Heidenfest 2012 (01.11.2012, Saarbrücken)

heidenfestHEIDENFEST 2012! Okay, so hab ich mir gedacht, wird sicher ein Heidenspaß! Aber langsam, erstmal pünktlich reinkommen. Es ist 17.00 Uhr ich stehe mit Frau und Anne pünktlich am Eingang in der Nähe des Notausganges. 17.30 Uhr, die Show beginnt, und es sind noch viele Leute draußen vor dem Eingang, genauso wie wir.  Das liegt überwiegend an der schleppenden Abfertigung an der Kasse. Es wirkt doch etwas unorganisiert. 

Da kann auch die fleißige Security nichts dran ändern. Was auffällt ist, daß es für weibliche Gäste keinen Sicherheitscheck gibt. Wohl mangels weiblicher Security-Mitarbeiter. Ich halte das für einen großen Fehler, denn es wurde von einigen Gästen schamlos ausgenutzt.

 

KRAMPUS
KRAMPUS (Krampf im Fuß?) aus Italien machen den Anfang. Die Garage ist erst zu 1/3 gefüllt als der Opener loslegt. Vereinzelt gibt es ordentliche Publikumsreaktionen für ihren Endzeit-Folk, aber leider gibt's kaum Action auf der Bühne. Sänger Filippo, der unentwegt das Publikum zum Mitmachen auffordert, steht etwas auf verlorenem Posten. Der Rest der Band, die aus acht Musikern besteht, steht fast nur herum. Einzig die Gitarristen, die sich links und rechts am Bühnenrand positioniert haben, lassen unentwegt immerhin die Haare kreisen. Der Auftritt sieht leider sehr nach Schülerband mit "Lost"-Kostümen aus! Die Band kann sich nur mit ihrer Musik präsentieren. Es ist kein Backdrop zu sehen. Alle Bühnenelemente sind "HEIDENFEST-Style". Technisch ist die Band okay, aber die Musik hört sich nicht sehr originell an. Es kommt mir alles wie schon einmal gehört vor. Casting-Show lässt grüßen. Hoffentlich sehen wir in Zukunft nicht noch mehr von diesem Abziehbild-Folk-Metal. Der Sound ist zu bassdrumlastig abgemischt; Feinheiten wie Dudelsack und andere Instrumente gehen komplett unter! Zu guter letzt gibt es noch ein Duett mit Sänger Freki von VARG. Schluss für KRAMPUS ist schon um 17.56 Uhr.

 
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TROLLFEST
Als nächstes kommen REDNEX? Nee TROLLFEST, aber sehen so aus wie! Immerhin dürfen die norwegischen TANKARD ihr eigenes Banner aufhängen. Vom Design her verspricht es spaßig zu werden! Aufbauen müssen sie selbst. 18.06 Uhr, das Intro beginnt, die Leute jubeln! Auf der Bühne stehen als Bienen verkleidete Männer, sehr dreckig-zerlumpt gekleidet und geschminkt, passend zum Thema Troll und der neuen Platte "Brummlebassen". Die Musik hört sich an wie schneller Rumpel-Punk mit Saxophon und Schifferklavier. Gesehen und gehört habe ich so etwas bisher nicht. Der Sound ist matschiger als bei KRAMPUS. Irgendwie sind die norwegischen Jungs auf Spaß aus, aber bewegen tut sich, im Gegensatz zu eben, im Publikum kaum jemand. Das Publikum macht vom allgemein verhängten Tanzverbot regen Gebrauch und steht mit verschränkten Armen vor der Bühne. Jedoch jubeln alle zwischen und vor den Songs. Das Gebotene könnte man fast als Volksmusik mit Blastbeat bezeichnen. Da gestern erst Halloween war, will ich mal nicht so sein. Hard-Humppa ist angesagt! Die Bienenkostüme verschwinden! Der Sänger sieht plötzlich aus wie Dirk Bach (R.I.P.), bloß mit langem Bart und fast gleicher Gestik! Sein ohrenbeäubendes Trollgekeife geht einem jedoch nach kurzer Zeit mächtig auf die Nüsse! So richtig kann TROLLFEST sich für keinen Musikstil entscheiden. Da wird zuviel miteinander vermischt! Bei der Sache kann ich hier nur bleiben, weil mich das Treiben auf der Bühne so fassungslos macht. Meine Frau knackt währenddessen den Highscore eines iPhone-Spiels.

Als der Bassist mal kurz beim Hüpfen und Posen den Boden besucht, wird ihm immerhin von Sänger Jostein hochgeholfen. Nix passiert, das Gehüpfe geht weiter! Oft wirkt das Geklopfe auf der Kuhglocke, als würde Jostein damit den Takt vorgeben bzw. dirigieren! One-Man-Circle-Pit! Nein, es machen doch nun mehr Leute mit. Ich meine dabei immerzu Jägermeister zu hören (gut, der Song heißt auch: "der jegermeister"), aber in den meisten Texten geht es eh ums Gesundheits-Saufen. Leider sind die Jungs so bemüht lustig zu sein, daß es eher niedlich rüberkommt. Der Sound bleibt matschig wie bei KRAMPUS, und Publikumsreaktionen ebben sehr schnell ab. In diesem ganzen Chaos sind tatsächlich mehrstimmige Gesänge zu erkennen. Nach eigener Angabe sind alle Songs in der fiktiven Sprache der Trolle - Trollspråk - geschrieben und handeln in erster Linie von feiernden und trinkenden Trollen, wie man bei Wikipedia nachlesen kann. Ja gut, dann ist es eben nicht mein Humor. Es macht aber auch niemand eine Band über die Schlümpfe und tritt als diese auf, schade! Aber feiern geht halt immer, sei es am Ballermann oder beim HEIDENFEST.
Nach zwei letzten kurzen Songs ist die Show vorüber. Beim letzten Song "Helvetes Hunden GARM" welcher sich anhört wie "wuff wuff wuff", werden sie durch ein paar KORPIKLAANI-Jungs (Jonne, Jarkko und Kalle, je mit einer leeren Six-Pack Packung auf dem Hut) unterstützt, was der Show einen gelungen Abschluss verleiht. 18.48 ist Schluss.


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VARG
Jetzt ist VARG an der Reihe. Den Umbau macht VARG überwiegend selbst und ist dabei schon fertig geschminkt. Leider erinnert mich diese eher an Braveheart als an sonst was oder hat das gestreifte was von einem Fußballclub? Schwarz-Rot Coburg? 19.00, das Intro von VARG donnert durch die Halle. Die Band wird jubelnd begrüßt! Es geht sofort los mit ihrer aktuellen Single "Guten Tag" und gleich habe ich beim Stil der Band mit der deutschen Attitüde meine Zweifel und muss Vergleiche zu den Onkelz und Rammstein ziehen. Die Gesten von Freki sehen nach K. Russel aus bzw. wirken jedenfalls gleich. Moment mal, hat der Sänger ein Mieder an um seine Wampe im Zaum zu halten? Als nächstes wird der jubelnden Meute "Schwertzeit" um die Ohren gehauen, Pagan-Metal ohne die üblichen Folk-Elemente. Die Publikumsreaktionen sind mehr als befriedigend für die Band, deren Sänger die letzten Jahre für einige Schlagzeilen gesorgt hat und sich in allerlei Rechtfertigungen und Beteuerungen, nicht zum rechten Spektrum der Szene zu gehören, verstrickt hat. Das ist an diesem Abend aber nicht das Thema, und die Band hält sich dran, die Songs perfekt zu präsentieren, und das ohne peinliche Ansagen. Mit "Angriff" geht es weiter, die Halle ist mittlerweile zu zwei Dritteln gut gefüllt. Der Sound ist leider wieder zu Double-Bass betont. Vor "Horizont" wird eine hübsche Dame, man sieht nicht wen Sänger Freki meint, zum Circlepit aufgefordert und fordert im gleichen Atemzug dazu auf, ihr zu folgen. Die Meute rennt tatsächlich los! Vor dem nächsten Song ruft Freki "Seid ihr bereit?" Die Menge grölt: "Werdet wie Wölfe! Wir sind die Wölfe!" Zum Glück ist der Gesang gut nach vorne gemischt, so vernimmt man mangels Setlist wenigstens die Titel. Denn beschäftigt habe ich mich bis zu diesem Abend nicht mit VARG. Während des Songs übt sich der Drummer im Propellerbanging, was in Anbetracht seiner superlangen Haare sehr beindruckend aussieht! 1000 einzelne Walls of Death bei "Blutaar" sollen es jetzt sein. Vorher fragte er die Meute, wer morgen frei hat und wer arbeiten muss und hetzt sie so gegeneinander auf. Spaßige Ansage, immerhin! Jetzt holt sich Sänger "Freki" eine Gitarre, und VARG starten den nächsten Song. Mit etwas mehr Wucht geht es jetzt mit "Was Nicht Darf" weiter. Der klingt schon mächtig nach Rammstein, bis auf den Keifgesang jedenfalls.

Yaheejoo! Der Sänger von KORPIKLAANI steht abermals auf der Bühne, um nun VARG bei dem Song "A Thousand Eyes" zu unterstützen. Gleich der letzte Song: "Rotkäppchen"! Angeblich die wahre Geschichte, die nicht so negativ für den Wolf ausfällt. Ein paar Fans machen eine MANOWAR-Geste und headbangen darunter durch, sehr merkwürdig! Insgesamt sieht die Show sehr nach Rammstein meets Onkelz aus. Über mangelnden Zuspruch kann die Band sich jedoch nicht beklagen, denn im Publikum sieht man, meist an jüngeren Besuchern, viele VARG-T-Shirts, die sich jedoch mit WINTERSUN die Waage halten. Beeindruckt hat mich die Band allemal. Sollten sich VARG mit ihrer Rolle begnügen und nicht weiter negativ auffallen, werden wir die Band wohl öfter zu Gesicht bekommen, denn passen tut ihr Stil auch zu anderen Festivals. 19.47 Uhr ist Schluss.


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KORPIKLAANI
Es folgt ein größerer Bühnenumbau. KORPIKLAANI bauen eine amtliche große Bühnendeko auf. Der Taschenlampen-Lichtkegel hinter dem Drumset wedelt und es geht los. 20.06 Uhr, das Intro läuft, und es klingt gleich nach Kirmesmusik/Volksfest. Witzigerweise ist kaum jemand am Bierstand. Die Band betritt die Bühne und ruft: "Let's get this party started!" Sogleich gibt es die ersten Crowdsurfer des Abends. Der Sound ist fantastisch im Vergleich zu VARG und den vorherigen Bands. Der Sänger sieht aus wie eine Mischung aus Martin Walkyer und dem Sänger Tomi Joutsen von AMORPHIS, also blond mit langen Dreadlocks. Die Bewegungen der Band sind dezent groovend wie auch der Grundcharakter der Musik. Die Meute hüpft! Oft sieht die Band eher nach Artrock aus! Plötzlich stampft Akkordeon-Spieler Juho Kauppinen von der Bühne. Die Geige dominiert die Soli. Joho kommt aber wieder zurück und steht kopfnickend dabei! Okay, er spielt nun doch mit. Derweil tanzt Sänger Jonne wie ein Derwisch über die Bühne und lässt die Dreadlocks kreisen! Was auffällt ist, daß es klingt wie eine metallische Version der Musik der nordamerikanischen Ureinwohner. Eventuell gibt es da ja Parallelen zu den Samen.

Halbzeit: ein Geigensolo von Toumas Rounakari beglückt uns. Eine heftige Polka erschüttert im Anschluss die Halle, die Finger von Bassist Jarkko prasseln unermüdlich auf die Saiten nieder. Dabei sieht er etwas wie Gimli aus! Nun, auf der Bühne wird getobt was das Zeug hält, das Publikum feiert mit KORPIKLAANI eine große Party! Die Halle ist zu 3/4 gefüllt, KORPIKLAANI fühlt sich augenscheinlich sauwohl! Was mich wundert ist, daß das Publikum größtenteils aus unter Zwanzigjährigen besteht. Leider verstehe ich kein Finnisch. Ich habe auch KORPIKLAANI vorher nicht wirklich auf dem Schirm gehabt, das wird sich ab jetzt ändern. Jonne tanzt jetzt mit Melone auf dem Kopf über die Bühne, und die Leute feiern abermals lautstark mit. Die gezeigte Begeisterung ebbt aber ebenso wie bei den anderen Bands schnell ab. Zum Abschluss gibt's "Pellonpekko" auf die Ohren. Leider schon Schluss, aber nur fast, denn es gibt noch ein Outro zu mitmachen! Ja hätte ich das nur vorher gewusst, dass KORPIKLAANI so einen Spaß machen, daß ich mit meinen Notizen nicht hinterherkomme, wäre ich öfter zu einem Gig gegangen.


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WINTERSUN
21.10 Uhr, große Umbaupause. In den Pausen läuft immer schöne Musik; Thrash wie Overkill und so als angenehmer Kontrast. Unter den Zuschauern finden sich augenscheinlich nun auch welche jenseits der 50 ,was ich sehr schön finde. Metal ist eben zeitlos! Das WINTERSUN Banner wird gehisst! Die lassen sich aber mächtig Zeit! Nicht, dass da was passiert ist?

21.55 Uhr, das Licht geht aus. Das Intro beginnt, die Lichtshow wirkt, als wäre ein Raumschiff gelandet. Der WINTERSUN-Schriftzug am Backdrop wird nochmals extra angestrahlt. Die Lichtshow ist eiskalt weiß mit warmen Farbtupfern der Halogenstrahler wie die Wintersonne eben in einem verschneiten Feld oder Wald. Das Stageacting wirkt bei "Sons Of Winter And Stars" leider etwas steif, bei schnellen Passagen jedoch routiniert. Der Sound ist nun glasklar und gut durchhörbar. Plötzlich sinkt auch die Temperatur in der Garage! Die Luft wird frischer! Welch ein Zufall. Beim nächsten Song "Land Of Snow and Sorrow" fangen die Leute im Takt an zu klatschen - ihrem eigenen! Mastermind Jari Mäenpää lässt sich davon glücklicherweise nicht aus dem Takt bringen. Scheinbar merken die Leute es selbst und hören jetzt lieber gebannt zu. Abwechslungsreicher kann ein Festivalabend nicht sein: vom Polka-Humppa-Gerumpel bis hin zum epischen Breitwand-Death Metal, der mal pfeilschnell, mal langsam walzend die Leute in den Bann zieht! (Andreas)

Da Andreas sich bereits eine halbe Stunde vor dem Ende der Show auf den Nachhauseweg machen muß, übernehme ich ab hier. Frage mich allerdings, ob ich auf einem anderen Konzert wie Andreas war, denn einen glasklaren Sound kann ich nicht entdecken. Es rumpelt und brummt eher, der Sound ist viel zu baßlastig, dann hört man die Drums und irgendwo kann man dann auch noch Gitarren und Gesang ausmachen. Im Graben (und damit wohl auch in den ersten Reihen) ist der Sound absolut unterirdisch, den ersten Song "Sons Of Winter And Star" erkenne ich erst nach mehreren Minuten. Unter anderem deshalb, weil Mainman Jari Mäenpää kaum zu hören ist. Das wechselt später von Song zu Song, mal ist er sehr gut zu hören, mal gar nicht. Soundtechnisch ist dieser Auftritt jedenfalls eine Katastrophe. Von der Band her jedoch ein sehr schöner Auftritt mit ausgewogener Setlist, die neuen, sehr langen Songs funktionieren auch live gut. Nur leider kann man den Auftritt aufgrund des miesen Sounds einfach nicht genießen. Daß WINTERSUN auch nicht unbedingt einen Platz in der Pagangemeinde haben, zeigt sich auch an den Zuschauerzahlen, denn nach KORPIKLAANI sind doch einige schon nach Hause gegangen und so hat sich die Garage deutlich geleert. Warum wir nur eine knappe Stunde WINTERSUN bekommen, wenn zeitlich locker anderthalb drin gewesen wären, sondern man das Publikum lieber 30 Minuten dumm in der Gegend rumstehen und auf den Anfang warten läßt, das muß man jetzt auch nicht unbedingt verstehen. WINTERSUN habe ich jedenfalls schon deutlich besser und mitreißender gesehen (Anne).

Setlist WINTERSUN:
Sons of Winter and Stars
Land of Snow and Sorrow
Winter Madness
Death and the Healing
Darkness and Frost
Time
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Beyond the Dark Sun
Starchild

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Leider hat man als Fotograf keine guten Karten an diesem Abend, denn die Lightshow wird erst nach einigen Songs besser und die besten Szenen kommen fast immer erst zum Schluß bei jeder Band. Da hat der zahlende Gast mit seiner Handykamera meist die besseren Bilder, wenn auch nicht besser in der Qualität. Aber wenn's denn so gewollt ist, sei's drum.

Insgesamt ein gelungener Abend zum Nachteil der ersten Band. Leider seit Jahren ein Missstand in der ansonsten gut organisierten Garage. Immer wenn der Spielplan den Einlass um 17:00 Uhr vorsieht, kommt es zu massiven Verzögerungen. Das bedeutet jedes Mal, daß man den Beginn der ersten Band nicht mitbekommt. Wenn das mal abgestellt wird, steht einem gelungenen Festival-Abend nichts im Wege (Andreas).

 

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