Eyehategod + B.Abuse (30.07.2012, Saarbrücken)

EHGEurope12New Orleans scheint doch keine sterbende Hure zu sein. Zumindest musikalisch ist der Südstaat Louisiana noch schwer aktiv, wenn dort auch nicht mehr so viel Neues rumkommt. Aber dennoch sind im Süden nach wie vor einige sehr gute Bands, die zwar allesamt nur aus einer Handvoll Musiker bestehen und sich gegenseitig die Klinke in die Hand drücken, aber dies auch nur machen, weil sie gerne ständig Musik machen und sich nicht auf einen Stil festfahren möchten.
EYEHATEGOD braucht man keinem mehr zu erklären, sie sind ein Phänomen, das schon damals 1990 mit einem eher mäßigen Album, aber den richtigen wegweisenden Ambitionen, durchgestartet sind. Man kann sie ruhigen Gewissens als Urväter des Sludge bezeichnen, selbst wenn es da noch andere und mitunter auch „bessere" geben mag. Vor allem live ist das Quintett unschlagbar, was man in der Vergangenheit immer wieder überraschend feststellen konnte, denn nicht nur das Lebensalter spielt da eine Rolle.

Als Spezialgäste des vom Label MIDSUMMER RECORDS initiierten Unterhaltungsabends durften die lokalen Urgesteine B.ABUSE ans Werk, die zwar stilistisch einer etwas anderen Kategorie angehören, aber nicht minder talentiert sind, eine superbe Liveshow zu bieten.

Bewegungskünstler sind die zum Quartett geschrumpften Herren ja eigentlich nie gewesen; warum auch, ihre Mucke reißt auch so oder so den geneigten Hörer mit und zerfurcht den Zuschauergraben stetig mit intensiven Klangpflügen.
Das Bild passt zudem direkt zum brandaktuellen Output der Nordsaarländer, das es an diesem Abend taufrisch als Vinyl zu erstehen gab.

Schön gepackt ging es im Kleinen Klub der Saarbrücker Garage direkt zur Sache, ohne Gespräch und ohne Eingeständnisse an moderne Trends. B.ABUSE haben ihre fast ausschließlich instrumentale Phase scheinbar hinter sich, und so kann Sounderzeuger Leidinger seine variable Stimme im vollen Umfang preisgeben, unterstützt von Basser Frank und Gitarrist Mick. Während Ausnahmeschlagzeuger Holz die beeindruckende Rhythmusvorlage liefert, laufen zum Sound von Samples und Synthiegeräuschen geile Gitarrenlaute und ein fett knurrender Bass, der eine zweite Gitarre zu keinem Zeitpunkt vermissen lässt. Die stellenweise eingebauten Tribaldrummings lockern weiterhin das kompakte Set auf. Nach 30 Minuten ist allerdings schon wieder Schicht im Düsterschacht, das keineswegs engstirnige Publikum dankt es mit viel Applaus, und die Bühne wird freigegeben für die Sludgemacht.

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Nach nicht allzu langer Umbaupause, ein paar Witzeleien der sympathischen Musiker und der obligatorischen Ansage von Mike Williams „We are EYEHATEGOD" ertönt sogleich die lang erwartete Rückkopplung der Saitenfraktion Jimmy Bower und Brian Patton, den man aufgrund aktueller üppiger Gesichts- und Kopfbehaarung kaum wieder erkennt, und der schwere Sludgeregen kann kommen.

Die Gotteshasser doomen und rocken sich durch ihre gesamte Diskografie, die zwar bezüglich ihrer Bestandsjahre nicht viele Songs umfasst, aber dennoch für ein Programm von über 90 Minuten gefüllt mit Klassikern reicht. Bis zur letzten Minute und darüber hinaus wird die vorgegebene Spielzeit ausgereizt, im Gegensatz zum Opener wird hier viel mit dem Publikum kommuniziert, aber auch untereinander, und der körperliche Kontakt zum Publikum bis auf Sacknähe gehalten. Auch wenn es manchmal etwas unorganisiert wirken mag, EYEHATEGOD sind tight und aufeinander eingespielt wie kaum eine andere Kappelle, und das ist mit dem Lebenswandel so manchen Bandmitglieds kaum zu glauben. Gerade Frontmann Mike Williams, der so ziemlich alles konsumiert hat, was ihm unter kam, scheint sich rekordverdächtig von seinen Eskapaden erholt zu haben und braucht erstaunlich lange für den Konsum seiner Wodka-Limo.

Jimmy Bower an der Gitarre ist natürlich nach wie vor ein Blickfang, seine Grimassen, Gesten und sexy Bewegungen sind unübertroffen und halten das Unterhaltungslevel konstant oben.

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Schade, dass es schon wieder vorbei ist, obwohl die Band wirklich alles gespielt und gegeben hat, was geht. Nach literweise Schweiß, Rotz und Wasser und gottlob diesmal kein Blut ist das Sludgegewitter vorbei und das Publikum kann die letzten Worte mit den fannahen Musikern wechseln bzw. diverse Rauchwaren im intimen Kreis genießen. In einem netten Plausch während des Einräumens kann man noch die ein oder andere Anekdote erfahren und festhalten, dass Mr. Williams trotz Gehirn zerstörenden Mitteln noch so manche Details weiß und sich unter anderem noch sehr gut an das 1993er Gastspiel im kultigen Saarbrücker Ballhaus erinnert. EYEHATEGOD kommen aus dem Untergrund und werden immer Untergrund bleiben. Solange ihre Bühnenpräsenz immer noch derart positiv ausfällt, gibt es da auch nix zu meckern und schon gar nicht zu ändern. So soll's sein und nicht anders. Long live the Lords Of Sludge! (Jochen)

Alle Fotos: Jochen

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