Joe Bonamassa (19.03.2013, Esch-Sur-Alzette)

joebonamassaesch1Nachdem ich JOE BONAMASSA letztes Jahr zum ersten Mal live erleben durfte, war klar für mich, dass ich definitiv wieder ein Konzert des Gitarrenmagiers besuchen muss, wenn er denn in der Nähe unterwegs ist. Als ich vor einigen Monaten erfuhr, dass der Gute in der Rockhal spielt, kannte meine Freude kein Halten mehr und ich fieberte dem 19. März sehnlichst entgegen. Das letzte Jahr war für den Blues Rocker nicht gerade ereignisarm, hat er doch sein zwölftes Soloalbum, die dritte (und mit ihm als Gitarristen letzte) BLACK COUNTRY COMMUNION-Scheibe und eine Live-Platte veröffentlicht. Aber auch 2013 liegt der Mann ganz und gar nicht auf der faulen Haut, denn er legte schon die Instrumental-LP "We Want Groove!" mit seiner Band ROCK CANDY FUNK PARTY und die erst vor kurzem erschienene Live-DVD/CD "An Acoustic Evening At The Vienna Opera House" vor.

 

Als Einstieg wurde das Publikum von der HAYSEED DIXIE-Version von "Highway To Hell" beschallt, bevor der Meister einzig mit einer Akustikgitarre bewaffnet die Bühne betrat, sich auf einen Stuhl setzte und mit dem schönen, nach Freiheit strebenden "Seagull" das Set startete. Die Akustik-Shows im letzten Jahr scheinen Joe so gut gefallen zu haben, dass er seine Gigs nun gleich mit fünf Akustikstücken beginnt. Nach und nach gesellten sich Schlagzeuger Tal Bergmann, der rein optisch auch als Wrestler eine gute Figur machen würde, an den Bongos und Arlan Schierbaum am Piano bzw. Akkordeon, hinzu. Letzterer trat das erste Mal letzten Sommer während den Akustik-Shows in Erscheinung. Besonders das mit Saloon-Atmosphäre daherkommende "Jockey Full Of Bourbon" und die gute Laune verbreitende Nummer "Athens To Athens" wussten zu gefallen.

 

Erst zum "Dust Bowl"/"You Better Watch Yourself"-Doppelpack wurden die Marshall-Amps eingestöpselt und auch der mittlerweile seit sieben Jahren zur Band gehörende Carmine Rojas, durfte sein Talent am Viersaiter zeigen. Das Zusammenspiel der einzelnen Akteure war wiedereinmal fantastisch. Rojas Bass war immer da, um die Rhythmussektion zu bereichern und setzte auch das gesamte Set über schöne Akzente. Aber auch Tal Bergman, der Mann hinter der Schießbude sollte nicht vergessen werden, denn sein Spiel ist kraftvoll und rockig, aber er beherrscht es auch, leise zu spielen und die ruhigeren Stücke zu verfeinern. Eines der Highlights des Abends war definitiv der Titeltrack des aktuellen Longplayers "Driving Towards The Daylight". Die stimmige Darbietung mit den einfühlsamen, vom Hammond-Sound Schierbaums und BONAMASSA´s Stimme getragenen Passagen und den krachenden Riffs im Chorus beweisen, dass dieser Mann nicht nur ein begnadeter Gitarrist und Sänger, sondern auch ein verdammt starker Songwriter ist. So emotional wie JOE B. dieses Stück rüberbrachte, war auch ich zutiefst berührt und den Tränen nahe.

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Der Blues Rock-Gott beherrscht es, wie kaum ein anderer, Songs packend zu covern, ohne jedoch die Finesse des Originals zu vernachlässigen. So kam zum Beispiel auch das HOWLIN´WOLF-Stück "Who´s Been Talking" ziemlich cool rüber. BONAMASSA erzählte, dass er immer wieder gebeten wird, den LED ZEPPELIN-Song "Tea For One" live zu bringen, jedoch kontert er dann, dass er das Teil nicht mal auf der Albumversion eingesungen hat und fragt wiederrum, wie er es denn live singen soll...Glücklicherweise war an diesem Abend zufällig Doug Henthorn, der Mann, der den Song auf "You And Me" eingesungen hat, zur Stelle, um ihn on stage zu performen. Der aus Indianapolis stammende Mann am Mikro machte seine Sache ziemlich gut und brachte sein leicht angerautes und doch melodisches Timbre als "i-Punkt" auf BONAMASSA´s gefühlvolle, aber stellenweise auch knallharte Gitarre.

MOSE ALLISON´s "Young Man Blues" ging in ein kurzweiliges Schlagzeugsolo über, indem Bergman wie ein Berserker die Felle verprügelte und das Publikum animierte. Dadurch, dass die Rockhal unbestuhlt war, kam sowieso etwas mehr Stimmung auf, als zum Beispiel letztes Jahr im Saarbrücker E-Werk. Oft gab es Szenenapplaus, so auch beim Duell zwischen Gitarre und Drums, doch die meiste Zeit genossen die Zuschauer einfach BONAMASSA´s betörendes Spiel.

Wenn wir schon bei betörendem Spiel sind, darf auch Neu-Keyboarder Arlan Schierbaum nicht unerwähnt bleiben. Er nutzte die meiste Zeit über die Hammond-Orgel, ging vollkommen in seinem Element als Tasten-Zauberer auf und überzeugte auch in krachenden Soloparts. "The Ballad Of John Henry", der Über-Song vom gleichnamigen göttlichen Longplayer sollte der letzte Song des regulären Sets sein und begeisterte mit umwerfender Härte, sowie einem Hammond-Solo mit einer Menge 70er-Jahre-Flair.

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Die Fans forderten mehr und tatsächlich gab es einen Nachschlag in Form des oft gewünschten "Asking Around For You", bei dem wieder einmal zu sehen war, mit welcher Passion, ja sogar Literweise Herzblut JOE BONAMASSA seine Stücke spielt. Vielleicht ist spielen nicht ganz der richtige Ausdruck, denn so viel Gefühl, Ausdruck und Leidenschaft, wie in diesen Noten steckt kann man nur vermitteln, wenn man komplett in seiner Musik aufgeht. Man kaufte diesem Gitarrenwunder zu jeder Sekunde ab, wie viel Ihm diese Musik bedeutet. Dieser vor Spielfreude nur so übersprudelnde Blues Rocker LEBT jeden einzelnen seiner Songs. Zum großen Finale warf das Gitarrengenie seine (zuvor Backstage gewechselte, größere und wahrscheinlich auch günstigere) Sonnenbrille ins Publikum und beendete den Abend mit dem krachenden ZZ TOP-Cover "Just Got Paid" als Rausschmeisser. BONAMASSA hat wieder einmal gezeigt, dass er einer der talentiertesten Gitarristen auf dem Erdball und ein fantastischer Sänger obendrauf ist. Mit seiner bockstarken Backing Band im Rücken, machte der Gitarrengott diesen Abend zu einem unvergesslichen Erlebnis und entließ seine in wunderbaren Sphären schwebenden Anhänger in die Nacht. (Kevin)

Setlist JOE BONAMASSA:

Intro
Seagull
Jelly Roll
Richmond
Jockey Full Of Bourbon
Athens To Athens
____________________

Dust Bowl
You Better Watch Yourself
Dislocated Boy
Driving Towards The Daylight
Who´s Been Talking
Tea For One
Lonesome Road Blues
Young Man Blues
Look Over Yonders Wall
The Ballad Of John Henry
_____________________

Asking Around For You
Just Got Paid

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