foreigner_saga_flyer.jpg„No End In Sight“ lautet der Titel vom aktuellen Best of – Dreher aus dem Hause FOREIGNER. Kein Ende ist auch bei SAGA in Sicht, die Kanadier gehören zu den fleißigsten Bands der gesamten Rockszene. Kaum ein Jahr nach ihrer letzten Deutschlandvisite tauchen sie erneut bei uns auf, wenn man die häufigen Studioreleases noch hinzu nimmt, kein Wunder, dass es Sänger Michael Sadler irgendwann zu viel wurde. Doch die Truppe fühlt sich kreativ im Hoch auch wenn sie kleinere Brötchen backen muss. Das sieht man alleine daran, dass sie zum ersten Mal seit, ich glaube 30 Jahren, der „Silent Knight“-Tour hierzulande den Supportslot übernimmt.
Hauptact auf der Tour sind die oben erwähnten FOREIGNER, die nach einem Jahrzehnt Dornröschenschlaf mit runderneuertem Line-Up zurück sind. Nach den erfolgreichen Touren der letzten drei Jahre wollte sich Mastermind Mick Jones nicht mehr nur auf den früheren Lorbeeren ausruhen, also nahm man das kürzlich erschienene „Can´t Slow Down“ auf.
Mit dem im Gepäck ist man nun erneut in Europa unterwegs, das Paket ist auf den ersten Blick eher ungewöhnlich. Doch denkt man an Zusammenstellungen wie STATUS QUO/KANSAS im letzten Jahr oder DEEP PURPLE/MARILLION, die uns im Herbst beehren werden scheint so was im ClassicRock zur Normalität zu werden. Uns führte der Abend in die Badner Halle nach Rastatt, wo wir uns einem eher modernen Allzweckbau gegenüber sahen, und die haben bei den Badensern ihre Vorteile. 

Bei unserem letzten SAGA-Konzert waren wir, also der Verfasser und seine bessere Hälfte im nicht weit entfernten Remchingen wo ein ähnliches Gemäuer steht. Bei beiden scheint sich der Designer auf den ersten Blick etwas gedacht zu haben, wahrscheinlich wie bekomme ich eine gute Akustik in die Kästen? Nach dem Motto „Achteck rules“ fanden wir in beiden Hallen super Bedingungen für ein Konzert vor.

saga_rastatt2010_1.jpgUnd die nutzten die Kanadier als erste aus, als sie pünktlich um 20 Uhr die Bühne betraten. Der neue Frontmann Rob Moratti erzeugt bei den meisten immer noch Skepsis, vor allem weil viele Zuschauer immer noch nicht über den Wechsel Bescheid wussten. Dennoch wurden die Fünf mehr als freundlich empfangen und sie gaben dem Publikum was es wollte, eben ihre Hits, mit denen sie sofort einstiegen. Die Kompositionen neueren Datums und von ihrem aktuellen Longplayer „Human Condition“ streute man später ins Set ein.
Von der ersten Minute an hatte man den noch nicht voll besetzten Türkenlouis-Saal des Komplexes hinter sich und sorgte schon früh für gute, wenn auch nicht ausgelassene Stimmung. Ein paar eigene Fans hatte der nördlicher beheimatete Teil des Trosses auch am Start wie man an vielen Shirts sehen konnte, aber auch einigen FOREIGNER-Anhänger waren zumindest die Refrains ihrer Klassiker bekannt. Bei der Songauswahl setzte man dieses Mal verstärkt auf „Heads Or Tales“, es gab also auch eine Überraschung.

Moratti wird sich ewig an seinem Vorgänger messen lassen müssen, was schwierig ist, denn es sind schon verschiedene Charaktere. Gesanglich kann man dem guten Rob nichts ankreiden, da stimmt die Leistung auf Konserve wie auch wieder auf der Bühne. Aber er ist eher ein Lieber, einer der die ganze Zeit grinst. Seine der Unsicherheit geschuldete Arroganz des letzten Jahres ist auch gewichen, typisch für ihn sind seine weichen Bewegungen. Gerade beim Anfeuern des Publikums wirkte er daher zu zurückhaltend, da war Sadlers kantige und kraftvolle Art geeigneter.
Also mussten die Crichton-Brüder auch ein wenig von der Performance übernehmen und konnten sich nicht nur auf ihre Saiteninstrumente konzentrieren. Für ihr Alter sind sie noch erstaunlich vital, saga_rastatt2010_3.jpgvor allem Jim sprang ständig umher und der Haaransatz ist auch alles andere als Mitte 50. Ian lieferte von der linken Front immer wieder seine trockenen Riffs und feinen Soli, bei denen er sich wirkungsvoll in Szene setzte.

Ebenso bemerkenswert war sein immer noch blindes Verständnis mit Jim Gilmour, welcher im Hintergrund in seiner Keyboardburg den dichten Soundteppich webte. Sie spielten sich die Harmonien nur so zu, was den Songs die besondere Note verlieh. Oberflächlich betrachtet sind es simple melodische, einprägsame Rocksongs, aber man entdeckt auch beim egal wievielten Hören immer wieder ein neues Detail. Hier spielte ihnen natürlich der kristallklare Sound in die Karten, der diese eben alle plastisch heraus hob.
SAGA sind sicher keine Band, die ihr Publikum zur Raserei treibt, dazu dient ihr feinfühliges arrangiertes Songmaterial nicht, auch wenn Ian Crichton eine harte Axt spielt. Einfach in die Kompositionen eintauchen war dann eher das was Rastatt an dem Abend tat, mit Applaus wurde wie oben geschrieben aber nicht gespart. So forderte man erfolgreich noch zwei Songs als Zugabe ein und schickte nach mehr als einer Stunde eine zufriedene Formation von der Bühne.

Setlist SAGA:
You´re Not Alone
Book Of Lies
Careful Where You Step
Wind Him Up
Step Inside
The Flyer
Scratching The Surface
Social Orphan
Humble Stance
On The Loose
-------------------------------
It Never Ends
Don´t Be Late


Hatte man beim Opening Act noch die rockige Note ein wenig vermisst, so kam der Zuschauer nun auf seine Kosten. Sänger Kelly Hansen war der erste, der die Bretter enterte, und wie! Was für eine Ausstrahlung, was für ein Elan, hier haben FOREIGNER einen mehr als guten Fang gemacht. Und sofort ging noch mehr im Publikum, auch wenn die zum Großteil betagteren Anwesenden nicht den absoluten Bewegungsdrang hatten. Doch der Lautstärkepegel war enorm auch auf der Bühne, gegenüber SAGA gab es ein paar Dezibel mehr. Trotzdem stand der Sound wie eine eins, besser geht es nicht, das haute einen schier weg. Und eben die Performance!

foreigner_rastatt2010_1.jpgWie konnte ich einen Drummer wie Brian Tichy, der schon mit OZZY OSBOURNE gespielt und mit BILLY IDOL gearbeitet hat übersehen. Mit Anfang vierzig ist er auch schon länger dabei was man ihm kein bisschen ansieht. Was für ein Tier, er gab den Fellen Saures, dass es nur so eine Art war, hatte immer einen getriebenen, fordernden Ausdruck im Gesicht und sichtlich Spaß daran. Sein ansprechendes Äußeres, seine Muskulatur und vor allem sein kraftvolles Spiel machten ihn zu einem echten Hingucker. Bei seinem Solo begoss er vorher die waagerecht stehenden Toms mit Wasser, was einen tollen Effekt ergab als er loslegte und auch sonst geizte er nicht mit dem Griff in die Trickkiste.
Sein Rhythmuspartner, der Ex-DOKKEN-Basser Jeff Pilson stand ihm in Nichts nach, beackerte die Bühne unablässig, bangte sich am vorderen Rand die Rübe runter. Er scheint endlich seine Grungephase überwunden zu haben und rockt wieder. Sein Spiel besitzt ebenso viel Power wie das des Schlagwerkers.

Und diese Wucht im Rücken scheint die Band ebenso wie das neue Album zu befeuern, was da an Energie sprühte war unglaublich. Hansen hüpfte mit seinem hageren Körper ständig umher, bekam anscheinend Kilometergeld und beherrschte die ganz großen Gesten. Eine gewisse Ähnlichkeit zu einem Steven Tyler läst sich nicht verleugnen, aber das ist auch eine Referenz in Sachen Frontmann. Er könnte mühelos die größten Arenen alleine mit seiner Präsenz füllen, hatte die mehr als 2000 problemlos im Griff. Beim dritten Song stieg er gar in den Photograben hinab, stellte sich auf die Stufen und schüttelte dort eifrig die Hände. Eigentlich hatte er das gar nicht nötig um sein Publikum zu gewinnen, aber er machte es weil es ihm Freude bereitete.
Diese war allen Sechs auf der Bühne anzusehen, solch eine Spielfreude ist schon ansteckend. Tom Gimbel kam am rechten Rand aus dem Grinsen nicht mehr heraus. Und dann sein Saxophon-Spiel, begnadet, da pulsierte der Groove. Der Jüngste da hinten Tastenmann Michael Bluestein durfte sich auch bei einem Solo in Szene setzen und gab den Titeln die nötige Tiefe.
Und der Chef persönlich, Gründer Mick Jones, der lebte seine Songs wie immer, auch wenn er mit seinen mittlerweile 65 nicht mehr der allerfitteste ist, aber für das Alter mehr als beachtlich und sein Haaransatz war schon zu „4“-Zeiten eher hoch. Sein Spiel ist nach wie vor beeindruckend, egal ob an der Les Paul oder dem Synthesizer. Nur mit dem begleitete er Hansen bei der ersten Ballade des Abends, wo bereits die ersten Tränen verdrückt wurden. Bei der kleinen Spaceballade, bei der schon foreigner_rastatt2010_4.jpgso manche Anlage den Geist aufgab übernahm er dann die Leadvocals mit Bravour während Gimbel auch an der Flöte glänzte, großes Kino!

Das hier war absolut perfektes Rockentertainement, da können nur ganz wenige mithalten. Da saß alles, jeder Ton, auch die vielen Harmoniegesänge von fast der gesamten Truppe. Solch erfahrene Musiker sind hundertprozentig aufeinander eingespielt, so gut, dass immer Luft war für Späße auf der Bühne, vor allem vom Frontturner. Das rettet die Show davor allzu einstudiert zu wirken wenn man FOREIGNER in den letzten Jahren schon dreimal gesehen hat. Alle die diese zum ersten Mal erleben durften waren einfach platt vor Beeindruckung.
Zum Schluss waren natürlich die Zugaben mehr als verdient, das Publikum tobte, um sich kurz darauf selig in den Armen zu liegen. Nach eineindreiviertel Stunden endete das Spektakel mit einem wahren Plektrenregen und einer sich artig bedankenden Legende. Zum Glück für IN FLAMES mussten sie nicht wieder anschließend auf die Bühne wie bei den beiden früheren Male wo ich sie gesehen habe, sie wären erneut „not amused“ gewesen. Und wenn ihr die Chance habt diese unglaubliche Truppe auf einem Festival zu sehen, nutzt sie, macht nicht den gleichen Fehler wie andere vor euch! (Pfälzer)

Setlist FOREIGNER:
Double Vision
Headgames
Cold As Ice
Blue Morning, Blue Day
Waiting For A Girl Like You
When it Comes To Love
Dirty White Boy
Can´t Slow Down
Starrider
Feels Like The First Time
Urgent
-Keyboardsolo-
-Drumsolo-
Juke Box Hero
-----------------------------------
I Want To Know What Love Is
Hot Blooded

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