Def LeppardAuch DEF LEPPARD springen auf den Zug auf, ihre Konzertveröffentlichung vorab als Premiere der breiten Öffentlichkeit im Kino zu präsentieren. Wie ich selbst bereits bei der letzten Vorstellung dieser Art (Judas Priest - Epitaph (Weltpremiere, UCI-Kinowelt)) erwähnt habe, finde ich diese Idee sehr gut. Denn auch wenn es kein richtiges Konzert ist, hat man zumindest annähernd eine Art Konzertfeeling. Doch wie ist diese bei DEF LEPPARD's „Viva Hysteria!"?

Vom ultimativen amerikanischen Erfolgsalbum „Hysteria" kann man halten, was man will. Die einen werfen DEF LEPPARD den absoluten Ausverkauf vor und ärgern sich mehr oder weniger über den fehlenden Spirit der Anfangstage. Die anderen rechnen der Band hingegen ihr Durchhaltevermögen hoch an und finden das Album bemerkenswert, auch wenn es wirklich nichts mehr mit den Frühtagen der Band zu tun hat. Für mich hat „Hysteria" mit „High N Dry" oder „Pyromania" wirklich wenig am Hut, schweift zum Teil sogar in Pop-Gefilde ab. Bei weitem aber nicht so schlimm wie beispielsweise BON JOVI. Und obwohl ich ein Riesenfan der Frühphase von DEF LEPPARD bin, kann ich auch „Hysteria" einiges abgewinnen. Was auch mit der Hintergrundgeschichte zum Album zu tun hat. Welche Band hätte schon so lange auf ihren Drummer gewartet? Rick Allen verlor bei einem Verkehrsunfall 1984 seinen linken Arm. DEF LEPPARD warteten anschließend seine Genesung ab, und durch ein spezielles Schlagzeug, welches er mit den Füßen spielen kann, kehrte er zur Band zurück. Die Aufnahmen zum Album begannen 1984 und wurden erst 1987 abgeschlossen. „Hysteria" stoß damals in neue Dimensionen vor, niemals zuvor wurde ein Album so „extrem" produziert. Die Arbeit sollte es wert sein, auch heute zählt das Album mit über 20 Millionen verkauften Exemplaren zu den stärksten Rockalben aller Zeiten. Kaum vorstellbar, wie es der Band ergangen ist, als 1991 Gitarrist Steve Clark aufgrund seiner Alkoholsucht verstarb, doch das ist eine andere Geschichte.

Def Leppard Group Joe Elliot

Soviel also zum Hintergrund zu „Hysteria". Wie sollte nun aber ein solch überproduziertes Album mit den vielen Effekten und Chören live auf die Bühne gebracht werden? Nun ja, DEF LEPPARD schaffen das sehr eindrucksvoll. Natürlich wird viel mit Overdubs gearbeitet, aber die Chöre sind alle live gesungen, was eine ziemliche Leistung ist. Die Stimme von Joe Elliot ist mittlerweile zwar nicht mehr auf dem Niveau der 80er, klingt aber trotzdem noch sehr gut. Gitarrist Phil Collen ist offensichtlich scharf auf eine Rolle im nächsten Stallonestreifen und hat in den letzten Jahren wohl Tag und Nacht im Fitnessstudio verbracht, was er auch stolz präsentiert. Kaum eine Person in dem Alter hält sich so fit und sieht noch dermaßen jung aus. Vivian Campbell hingegen hält sich eher im Hintergrund, lediglich für ein Solo begibt er sich zum Laufsteg. Seine Krebserkrankung sieht man ihm auf dieser Aufnahme noch nicht so sehr an. Bleibt zu hoffen, dass ihm die Chemotherapie hilft. Momentan befindet er sich mit DEF LEPPARD noch auf Tournee trotz seiner Erkrankung. Schlagzeuger Rick Allen und Basser Rick Savage sehen hingegen noch fast aus wie in den Achtzigern, lediglich etwas älter. Spaß haben auf jeden Fall alle Bandmitglieder auf der Bühne, und auch das Publikum in Las Vegas freut sich über die „Hysteria"-Show. Kein Wunder, ist das doch genau das Richtige für den amerikanischen Markt.

Vivan Campbell Phil Collen

Die Bühnenshow ist phänomenal, die gesamte Rückwand der Bühne samt Drumpodest besteht aus LCDs, ähnlich wie bei aktuellen Konzerten von METALLICA. Je nach Song werden dort passende Videos abgespielt, bei „Rocket" zum Beispiel ist die gesamte Rückwand von Fernsehgeräten übersät, was sehr eindrucksvoll aussieht. Allzu riesig ist die Bühne aber nicht geraten, und somit gehen DEF LEPPARD zum Teil etwas auf Tuchfühlung mit dem Publikum, was nicht für jede Band selbstverständlich ist, die einst Stadien gefüllt hat. Kurz vor „Gods Of War" gibt es noch eine Videoeinspielung der „In The Round – In Your Face"-DVD, in dem ein Solo von Steve Clark zu sehen ist, ein angemessenes Tribut an den einmaligen Gitarristen. Auch zu Beginn des Konzertfilms gibt es kurze Intervieweinblendungen aus TV-Shows, welche ein wenig von der Geschichte von DEF LEPPARD erzählen. Neben der gesamten „Hysteria" gibt es mit „Rock Of Ages" und „Photograph" noch zwei Zugaben von „Pyromania", hier hätten durchaus noch zwei, drei Songs mehr gespielt werden können.

Joe Elliot

Sound und Bild des Konzertes sind perfekt und kommen auf der großen Leinwand des UCI-Kinowelt Kinos fast wie auf einem echten Konzert rüber. Wobei man hier natürlich gemütlich zurückgelehnt in seinem Stuhl sitzt und die Show genießt. Man könnte sich natürlich auch bewegen, macht aber in dem fast zur Hälfte gefüllten Kinosaal niemand, noch nicht. Vielleicht wird sich das in Zukunft ja noch ändern.

„Viva Hysteria!" ist ein gelungenes Konzerterlebnis, welches sich kein Fan entgehen lassen sollte. Sollte noch die Möglichkeit bestehen, sich das Ganze im Kino anzusehen, nichts wie hin! Der Eintrittspreis von gerade mal 12€ ist nicht zu viel verlangt, und es kommt zehn Mal mehr Konzertfeeling auf als zuhause auf der Couch. Denn im Kino klingelt kein Telefon und man wird ständig unterbrochen. (Pascal)

Vielen Dank an Tim Blaschke von UCI-Kinowelt.

(Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung vom UCI-Kinowelt.)

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Laras Avatar
Lara antwortete auf das Thema: #10582 10 Jahre 5 Monate her
Das Blockbuster Album von Leppard wird in diesem Film zurecht gewürdigt.
Man sollte auch mal bedenken, obwohl die Songs schon mehr als 25.Jahre
alt sind ist jeder einzelne davon nahezu besser als alles andere was heutzutage an angeblich neuem so im Radio und TV so geboten wird.
Fand das ganze von der Produktion her im oberen drittel!
Georges Avatar
George antwortete auf das Thema: #10545 10 Jahre 5 Monate her
Guter Bericht, wie ich finde der den Nagel auf den Kopf trifft.
Habe den Film auch schon gesehen und muss sagen, bitte ansehen.

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