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Ein richtig fettes Paket rollte da kurz vor Weihnachten noch mal auf Saarbrücken zu. Freunde extremer Metalspielarten hatten an dem Quartett ihre Freude, das an dem Abend in der Garage ihr Stelldichein gab. Zum einen waren da aus dem Underground-Bereich die amerikanischen Schwarzheimer von ABIGAIL WILLIAMS sowie die norwegischen Metaller TRIOSPHERE an Bord.

Auf der anderen Seite gab es zwei Acts zu bewundern, die bereits ihre Meriten in der Szene verdient haben. DESTRUCTION zählen sicherlich zu den absoluten Ur-Gesteinen der hiesigen Thrashszene, die ihr Publikum nun seit 25 Jahren bedienen. Die Mannen um Fronter Schmier waren zwar erst im letzten Jahr in der Stadt zu sehen, hinterließen damals einen starken Eindruck. ARCH ENEMY dagegen kamen nach zähem Start aus der Asche von CARCASS erst mit der deutschen Sängerin Angela Gossow so richtig in Fahrt. Mittlerweile zählen sie zu den Bands der Stunde im Todesblei-Zirkus.

Doch bevor es soweit war, dass man zu den Hauptacts DESTRUCTION und ARCH ENEMY mächtig abschädeln konnte, hieß es erst einmal zwei mehr oder weniger unbekannte Vorbands zu überstehen. Die erste lautete auf den Namen TRIOSPHERE, die – Überraschung die Erste – nicht als Trio sondern als Vierergespann daherkamen, die – Überraschung die Zweite – wie ARCH ENEMY auch über eine Frontfrau verfügen und die  - Überraschung die Dritte – mit ihrem progressiven Power Metal so gar nicht in dieses Package aus Death/Thrash mit einer Prise Black zu passen schienen. Was soll's sagten sich die Dame und die drei langjahrigen Kerle aus Norwegen und legten gleich mit zwei Songs des 2006er Albums „Onwards“ los und was soll's sagte sich wohl auch ein guter Teil des bereits zahlreich anwesenden Publikums, denn TRIOSPHERE kamen eigentlich ziemlich gut an, was nicht nur an der Bass spielenden Fronfrau Ida Haukland gelegen haben dürfte, sondern auch an den überzeugenden Songs, soweit man dies beim ersten Hören beurteilen kann. Auch am Sound gab's nix zu meckern, für eine Vorband war dieser für Garagen-Verhältnisse vorzüglich. Von daher beide Daumen nach oben – die derzeit schwächelnden COMMUNIC bekommen neue Konkurrenz aus dem eigenen Lande! (Maik)


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Bei den folgenden ABIGAIL WILLIAMS wird die Diskrepanz zwischen „inneren Werten“ und äußerem Erscheinungsbild mehr als deutlich. Das letzte Werk der jungen Amerikaner, „In the shadow of a thousand suns“ (Review hier ) strotzt nur so vor Bombast, Epik und ausladenden Arrangements, die eine wuchtige Atmosphäre schaffen, die man am ehesten sonst bei DIMMU BORGIR oder CRADLE OF FILTH erfahren kann. Live allerdings ist davon nichts, aber auch gar nichts zu erkennen...
Hinter der Band verstecken sich erstklassige Musiker, die kreativ und technisch über die gröbsten Zweifel erhaben sind. Was allerdings auf der Scheibe an Besonderem herüberkommt, was durch die Boxen der heimischen Anlage packt und begeistert, kann in der Live-Situation einfach nicht transportiert werden. Selbstverständlich reicht bei den meisten Bands eine Jeans und ein Shirt von VENOM auf dem Leib, wenn die richtigen Töne aus den Instrumenten kommen, wenn das auch zumindest optisch so sehr langweilt wie die allsonntägliche Predigt des längst dementen Dorfpfarrers... Wenn aber epischer Bombast mit fetten Keyboardteppischen und der damit verbundenen Atmosphäre der Musik nicht mal zur Hälfte live umgesetzt werden kann, dann ist es eben nicht mehr als die Hälfte an Spaß! Manchmal reichen die Ohren einfach nicht aus! Manchmal brauch es einfach mehr als ein paar Motherfucker, die sich auf der Bühne die Rübe abrocken. Manchmal muss das Äußere einfach zu den „inneren Werte“ passen! Manchmal reicht es einfach nicht, nur Songs fehlerfrei zu spielen. (Bernie)

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Das haben meine Kollegen ja super hinbekommen. Bei der Arbeitsaufteilung für das Review des Abends fiel mir die Rolle zu über DESTRUCTION zu berichten. Nun bin ich wohl der, der sich mit den Thrashern am wenigsten auskennt, irgendwie gingen die immer an mir vorbei. Lieber Schmier, das soll keine negative Wertung Deiner Musik sein, aber in den Achtzigern war man ja auch stark vom Geschmack des Freundeskreises abhängig, von dem was die einem so rüberschusterten.

Dennoch wartete ich gespannt auf die Dinge, die da kommen sollten als das Licht ausging. Das Trio stürmte auf die Bühne und legte direkt mit „Curse the gods“ mächtig los, und sofort war die Stimmung im Saal eine ganz andere als zuvor. DESTRUCTION hatten die Menge von Beginn an im Griff, der Metzger schlug also mal wieder zu.
Unbestrittener Mittelpunkt der Show natürlich der bassende Sänger, alleine schon wegen seiner hünenhaften Statur eine Erscheinung. Schmier war ständig in Bewegung, die drei Mikros, die vorne standen halfen ihm dabei, ständig die Position zu variieren. Sein markantes Organ verfehlte seine Wirkung ebenso wenig, wie seine Anfeuerungen an das Publikum. Da gingen direkt die Fäuste nach oben und bei „Nailed To The Cross“ erntete er einen richtig massiven Chor.
Sein Partner in den vorderen Reihen, Gitarrist Mike, nutzte den Rest der Bühne, schüttelte ebenso unentwegt seine Locken wie messerscharfe Riffs aus seiner Axt. Bei „Bestial Invasion“ legten die beiden das von ACCEPT bekannte Gitarrenballett hin. Ansonsten hielt er sich dezent aus dem Rampenlicht zurück, sorgte zusammen mit Drummer Marc Reign für den Drive der Nummern. Mir persönlich gefällt die Variante mit zwei Gitarren aber besser, bei den Soli wurde der Sound oft etwas dünn.

Natürlich darf man da keine großartigen Innovationen erwarten, es regiert der Hammer, über die gesamte Spielzeit gab es nur eine Richtung: nach vorne. Und den Fans gefiel das, der Lautstärkepegel beim Beifall wurde im Verlauf immer höher. Dabei waren es vor allem die alten Klassiker wie „Life Without Sense“ oder „Total Disaster“, welche am meisten Applaus bekamen. Doch auch der Titelsong des umstrittenen „Cracked Brain“ sowie neuere Songs, unter anderem „The Butcher Strikes Back“ und „D.E.V.O.L.U.T.I.O.N“ konnten begeistern. Am Ende gab es berechtigte Zugaberufe, die aber nicht erhört wurden. (Pfälzer)

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Die schwedisch-englisch-deutsche Kooperation konnte noch einen drauflegen, ging mit einem Song vom Debüt in die Vollen. Das war im Vorfeld zu erwarten, da man ja jüngst Titel der ersten Scheiben auf „The Root Of All Evil“ neu einspielte und folgerichtig davon ein paar mehr präsentierte als auf den letzten Gastspielen. Natürlich standen die Nummern der letzten drei Werke im Vordergrund, direkt danach gab es „Revolution Begins“.
Fräulein Gossow präsentierte sich erneut als Blickfang, schlich wie eine Katze über die Bühne und brüllte ihre Vocals hinaus. Es ist immer wieder erstaunlich anzusehen, wie aus so einer doch eher zierlichen Person derartige Töne kommen können. Doch ARCH ENEMY haben es schon lange nicht mehr nötig von dem Exotenstatus zu zehren.

Bei „Ravenous“ gab es zum ersten Mal einen von der Frontfrau geforderten Pit, die sich im Laufe des Konzertes immer stärker ausweiteten. Neben Gossow betätigte sich vor allem Bassist Sharlee D´Angelo als treibende Kraft auf den Brettern, feuerte immer wieder das Publikum an und war ständig unterwegs.
Die beiden Amott-Brüder dagegen standen eher introvertiert an den Seiten und konzentrierten sich auf ihr Spiel. Und das gehört nun mal zum Besten was das gesamte Metalgenre zu bieten hat. Nicht nur die packenden Riffs, die durch die Menge peitschten, nein, vor allem im Solobereich sind sie der Konkurrenz weit enteilt. Unglaublich, wie perfekt die Harmonien saßen, wie sie sich ihre melodischen Leads gegenseitig zuspielten. In jedem Song kam eine ruhige Passage, die den Song auflockerte, ihm Gefühl und Seele verlieh, um dann sofort wieder loszupreschen.

Aber auch bei den Soloparts wurde nicht gekleckert, da zeigte man die ganze hohe Kunst der Gitarre ebenso bei Instrumentals wie „Snow Bound“. Dem stand Schlagzeuger Daniel Erlandsson in nichts nach, haute die irren Breaks nur so raus und bearbeitete seine Schießbude mit einem ordentlichen Punch. Das war nicht nur geil anzusehen, sondern walzte bei dem düsteren „My Apocalypse“ alles nieder, was sich in den Weg stellt.
Die Symbiose aus Gitarrenheldenspielereien und räudigen Deathmetal sorgte auch hier für offene Münder und Begeisterung. Kracher vom Schlage „Taking Back My Soul“, „Dead Eyes See No Future“ und vor allem dem genialen „Blood On My Hands“ wurden abgefeiert. Da kam das überraschend volle Haus natürlich entgegen, aber nach einigen schwach besuchten Konzerten ging mal wieder was in der Garage, was auch am humanen Preis von 20 Euro gelegen haben könnte.

Zum Ende hin gab es natürlich dann die Hits, bei „We Will Rise“ sprangen nicht nur die vorderen Reihen, Angela Gossow hatte die Meute fest im Griff, geizte auch nicht mit Ansagen. Und als Zugabe beendete natürlich „Nemesis“ einen sehr starken Auftritt, der ruhig etwas länger als 85 Minuten hätten gehen können. Da wäre von der Zeit her noch Platz für „Beast Of Man“ gewesen. (Pfälzer)

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Alle Bilder von Maik. Mehr Bilder findet ihr in unserer Galerie!

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