Ausgang mit Open End ist für Eltern Luxus – und genau jenen durften wie Mitte März unser Eigen nennen. Das Kind war gut untergebracht und somit der Weg frei ins fränkische Hammelburg. Dies war für uns doppelt gut, denn die letzten Wochen/Monate saß uns der Konzertteufel mächtig im Nacken: Bandabsagen, Konzertausfälle, Bandausladungen und ein krankes Kind waren wirksame Mittel, um die Freitag- und Samstag Abende im trauter Zweisamkeit zu Hause zu verbringen. Super!!!

 

Doch in Hammelburg wurde dann endlich das Versprochene gehalten und auch familiär sollte alles im grünen Bereich bleiben.

Nachdem wir uns im Wernecker Mc noch schnell gestärkt hatten, war der Weg nach Hammelburg nur noch ein Katzensprung der rasch überwunden war. Trotz bedingter Ortskenntnisse war das Wasserhaus schnell gefunden, denn es war zum Einen nicht zu übersehen und zum anderen wies die schwarze Meute deutlich den Weg. Das Vehikel noch schnell am Feldweg abgestellt, die Kamera geschultert und erst einmal ab Richtung Eingang. Dort war auch schon mächtig was los, was uns einerseits verblüffte, immerhin war noch etwas Zeit bis zum Beginn des Ganzen, aber natürlich auch freute. Der Einlass klappte ohne Komplikationen, denn Björn, seines Zeichens Macher des ersten END OF LIFE – Festivals, hatte uns bei seinen treuen Gehilfen schon angekündigt. Allerdings waren wir auch die einzigen Vertreter unserer Zunft auf diesem kleinen, aber durchwegs feinen Event.

Als dann auch noch der Freundeskreis eingetrudelt war, machten wir uns dran die Location unter die Lupe zu nehmen. Schummrig, gemütlich, überschaubar und absolut passend für raue, schwarze Klänge – so würden wir das Wasserhaus Hammelburg bezeichnen. Die gut sortierte Bar in der Ecke hat uns den ganzen Abend nicht im Stich gelassen und auch das „bunt" gemixte Publikum war erste Sahne. Tsja, man kann über die metallische Szene sagen was man will, aber wir halten zusammen und auch wenn man sich nicht kennt, kann man eine Menge Spass miteinander haben. Aber das sind ja nun alles Nebensächlichkeiten, denn eigentlich wollen wir Euch ja was zu der musikalischen Seite des Abends sagen.

Den immer etwas beschwerlichen Anfang machen an diesem Abend KREW aus Fulda. Für unsere Begleiterin Maria steht sofort fest: diese Band ist super...weil auch ich aus Fulda komme!!! Wir selbst wussten schon von dem Können der Band, denn erst wenige Wochen zuvor wurde uns das 2010er Demo zur Rezession überlassen. Doch zwischen Silberling und Bühne können ja bekannterweise noch einmal Welten liegen.

Leider kann ich mich auf einem Livegig nicht so ganz in meine Fantasiewelt flüchten wie bei dem CD-Reviews zu Hause, aber dennoch wurde ich von der desaströsen Stimme aus dem frostigen Soundgewand gefangen genommen, welche mir und dem restlichen Publikum unter anderem das „Scriptum For Satan" niederbetete. Die Aktion auf der Bühne dürfte allerdings etwas besser verteilt werden, denn wenn von 4 Mann (lassen wir den Schlagwerker mal außen vor, denn dieser machte seinen Job einfach nur souverän) 2 fast schon statisch wirken (der kahlrasierte Herr wird hier im Besonderen genannt), ist das Gleichgewicht zwar hergestellt, macht aber wenig her!

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Das Mikro wurde dann in Runde zwei an die Herren von VEHEMENZ abgegeben. Wenn ich mich richtig informiert habe, sah man diese auf dem End Of Life-Festival gerade das zweite Mal live, und sind Emporkömmlinge der Band ATOPIE. Für uns wurde hier eine sehr spezielle und durchwegs individuelle Form des Black Metals geboten. Noch etwas unsicher, fast schon durchwegs statisch und gänzlich ohne Bass, dafür mit 3 Gitarren versehen, mit einem doch etwas strangen Sänger namens Smorgul präsentieren sich die Franken ihren ersten Kritikern. Wir würden sagen, dass sich die „Bote'n´ des Nichts" - VEHEMENZ - ein solides „Fragment I" geschaffen haben und ich Zukunft mit Sicherheit die ein oder andere schwarzgetauchte Bühne bereichern werden.

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Im Wasserwerk war nun eine heimelige Enge entstanden, ich schätze gut 120 Leute drängten sich im Inneren und mit einem Mal nahm auch der Tumult vor der Bühne deutlich zu, denn als folgende Band waren die Nordlichter von TODTGELICHTER angekündigt. Mit im Reisegepäck hatten sie eine Wagenladung weiße Farbe, ihr aktuelles Album „Angst" und eine neue, weibliche Stimme. Ob diese durchwegs neuen, strahlenden und auch ungewöhnlichen Wege das Publikum begeistern konnten, werdet ihr den kommenden Zeilen entnehmen.

Inzwei gerückt war es, das Hammelburger Publikum. Die einen schütteln entsetzt den Kopf was aus der Band geworden ist, die Frage wurde laut ob weiß nun das neue schwarz darstellt, ob man den Patronengurt nun gegen die Friedensfahne eintauschen müsse, und die anderen waren von der optischen Erneuerung fasziniert. Auf jeden Fall hing ein Hauch von „Angst", Beklemmung und Neugierde in der kühlen Nachtluft. Doch wer meinte, dass all das Alte verloren sei, der hatte sich gewaltig geschnitten, denn nicht nur das wohlbekannte, verschnörkelte Logo wies den Weg in die pechschwarze Vergangenheit. Denn neben herausragenden Songs wie dem neuen, melodiösen Stück avantgardistischen Metals, „Café Of Lost Dreams" durften auch reinrassige Black Metal-Hymnen mit ins Set. Gewöhnungsbedürftig ist in meinen Ohren allerdings die Stimme von Marta, welche den Weg in den Gehörgang oftmals nicht fand. Dies ist auf der CD selbst gänzlich anders, denn hier fügt sich Martas nüchterne, markante Stimme geradezu perfekt in die Atmosphäre der Songs ein und bereichert so die facettenreichen Songs.

Erschreckend und faszinierend neu präsentierten sich die Hanseaten an diesem Abend und haben bewiesen, dass der Spagat zwischen schwarzmetallischer Finsternis und beseeltem Avantgarde durchaus zu bewältigen ist.

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Doch der kröhnende Abschluss fehlte noch und so machten wir uns nach einer letzten Zigarette auf zurück in die Gefilde des Wasserhaus, um den Klängen von AGRYNIE zu lauschen. Ursprünglich als Nebenprojekt des Ex-"Nocte Obducta" Sängers ins Leben gerufen, sind AGRYPNIE mittlerweile eine feste Institution im Black Metal-Szenario geworden.

So wunderte es auch nicht, dass sich beim Erheben der „Figur 109-3" die Stimmung gleich noch einmal um die Hälfte steigerte und das das Wasserhaus alles andere als ein toter Trakt war. Von Torsten dem Unhold ließen sich wirklich viele in Versuchung führen und riskierten nach dem charakteristischen „Schlaf" auch gerne einen verschleierten Blick aus dem „Fenster zum Hof".

Wie nicht anders von dieser Band gewohnt, war das Stageacting souverän, ausdrucksstark und mit purer Vehemenz versehen, und vor allem das Posing von Torsten zeugte von Ausgefeiltheit und purer Leidenschaft zur Musik. Er ging wörtlich in den Texten auf, lebte in ihnen und durch sie fort. Ein zarter, unaufhaltsamer Schleier der Melancholie zog sich durch die Reihen, der Sog der schwarzmetallischen Hymnen ergriff einen erbarmungslos und die Komplexität der Songs scheint sich live in druckvolles Nichts aufzulösen.

Headbanger verwandelten die ersten Reihen in eine reine Haarwüste, die Texte wurden stellenweise mit geschmettert und eine unbeschreibliche Atmosphäre füllte den Raum zur Gänze aus und am Ende ist nur die allumfassende Schwärze, die modern und tonnenschwer über einen hereingebrochen war geblieben!!!

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Einfach nur ein hammergeiler Abschluss eines durchwegs gelungenen Abends! Hoffentlich wird Björn noch weitere Male die schwarze Kunst im Hammelburger Wasserhaus willkommen heißen! Wir wären auf jeden Fall wieder mit dabei!

(Tanja & Alex)

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