig gut finde. Schön auch, dass sich die Band überhaupt nicht vom mangelnden Zuspruch beirren ließ und (sich) ordentlich selbst feierte.

Auszug der Setlist:
Dødtit
Fri Palestina
Fritt Ord Fritt Fram
Ikke La Deg Rive Med
Offerdans
Borgerskapets Utakknemlige Sonner

live 20131001 0101 Honninglive 20131001 0102 Honning

GERILJA

Zeit für etwas psychedelischen Rock, wenn man das so nennen kann: GERILJA betraten die Bühne. Das Trio aus Oslo passte vom schrägen Outfit her wunderbar zu dem ganzen Package, allerdings war nach ein paar Liedern wie zum Beispiel „Lightning Dead" der 2013 erschienenen Platte „Step Up Your Game" so ein bisschen die Luft raus. Sie passten auch nicht ganz so zu den drei anderen eher rotzigen Bands. Da aber ein paar dezente Parallelen zu Bands wie KASABIAN, die ich persönlich sehr gut finde, erkennbar waren, muss ich auch hier sagen, dass mir die Band an sich gut gefallen hat. Vielleicht besser in einem anderen Rahmen, aber cool war´s allemal.

live 20131001 0203 Geriljalive 20131001 0202 Gerilja

ÅRABROT

Abendbrot? Abendrot? Nein! ÅRABROT lautete der Name der nächsten Band. Und schon wieder aus Oslo. Von Anfang an begeisterte mich der hübsche Kopfschmuck von Sängers Kjetil Nernes, so ein Büffel-Indianer-Etwas oder war da auch etwas Fuchs zu erkennen? Man weiß es nicht. Ebenso bemerkensfit sein klasse Outfit: "oben ohne", knappe Jeans-Short und Stiefel - das kann so einiges! Auch die restliche Band, vor allem der Keyboarder in schwarz-flauschiger Strickjacke (war das nicht ein Morgenmantel? Anm. Brix) und Sonnenbrille war nicht zu verachten.
Aber nun zum wesentlichen, nämlich der Musik: Kurz gesagt: Sehr guter und abgefahrener Noise-Rock. So wild, dass der Drummer ständig seine Sticks kaputthaute. Kjetils Gekreische und Gekeife passte ausgezeichnet zu dem Geschrammel und kam auch bei den restlichen Zuschauern recht gut an. Eine coole Mischung aus, wie schon erwähnt Noise, auch teilweise mal etwas Black Metal-lastigen Elementen und dann im nächsten Moment wieder recht punkig. Passte also irgendwie perfekt zu KVELERTAK.

Auszug der Setlist:

Arrabal´s Dream
Madonna Was A Whore
Ha-Satan Dêofol
Nubile
Blood On The Poet
The Horns Of Devil Grow
And The Ass Had Spoken

live 20131001 0301 Arabrotlive 20131001 0302 Arabrot

So langsam füllte sich dann endlich auch mal die Garage, die Vorfreude auf den Main-Act des Abends stieg bei vielen ins Unermessliche. Und wie immer, ganz ehrlich, egal wann und wo, ab dem Moment in dem Sänger Erlend Hjelvik mit seinem Eulen-Kopfschmuck die Bühne betritt gibt es einfach kein Halten mehr. Wer da noch still steht ist scheintot!
„Åpenparing" war ein toller Einstieg und innerhalb von zwei Minuten war man nassgeschwitzt. Ohne große Worte gleich weiter mit „Spring Fra Livet" und spätestens nach „Mjød" lag die Mess-Latte für die Stimmung für den Rest des Abends ganz weit oben. Was für eine Stimmung, gerade für die eher zurückhalterenden saarländischen Verhältnisse steppte hier echt der Bär – oder in dem Falle die Eule. KVELERTAK spielten sich gefühlt durch sämtliche Lieder ihrer beiden Alben. Jeder tanzte, bangte, sprang und gröhlte, auch wenn man von den Texten kein einziges Wort auch nur ansatzweise versteht - geschweige denn mitsingen kann. Das tut hier aber absolut nichts zur Sache. Natürlich sind auch die Über-Songs wie „Fossegrim", „Blodtørst" und „Bruane Brenn" am Start.
Da ich selbstverständlich NICHT in der Lage war, währenddessen irgendwelche Aufzeichnungen zu machen kann ich hier nur eine Zusammenfassung geben: Wie bei jedem Auftritt der Band muss man am Ende sagen, dass dies wahrlich eine riesige Orgie war. Man befand sich ständig in so ein Strudel aus verschwitzen Körpern, aus dem man sich weder entziehen konnte, noch wollte!
Was soll man zu KVELERTAK noch sagen? Definitiv die heißeste und beste Band, die zur Zeit auf der Bühne zu begutachten ist! Die grandios-geile Mischung aus Black Metal mit Punk und ner Prise Core und was auch immer sonst noch spricht auch ein recht großes Spektrum an Liebhaber härterer Musik an, weshalb bei jedem Auftritt auch im wahrsten Sinne die Hölle los ist. An diesem Abend sollte definitiv NIEMAND sein Kommen bereut haben - KVELERTAK herrschen, verdammt nochmal!! (Katharina)

Setlist:
Åpenparing
Spring Fra Livet
Mjød
Fossegrim
Ulvetid
Bruane Brenn
Nekrokosmos
Sjøhyenar
Evig Vandrar
Nekroskop
Månelyst
Offernatt
Blodtørst
Trepan
Kvelertak
Utrydd Dei Svake

live 20131001 0402 Kvelertaklive 20131001 0401 Kvelertaklive 20131001 0403 Kvelertak

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