Devin Townsend Project (24.06.2010, Die Röhre, Stuttgart)

devintownsend_0.jpgEndlich war es soweit: Der 24.06. des Jahres 2010 und ich hatte endlich die Gelegenheit einen meiner musikalischen Idole Live zu begutachten. Recht früh machten wir uns auf den Weg nach Stuttgart um dem Meister Devin Townsend zu huldigen und uns die Tour des DEVIN TOWNSEND PROJECTs zu Gemüte zu führen. Austragungsort dieses Spektakels war „Die Röhre“ und wenn ich mich nicht ganz täusche müsste dies nicht nur für mich ein Premierebesuch gewesen sein, sondern auch für Neckbreaker.
Die Location machte sogleich einen sehr guten Eindruck. Nach Eintreten in den Konzert-Raum fielen sofort die große Bar und viele Sitzgelegenheiten auf, was sich recht gut traf, denn wir waren doch deutlich früher da als erwartet. Ein Fotograben war nicht vorhanen, was es dementsprechend ermöglichte sehr nah an der Bühne zu sein und den an diesem Abend aufgetretenen Musikern Tribut zu zollen.
Als Einstieg in den Abend wurden die ortsansässigen BLINDED HALO gebucht und sollten das Publikum schon einmal ordentlich einheizen.

Musikalisch wurde hierbei eine komplett andere Schiene gefahren als das was uns bei dem werten Devin geboten wurde. BLINDED HALO, eine recht junge Band, bietet einen Spagat aus eher neumodischer Musik mit Core Einflüssen, Melodic-Deathmetal und klassischem Heavy Metal. Leider war zu diesem Zeitpunkt die Röhre noch nicht wirklich gut besucht. Vor der Bühne herrschte eine gähnende Leere und dem Publikum war anzusehen, dass sie lieber erstmal das dargebotene Material kritisch begutachten wollten. Verstecken brauchten sich BLINDED HALO aber keineswegs. Es wurde direkt ein fetter Einstieg mit kräftigen treibenden Riffs geboten, welche recht schnell ihren Weg in den Gehörgang fanden. Der Sänger der jungen Truppe wirkte zu Beginn noch ein wenig steif, was jedoch überhaupt nicht nötig war, denn sein cleaner Gesang konnte sich durchaus hören lassen. Der Rest der Band war jedoch völlig in ihrem Element und so wurde der Sänger auch ständig tatkräftig von den Shouts des Bassisten unterstützt. Im Laufe des Auftritts füllte sich die Röhre langsam aber sicher immer mehr, jedoch leider eher weniger vor der Bühne sondern mehr im hinteren Teil, in welchem auch die Bar angesiedelt ist.
Leider muss man aber auch sagen, dass sich mit der Zeit in der Musik BLINDED HALOs etwas Monotonie breit machte. Gerade der cleane Gesang war meist in der ein und selben Tonlage und bot wenig Variation. Auch die Songs klangen nach meinem Empfinden doch immer recht ähnlich und auch hier hätte man sich ein bisschen mehr Abwechslung erhoffen können.
Alles in Allem war es aber dennoch ein guter Auftritt einer noch recht jungen Band, welche mit mehr Erfahrung und mehr Variation durchaus etwas aus sich machen kann.

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Nun stand das Spektakel kurz bevor und auch meine Freude stieg ins Unermessliche. Damit aber auch leider ein kleiner Angstfaktor, dass der werte Herr Townsend Live vielleicht nicht die Leistung bringen könnte die ich mir erhoffte. Wie sich aber schnell herausstellen sollte war diese Angst völlig unberechtigt, aber dazu gleich mehr.
Während der Umbaupause wurde sogleich der einzigartige Humor des Großmeisters deutlich. Anstelle des sonst üblichen Musikgeplänkels während der Vorbereitung wurde uns eine Sendung von „Ziltoid Radio“ präsentiert. Der beliebte nerdige Außerirdische moderierte seine Sendung souverän und bediente uns mit ganz klassischem Heavy Sound wie den VENGABOYS, AQUA, BEYONCÉ und ABBA. Mit Ausnahme der letzten Beiden hatte man eher das Gefühl dass eine 90er Jahre BravoHits auf dem DJ-Teller gelandet wäre. Das Publikum nahm diesen Humor gar fabelhaft auf und so wurde bereits ausgiebig zu „The Vengabus is Coming“ und co gefeiert.

Dann schließlich verstummte Ziltoid und die mittlerweile doch sehr gut befüllte Röhre empfing den lächelnden und überaus sympathischen Devin Townsend mit gehörigem Applaus. Die Show konnte also beginnen und die ersten Klänge des Großmeisters wurden mit dem Titeltrack des neuen DEVIN TOWNSEND PROJECT Silberlings eingeläutet. Gleich zu Beginn gab es allerdings die enttäuschende Feststellung dass Anneke Van Giersbergen, welche einen großen Teil der „Addicted“-Scheibe mit ihrem fabelhaften Gesang befüllt, scheinbar nicht mit auf der Tour ist. Doch höchst dramatisch war das auch nicht unbedingt wie sich in den folgenden Minuten zeigte. Ganz klar zu sehen war, dass der werte Herr Townsend bei diesem Gig absolut im Vordergrund stand. Seine Mitmusiker standen die meiste Zeit des Auftritts eher im Hintergrund und ließen den Kanadier komplett seine Show machen. Genau diese war von Anfang bis Ende ein absoluter Brüller. Schon in der ersten Minuten konnte man Devin ansehen wie viel Spaß er doch auf der Bühne hat und wie viel Herzblut er in seine Musik steckt. Mit dem irren Blick aufgesetzt watschelte er über die Stage und ging jedes Mal so nah an die Fans wie es nur ging. Ganz im ernst: Einen solch sympathischen Auftritt habe ich bisher von noch keiner Band gesehen. Ein solch abgedrehtes Verhalten auf der Bühne jedoch auch noch nicht. Aber genau das ist DEVIN TOWNSEND!

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Mit dem dritten Track des Abends wurden auch meine Bedenken über Bord geworfen, dass vielleicht wirklich nur Songs des aktuellen DEVIN TOWNSEND PROJECTS gespielt werden. So ging man zurück in das Jahr 2000 und „Kingdom“ von dem Album „Physicist“ wurde zum Besten gegeben. Die Discographie des Kanadiers kam keineswegs zu kurz und so tauchten auch wahre Schmankerl alter Tage wie „(Short) Om“ von der „Christeen“ oder „Truth“ der „Infinity“ in der Setlist auf.
Aber auch die noch recht neue Platte „Ziltoid The Omniscient“ wurde keineswegs vernachlässigt. Das gigantische „Solar Winds“ mit anschließendem „Hyperdrive“ machten den Abend immer mehr zu einem Spektakel der Extraklasse. Anhand des Publikums und auch des musikalischen Multitalents selbst sollte das mehr als deutlich zu sehen gewesen sein. Die Meute war völlig außer sich und auch Devin hatte sichtlich Spaß. So sprang er mehr als einmal von der Bühne zu den Fans  und ließ sich feiern. Oder ließ es sich auch nicht nehmen einen Security Mitarbeiter der mit verschränkten Armen da stand ein wenig aufs Korn zu nehmen und ihn zu animieren sich doch ein bisschen an seiner Musik zu ergötzen und ebenfalls mitzumachen. Einfach herrlich!
In der Zugabe wurde es dann schließlich noch einmal richtig laut als mit „Color Your World“ richtig Gas gegeben wurde und der thrashige Einstieg des Songs die Röhre übelst zum kochen brachte. Nach „The Greys“ und „Deep Peace“ verließ der Kanadier dann schließlich das zweite mal die Bühne. Als die Zugaberufe aber einfach nicht abreißen wollte kam er letztlich noch einmal auf die Stage und verabreichte dem hungrigen Publikum mit „Life“ des Klassikeralbums „Ocean Machine“ den letzten musikalischen Happen des Abends.
Was ein Auftritt, was für eine Setlist, was für eine gigantische Stimmung!!! Ein wenig verwundert war ich jedoch im nach hinein als ich feststellte, dass von dem ersten DEVIN TOWNSEND PROJECT Album „KI“ kein einziger Song gespielt wurde. Hier hätte ich doch besonders auf „Trainfire“ gehofft. Aber wie das so als Fan ist: Eine Setlist des Lieblingsmusikers ist einfach immer zu kurz und könnte noch andere tolle Songs beinhalten. ;-)

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Setlist:

- Addicted
- Supercrush
- Kingdom
- (Short) Om
- Deadhead
- Solar Winds
- Hyperdrive
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- Color Your World
- The Greys
- Deep Peace
-----------------
- Life

Was bleibt zum Abschluss noch zu sagen? Es war ein absolut geniales Konzert! Es hat einfach alles gestimmt. Devin war perfekt, der Sound war perfekt, die Location war perfekt! Das Publikum hätte ebenfalls nicht besser sein können und ein rundum perfekter Abend brennt sich mir ins Gedächtnis.

An dieser Stelle noch einmal ein überaus großes Dankeschön an „die Röhre“  und das „Music Circus Concertbüro“ in Stuttgart. Danke für dieses Event der Extraklasse!
Als Abschluss meines Premierebesuchs in Stuttgart kann ich jedem nur empfehlen bei geeigneter Gelegenheit die Röhre zu besuchen. Ein genialer Laden mit absolut fabelhaftem Sound! (Sebastian)

Weitere Bilder gibt es wie immer in unserer Galerie . Alle Bilder von Steffi. 

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