Lacuna Coil + This Is She (07.11.2012, Frankfurt)

live_20121107_01LACUNA COIL live zu sehen ist nicht mehr so einfach wie früher. Seit im Januar „Dark Adrenaline“ erschienen ist, schaue ich schon regelmäßig auf der Homepage der Band vorbei um nur ja nicht zu verpassen, wenn sie auf Tour gehen. Doch über Monate ist es stets das gleiche Bild: Tourdates in den USA. Toll. Und dann, irgendwann, als ich schon gar nicht mehr damit rechne, stehen endlich auch Tourdates in Europa auf dem Plan. Endlich! Das nächste Konzert ist zwar wieder mal Frankfurt, aber LACUNA COIL sollten diese Reise wert sein. Also, nix wie nach der Arbeit ins Auto gesetzt und schnell nach Frankfurt gedüst.




THIS IS SHE

THIS IS SHE stammen aus den USA und sind nicht nur hierzulande noch ziemlich unbekannt, denn auch Google liefert nur wenige Treffer. Wenn man Infos zu dieser Band will, muß man wirklich auf die Suche gehen. Rein optisch passen die Kalifornier auf jeden Fall schonmal gut zu LACUNA COIL. Sängerin Alana Grace tritt im sexy rückenfreien Overall auf (sowas würden sicher viele auch gerne wieder an Cristina Scabbia sehen), dazu kommen drei mehr oder weniger langhaarige Kerle. Optisch eher der Typ harte Musik trifft zartes Frauchen, geht man musikalisch schon in die Richtung LACUNA COIL, nimmt aber wesentlich mehr elektronische Elemente in die Musik auf, so daß das Ergebnis eher wie romantische PAIN mit Sängerin klingt. Die Band hat bisher erst eine EP veröffentlicht, so daß auch gar nicht viel mehr Material da ist, um eine längere Spielzeit als die halbe Stunde, die die Band auf der Bühne steht, auszufüllen. Die meisten Songs, wie z.B. „Grow Up“ sind etwas flotter, bei „Misery“ wird es dann „slow and sexy“, wie Sängerin Alana über ihren Lieblingssong der EP sagt. Gegen Ende wird das Geschehen auf der Bühne aber immer wilder, Alana singt nicht nur und springt wie ein Derwisch über die Bühne, sondern sie wechselt auch wild zwischen Synths und einer paukenähnlichen Trommel hin und her, so daß sie kaum noch zum singen kommt. Das ganze wirkt etwas wirr, aber auch sehr energiegeladen und engagiert und das kommt auch beim Publikum an, das recht begeistert reagiert. Sofort nach ihrem Auftritt begibt sich die Band auch zum Merchstand, um dort den Fans und Zuschauern persönlich Rede und Antwort zu stehen.

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LACUNA COIL
Als nach einer längeren Umbaupause endlich LACUNA COIL die Bühne betreten, fällt zunächst einmal auf, daß da irgendwie zwei Leute fehlen. Bassist Marco Coti Zelati  mußte verletzungsbedingt zu Hause bleiben, da er Probleme mit seiner Schulter hat und sich erst einmal auskurieren muß. Und Drummer Cristiano Mozzati wurde von der Band zwangsbeurlaubt, da er Vater einer Tochter geworden ist und nun erst einmal seine Zeit als Familienvater genießen soll. Den Posten an den Drums übernimmt THIS IS SHE-Drummer Ryan Folden (der arme Kerl darf also ständig Doppelschichten fahren), der Bass kommt eben vom Band. Aber immerhin ist heute der Sound im Vergleich zu den letzten Konzerten, die ich besucht habe, wirklich gut. Nicht perfekt, aber gut. Schön auch, daß mittlerweile richtig viele Zuschauer vor Ort sind. Standen bei der Öffnung der Türen gerade mal eine Handvoll Hanseln vor der Batschkapp, so ist der Laden jetzt bis zum Tresen gut gefüllt. Es ist nicht so voll, daß man sich nicht mehr bewegen kann, aber man steht schon dicht gedrängt. Was dann nach dem Intro abgeht, hätte ich aber so trotzdem nicht erwartet. Schon bei den ersten Songs „I Don’t Believe In Tomorrow“ und „I Won’t Tell You“ geht die Menge ab, es wird so wild herumgehüpft, daß der Boden der Batsche bebt. Die laufende Tour steht ja unter dem Motto „15 Jahre LACUNA COIL“ und aus diesem Anlaß soll heute von jeder Scheibe mindestens 1 Song gespielt werden. Den Reigen der alten Songs eröffnet „Senzafine“ vom 2001er Album „Unleashed Memories“ und man merkt schon, daß dieser Song nicht so bekannt ist. Dafür bekommt das Tripple von der „Comalies“ danach aber richtig gute Reaktionen, genau wie „Give Me Something More“ vom aktuellen Album.

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Anschließend verschwinden LACUNA COIL erstmal von der Bühne, um „sich frisch zu machen“, wie Frontfrau Cristina Scabbia es ausdrückt. Als dann Stühle auf die Bühne getragen werden, kann man sich ja schon denken, was jetzt kommt. Die folgenden fünf Songs werden akustisch vorgetragen, Cristina Scabbia brilliert dabei, wie auch nicht anders zu erwarten ist. Bei Sänger Andrea Ferro bin ich mir aber nicht so sicher. Aber gut, seine Stimme ist sowieso etwas eigen. Bei den metallischen Songs kommt das echt gut, bei den akustischen ist es eine Gratwanderung. Insgesamt finde ich das akustische Set zwar sehr schön, hätte aber trotzdem lieber mehr Songs im metallischen Gewand gehört. Aber vielleicht war diese ruhige Phase auch ganz gut, denn so konnte das Publikum wieder ein paar Kräfte sammeln, um sich dann beim zweiten elektronischen Set voll zu verausgaben.

Bei dem gibt es jetzt vor allem Stücke von den letzten drei Alben, mit „To Live Is To Hide“, „Falling Again“, "Svamped" und "No Need To Explain" gibt es in diesem Set lediglich 4 ältere Songs. Aber egal von welchem Album die Songs stammen, das Publikum geht bei allem mit. Wohin man auch sieht, überall wird gebangt, was der Nacken hergibt. Das fällt bei Songs wie „Our Truth“, „Swamped“, „Survive“, „Trip The Darkness“ oder „Spellbound“ aber auch nicht weiter schwer. Was da schon eher schwerfällt, und das merkt man bei LACUNA COIL-Shows immer wieder, ist das Mitsingen, denn das Publikum kann sich offenbar nie entscheiden, ob es jetzt die Parts von Cristina oder die von Andrea mitsingen soll. Meistens versucht man es ja doch bei beiden und dann verheddert man sich irgendwann. Böse Italiener. So langsam aber sicher nähert sich der Auftritt seinem Ende, und obwohl die Band jetzt seit fast 2 Stunden auf der Bühne steht, mag man es gar nicht so recht glauben, daß schon soviel Zeit vergangen ist. Die Band ist super aufgelegt, das Publikum geht gut mit – so könnte man ewig weiter machen. Doch irgendwann ist alles mal vorbei und so kündigt Christina Scabbia mit „My Spirit“ den letzten Song an. Dabei erklärt sie, daß dieser Song all jenen Menschen gewidmet ist, die die Bandmitglieder im Laufe ihres Lebens verloren haben und sie bittet das Publikum, daß jeder, der auch einen geliebten Menschen verloren hat, jetzt an diesen denken möge. Da kommt zum Schluß noch einmal absolutes Gänsehautfeeling auf. Aber dann ist es leider wirklich vorbei, die Band läßt sich noch kurz vom Publikum feiern bevor sie die Bühne verläßt. Eine Zugabe gibt es nicht, aber bei zwei Stunden Spielzeit und 24 Songs kann man auch nicht meckern, meiner Meinung nach.

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Setlist LACUNA COIL:
Intro
I Don't Believe In Tomorrow
I Won't Tell You    
Kill The Light
Senzafine
Heaven's A Lie
Self Deception
Entwined 
To The Edge
Give Me Something More
------------------------------------
Falling Again
Closer
Within Me
End Of Time
Shallow Life
-----------------------------------
Our Truth
Upsidedown
To Live Is To Hide
Fragile
Swamped 
No Need To Explain
Survive
Trip the Darkness
Spellbound
My Spirit 


Dieses Konzert war wirklich sein Geld und die Fahrt nach Frankfurt wert. Das Publikum hatte Spaß und auch der Band sprang die Spielfreude förmlich aus dem Gesicht, war doch jedes einzelne Bandmitglied im Dauergrinsmodus gefangen. Wäre doch nur jedes Konzert so genial. Da hätte man jetzt direkt Lust, sich die Italiener gleich noch einmal anzusehen, aber alle anderen Tourdaten sind elend weit weg. Da bleibt einem nur zu warten, bis es die nächste Tour gibt. Und das kann dauern, da die Band ihren Focus ja mehr auf Nordamerika legt. Ich freue mich jedenfalls jetzt schon auf den Tag, an denen ich LACUNA COIL wieder sehen werde (Anne).

 

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