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fozzy_tour2011Als ich las, dass FOZZY am 19.11.2011 nach Saarbrücken kommen, konnte ich es zuerst nicht so recht glauben, denn sie waren doch erst im Juli als Support für die wiedermal wiedervereinten Thrash-Heroen ANTHRAX in der saarländischen Hauptstadt. Frontmann Chris Jericho scheint sich im Musikbusiness pudelwohl zu fühlen, denn im Wrestlingring hat man ihn schon einige Zeit nicht mehr gesehen. Jedenfalls ist Samstag, der 19. November die letzte Station der mit nur drei Dates gebuchten Deutschland-Tour. Mit im Schlepptau waren CODEJAK und SISTER.


Die Engländer CODEJAK gaben den Opener, konnten mit ihrem groovigen Alternativ Rock den bereits ganz gut besuchten Kleinen Klub jedoch nicht wirklich mitreißen. Musikalisch passte die aus Barrow stammende Formation eigentlich ganz gut ins Billing, doch das Stageacting war teilweise lahm. Der Gitarrist und Sänger in Personalunion war der einzige, der Akzente setzte, indem er auf die neben der Bühne stehende Theke stieg und dort losriffte. Doch seine Mitstreiter an den Saiteninstrumenten kamen irgendwie desinteressiert rüber. Musikalisch blieb besonders "Pull Out Your Knife" im Ohr hängen. Bei besagtem Song machten auch einige Leute bei den Mitsing-Spielchen mit. Alles in allem also ein Opening Act, der in Ordnung ging, aber nicht wirklich berührte.
Codejak_191111

SISTER hingegen machten allein schon optisch auf sich aufmerksam, denn die Jungs sehen aus, als ob sie direkt aus einer Geisterbahn kommen würden. Mit einem unheilvollen Intro legten die Skandinavier krachend los. Stücke wie "Bullshit" unterstreichen die Fuck-You-Attidüde der Schweden einwandfrei. Front-Sister Jamie forderte zuerst FOZZY-Sprechchöre, welche vom Publikum auch kamen, doch auf SISTER-Rufe wartete er leider vergebens. Doch auch das konterte er mit einem lässigen "Fuck You". Die wie eine Mischung aus den MISFITS und MÖTLEY CRÜE aussehende Kombo bot dem dem Publikum auf jeden Fall eine schweißtreibende kick-ass-Rock´n´Roll-Show. "Backstabber" und "Two Bad For You" sind geile Abgehnummern, die schnell zünden und den Sleaze Punk Metal, den sie spielen gut auf den Punkt bringen. Die laut einem Konzertbesucher hässlichste Band, die er je gesehen hat, trat das Gaspedal ordentlich durch und ist zumindest die erste Band, die ich kenne, die Socken am Merchstand verkauft.

Sister_191111

FOZZY machten bereits mit ihrem Intro klar, was sie an diesem Abend vorhaben: "We Will Rock" schallte es aus den Boxen und genau nach dem Motto legten die Burschen auch direkt mit "Paraskavedekatriaphobia (Friday the 13th)" und dem coolen KROKUS-Cover "Eat The Rich" los. Als ob die Stimmung nicht von Anfang an gut genug wäre, fragte Frontsau Chris Jericho, wer denn alles das aktuelle Album "Chasing The Grail" besitzt. Er erhielt eine ehrliche Antwort, denn nicht jeder antwortete mit einem Zuruf, doch Y2J, wie sein Spitzname aus World Wrestling Entertainment-Zeiten (damals noch World Wrestling Federation) lautet, bat die Zuschauer sogar darum, ihn anzulügen, er würde es ja sowieso nicht merken. Man merkt dem Kerl einfach seine jahrelange Erfahrung als erfolgreicher Profi-Wrestler zu jeder Sekunde an. Er ist durch und durch ein Entertainer und Performer. So gekonnt wie er das Publikum dirigiert und selbst auf der Bühne agiert, tun das selbst manche ältere Hasen im Musikbusiness nicht. So folgte mit "The Grail" auch gleich der epische Titeltrack des 2010er Langeisens.
Der mit einem aus dem Wrestling bekannten"Three-Count" im Chorus versehene Groovehammer "God Pounds His Nails" und "Let The Madness Begin" lassen die sowieso schon gute Stimmung noch besser werden. Rich Ward (auch bei den Crossover-Metallern STUCK MOJO tätig), einer der beiden Axtschwinger ist neben Jericho der Mann mit dem zweitgrößten Aktionsradius. So spielte er unter anderem von der Theke aus und klatschte mit den Fans in den vorderen Reihen lässig ab. Mit den Smash-Hits "To Kill A Stranger" und "Martyr No More" feuerten die Amis weitere durchschlagende Geschosse raus. Unzählige, nicht mehr enden wollende FOZZY-Sprechchöre zwischen den Songs veranlassten Y2J zu einem "it´s a pleasure to play the last show of the tour in Saarbrücken" und verwundert meinte er, dass er ja gar nichts mehr tun müsse, außer da zu stehen. Als Zugabe gab´s ein Geburtstagsständchen für den Roadie und Paul Dileo den Bassisten. Zum Abschluss wurde die von vielen Fans geforderte Single aus dem Jahr 2004 "Enemy" gespielt. FOZZY haben obwohl sie erst im Sommer in Saarbrücken spielten, eine energetische Show abgeliefert, bei der alle Fans voll auf ihre Kosten kamen und der ordentlich gefüllte Klub gut aufgeheizt wurde. (Kevin)

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Alle Fotos: Jochen

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