Sinner + Voodoo Circle (09.12.2011, Andernach)

sinner_tourflyerDer traditionelle Hardrock hat zwar wieder einen höheren Stellenwert als noch vor ein paar Jahren, aber so richtig kann man die Metalgemeinde damit nicht begeistern. Schade, schließlich stammt unser aller Lieblingsmusik ja davon ab. Um als Musiker überleben zu können reicht es heutzutage nicht mehr aus sich auf ein Projekt zu konzentrieren, das haben auch Mat Sinner und Alex Beyrodt erkannt. Neben ihren eigenen Bands, in denen der jeweils andere mitzockt haben sie PRIMAL FEAR am Start und gehören zur Rockbesetzung der jährlichen „Rock Meets Classic"-Tour.
Und wenn man schon schauen muss wie man seine Schäfchen ins Trockene bringt, dann sollte man auch an den entscheidenden Stellen sparen. Was fiele da leichter als gemeinsam mit SINNER und VOODOO CIRCLE auf Konzertreise zu gehen. So schiebt man zwar allabendlich Doppelschichten aber das Hardrock-freudige Publikum bekommt zwei starke Acts an einem Abend geliefert. Beide haben in dem Jahr ein neues Album an den Start gebracht, von den vor allem VOODOO CIRCLE begeistern konnte, diese galt es nun live vorzustellen. Nachdem die Tour verschoben werden musste fand der gemeinsame Abschluss im JUZ in Andernach statt.

Während die beiden Combos auf dem Rest der Rundreise von DOWNSPIRIT begleitet wurden mussten diese heute aus logistischen Gründen absagen. Dafür sollten die beiden Acts mehr Spielzeit bekommen. Somit ging es gleich mit der Truppe um den saarländischen Gitarrenhexer los, der sich in einem Interview schon auf die Live-Umsetzung freute. So war es nicht verwunderlich, dass das gesamte Set aus Material von „Broken Heart Syndrome" bestand, welches im Verlauf der knappen Stunde fast komplett dargeboten wurde.

Von der Stammbesetzung musste man auf Tastenmann Jimi Kresic verzichten, der aufgrund der Tourverlegung andere Verpflichtungen hatte. Sein Ersatz war mit Alessandro Delvecchio auch ein erfahrener Crack, welcher neben diversen Studiojobs auch der Live-Band von Glenn Hughes angehört. Zu Beginn war das Publikum noch recht verhalten, nach zwei Alben hat sich der Name noch nicht so herum gesprochen, obwohl das aktuelle Album wirklich gut läuft. Dennoch war eher Zuhören angesagt und das war auch bestens geeignet um sich in die bluesigen Songs rein zu finden. Der Zuschauerzuspruch war mit guten 150 Nasen auch nicht überwältigend für einen Freitagabend. Schade, doch die die da waren kamen voll auf ihre Kosten.

Denn schon die ersten Songs zeigten die Klasse der Kompositionen auf und wurden mit mehr als Anstandsbeifall bekundet. So steigerte sich der Stimmungslevel von Song zu Song. Die Truppe zeigte das was der gute Alex versprochen hatte, sie spielte wirklich miteinander, was schon allein daran zu sehen war wie man sich gemeinsam in die typischen Posen warf. Viel Platz war nicht auf der Bühne, dennoch war Sänger David Readman sehr agil.
Ein echter Glücksgriff den Mann damals via PINK CREAM 69 nach Deutschland zu holen, denn sein klassisches Rockorgan gehört zu den besten im Geschäft. Und hier kann er zeigen was er kann, denn hier sind die tiefen, gefühlvollen Töne gefragt und er zelebriert sie so stark wie auf Konserve, großartig. Unterstützt wird er dabei von Mat Sinner und vom überraschend gut singenden Aushilfskeyboarder.

Der bewies sein Können auch an seinem Instrument, egal ob schwere Orgelklänge oder flächige Synthies verlangt wurden. Dazu harmonierte er trotz kurzer Einspielzeit sehr gut mit dem Mainman, die beiden zauberten klasse Harmonien hervor. Die absolute Stärke von VOODOO CIRCLE liegt jedoch in dem Jams, die spontan in die Songs eingebaut wurden. Hier leben die Jungs ihr Faible für die Siebziger aus, wenn frei improvisiert wird. Das wollte der Sechssaiter mit der Band gerne tun und es funktioniert. Vor allem bei den ruhigen Stücken wird hervorragend mit der Dynamik gespielt.
Meister Beyrodt ist komplett in sein Spiel versunken und steht oft mit verschlossenen Augen da, kennt aber auch alle Posen, selbst hinterm Kopf spielen wird nicht ausgelassen. Dabei überlässt er seinen Nebenleuten immer noch genügend Raum sich zu entfalten. Der Mann an den Keyboards streichelt übers eine Tasten immer auf der Suche nach dem richtigen Ton seine Mitstreiter zu kontern. Dahinter sitzt mit Markus Kullmann jemand, dessen variables Spiel auch bei ruhigen Passagen für den richtigen Rhythmus sorgt.

Hier wird mit sehr viel Feeling agiert und das erntet zurecht die Bewunderung der Zuschauer. Die Band legte von Lied zu Lied mehr Spielfreude an den Tag und steigerte sich regelrecht in einen Rausch. Schön, dass es so etwas heute noch, oder wieder gibt, großes Kino, mehr davon. Am Ende gibt es Ovationen und laute Zugabe-Forderungen, denen auch nachgekommen wird. Da machte die halbvolle Halle mal richtig Alarm. (Pfälzer)

Setlist VOODOO CIRCLE:
No Solution Blues
This Could Be Paradise
King Of Your Dreams
Devil´s Daughter
Broken Heart Syndrome
Blind Man
When Destiny Calls
-------------------------------
Heal My Pain

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SINNER
Alarm machten auch SINNER nach der Umbaupause, vor allem weil man neuerdings mit drei Gitarren am Start ist. Neben dem erneut auf der rechten Bühnenseite postierten Beyrodt legen sich auf der anderen Seite von Basser und Sänger Sinner Alex Scholpp und Christoph Leim ins Zeug. Damit der Sound auch richtig rappelt im Karton hat man mit Andre Hilgers ein echtes Tier hinters Drumkit verfrachtet. Der spielt nicht so akzentuiert wie Kullmann, sondern drischt unbarmherzig in die Felle.

Klar, das Gefühl des Supports findet man hier nicht, dafür geht das Material auch ohne Eingewöhnungszeit ins Bein und die Halsmuskulatur. Nachdem die Leute gut aufgeheizt wurden war es nun an der Zeit für die Party. Die Songs machen einfach Spaß und gehen einem nach dem ersten Refrain nicht mehr aus dem Kopf. Die Band wirkte sehr spritzig und war im Rahmen der Möglichkeiten viel unterwegs, ständig wurde der Kontakt untereinander gesucht.
Aber auch das Publikum wurde mit einbezogen, der hauptberuflich bei einem renommierten deutschen Magazin tätige Leim stieg gar ins Publikum herunter, weil er da alte Schulkameraden entdeckte. Da die Songs so gut haften blieben stimmte Mat immer wieder Singalongs an. Diejenigen, die da waren zogen voll mit, dann lieber so als ein voller Saal in dem jeder Beamtenmikado spielt.

Da auch hier ein neues Album am Start ist, gab es mehrere Kostproben, die sich durchaus mit den alten Knallern messen können. Geboten wurden Songs aus allen Schaffensphasen, ein paar Standards müssen sowieso gebracht werden. Ob man aber bei knapp 90 Minuten Spielzeit und einem solchen Fundus noch Coverversionen nötig sind ist fraglich. Sicher macht die Nummer richtig Laune, aber ein „End Of Sanctuary" wäre mir lieber gewesen.
Richtig Laune machte vor allem die Bar hinten neben dem Drumriser. Im wahrsten Sinne eine Schnapsidee, die auf der letzten Tour geboren wurde und perfekt zur Partyattitüde passt. Als Barkeeper betätigten sich David Readman, Alessandro Delvecchio und der Backliner des Trosses. Neben dem Ausschank gehörten auch die Backgroundvocals zu ihren Pflichten, denen sie gerne nachkamen.

Hier genehmigten sich die Mucker gerne mal einen Schluck und beim Drumsolo versammelte sich die ganze Mannschaft an der Theke. Andre Hilgers alberte derweil mit dem Fans und zeigte an da auch gerne dabei sein zu wollen. Die Band setzte aber lieber auf die Gesellschaft zweier älterer Mädchen aus dem Publikum. Apropos Mädchen: Lieber Mat, die Ansage, dass nun die Ballade für die Mädchen kommt gehört wirklich an die Mottenkiste. Zum krönenden Abschluss sprang auch noch der VOODOO CIRCLE-Schlagwerker in Toilettenpapier gehüllt als „Eddie" auf der Bühne auf. Soviel Spaß muss sein!

Auch wenn der erste Act das musikalisch anspruchsvollere Programm bot, bei SINNER war der Fun-Faktor höher. Perfekte Freitagabendunterhaltung für den gestandenen Rocker. Hier zeigten zwei Formationen, dass man mit der Mucke wieder rechnen muss. Vor allem weil sich der Hardrock in verschiedenen Facetten präsentierte. Von mir aus hätte es noch weiter gehen dürfen, da hätte keiner etwas dagegen gehabt. Dafür kamen fast alle Beteiligten zum netten Aftershow-Plausch zu den Fans, auch sehr lobenswert. (David)

Setlist SINNER:
Suicide Mission
Comin´ Out Fighting
Bad Girl
The One You Left Behind
Back On Trail
Born To Rock
Knife In My Heart
Haunted
10 2 Death
-Drumsolo-
Crash&Burn
Germany Rocks
Rebel Yell
---------------------------
Danger Zone

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Kategorie: Konzerte