Sie sind schon ein Phänomen, die in England ansässigen Saitenderwische von DRAGONFORCE. 2003 erschienen sie mit ihrem sensationellen Debüt auf der Bühne, als der Powermetal-Boom schon wieder am Abklingen war. Dabei setzten sie dem Melodic-Speedmetal noch eines drauf, noch mehr Melodie, noch mehr Geschwindigkeit, HELLOWEEN-LPs auf 45 Umdrehungen scherzten einige. Nun sieht die Sache völlig anders aus, vom vierten Dreher „Ultra Beatdown“ verkaufte man alleine in den USA eine halbe Million Einheiten.
Zwar gingen auch die Folgealben trotz guter Kritiken und spielerischer Raffinesse kaum von der Theke, aber im 21. Jahrhundert hat man andere Promo-Möglichkeiten als noch in den Achtzigern. Da boxte man sich erstmal als Support nach oben, um immer größere Fanscharen zu erobern, ein gewisses Image war auch nicht gerade unhinderlich. Doch wenn das Image aus Technik besteht, dann muss man sich eben der Technik bedienen und die kam in Gestalt eines Konsolenspiels, welches DRAGONFORCE als höchstes Level auserkoren hatte. Heute sind sie weltweit einer der gefragtesten Metalacts und derzeit auf Welttournee, welche sie Ende Oktober nach Deutschland führte. Am 24. gastierten sie in der Saarbrücker Garage, als lokaler Support durften EDGE OF THORNS ran.

Bevor der kontrollierte Wahnsinn in Form von DRAGONFORCE über Saarbrücken hereinbrach, hieß es erst einmal den unangekündigten „lokalen“ Support zu überstehen, der die Chance hatte, sich zu präsentieren. Die Qual der Wahl fiel auf die Power Metaller EDGE OF THORNS, die bei mir immer die Assoziation einer SAVATAGE Cover Band wecken. Sind sie aber nicht, mit zwei Alben im Rücken („Ravenland“ und „Masquerading Of The Wicked“) muss man EDGE OF THORNS schon zur Speerspitze der heimischen Underground Power Metal Bands zählen, und laut MySpace hat man sogar schon mal die Bühne mit JUDAS PRIEST geteilt. Dass das nicht unbedingt was heißen muss, zeigten die 30 Minuten an diesem Samstagabend. Mal abgesehen vom Fronter Dirk Schmitt präsentierten sich EDGE OF THORNS erschreckend bewegungsunfreudig und showtechnisch eher mau; gerade wenn man den unmittelbaren Vergleich mit den Briten zieht. Mir jedenfalls fehlte diesbezüglich das Feuer und die Leidenschaft. Immerhin musikalisch wussten die vier Jungs und das Mädel im Großen und Ganzen mit ihrem Mix aus Power Metal und melodischem Hard Rock zu überzeugen, allen voran die abschließende Nummer „Riders Of The Storm“ ließ aufhorchen, so dass ich mich in Zukunft mal genauer mit dem Schaffen der Band auseinander setzen werde. Insgesamt sind es vor allem drei Dinge, die an diesem Abend haften blieben. Sänger Dirk Schmitt klingt wie ein Bastard aus Peavy Wagner, Jon Oliva und Chris Boltendahl und ist in jedem Fall das Aushängeschild dieser Band, gerade live! Der Schlagzeuger Johannes Schütz hat anscheinend Angst die Becken zu verletzten, so sanft berührte er mit seinen Stöcken das blecherne Metall. Und die Rhythmusgitarristin Jani Naeckel hinterließ den Eindruck, absolut überflüssig für EDGE OF THORNS zu sein, so hart das jetzt klingen mag. Ich habe selten jemanden auf der Bühne erlebt, der eine solche Langeweile ausgestrahlt hat. Sorry! Insgesamt dreißig erträgliche Minuten, die EDGE OF THORNS bestimmt so schnell nicht vergessen werden, ein international anerkannter Support wäre vielen aber mit Sicherheit lieber gewesen. (Maik) 

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Nach mehr als einer halben Stunde Umbaupause ging endlich das Licht aus und zu einem technoiden Intro kamen DRAGONFORCE unter Sprechchören nacheinander auf die Bühne. Die beiden Sechssaiter platzierten sich vorne in der Mitte, eine kurze Leadharmonie und los ging der aberwitzige Ritt über die Griffbretter. Die pfeilschnellen Riffs und Läufe zischten durch den Raum, Frontmann Z.P. Theart lieferte seine hochmelodischen Vocals dazu.
Schon beim ersten Solopart gesellte sich auch noch Keyboarder Vadim Prushanov an der Front dazu. So wie er hinter seinen Synthesizern umher springt, scheint es ihn ohnehin kaum dort hinten zu halten. Das unglaubliche bei den Muckern ist, dass sie ihre wahnsinnig schnellen Soli nicht etwa auf der Stelle stehend hochkonzentriert darboten, sondern dabei ständig in Bewegung waren. Hoch auf den Riser, runter, vor die Bühne, auf die Seite zum nächsten, dazu noch die Fans animiert. Da hatte man Probleme mit dem Zuschauen nachzukommen.

Völlig irre das anzusehen, aber nicht weniger irre wie so manches Outfit. Sam Totman in gelb-schwarzen Graffiti-Leggins wurde sogar noch von seinem Tastenmann überboten. Neongelbe Leggings und ein neonbuntes Oberteil mit pinker Krawatte und Sonnenbrille sind keinesfalls Metal, aber dass man es hier nicht mit einer normalen Band zu tun hatte, wusste man vorher.
Dagegen war das Auftreten des Sängers noch vergleichsweise bieder. Der machte sich einen Spaß daraus das Publikum ständig mit Wasser zu „versorgen“, seine Aufforderungen zum mitmachen blieben ebenso wenig ungehört. Spätestens beim dritten Song formierten sich die ersten Pits vor der Bühne, was beim Powermetal-Genre eher verwunderlich ist. Aber DRAGONFORCE sind ja die selbsternannten Könige des „extreme Powermetal“ und hierzulande verhältnismäßig wenig erfolgreich im Gegensatz zu anderen Ländern. Aber was ist bei ihnen schon normal und über leere Hallen mussten sie sich auch an diesem Abend nicht beschweren.

Im Auditorium sah man auch nicht die üblichen Verdächtigen mit Kutte oder Tarnhose, sondern viele Kids, Girlies und Computer-Nerds. Schließlich wissen wir, woher der weltweite Siegeszug des Multi-Kulti-Sechsers rührt. Doch zum Glück gab es nicht durchgehend Vollgas, gerade die Stücke vom letzten Album sind etwas variabler und wie auf jeder Scheibe gibt es auch bei jedem Konzert eine Ballade zum Abkühlen. Zu meiner Freude hauten sie an dem Abend jene von ihrem Debüt heraus, fand ich absolute Klasse. Klar, der Song ist so was von kitschig, aber ganz ehrlich, es gibt kaum ein besseres Lied um so richtig aus voller Brust mitzuschmettern, zumindest kommt man auch mit dem Tempo mit.

Doch direkt danach ging es mit unverminderter Härte weiter, Totman und Herman Li waren ständig unterwegs, Basser Frederic LeClerque meist auch hinter ihnen her. Schlagzeuger Dave Mackintosh gab die Maschine im Hintergrund, spielte die wildesten Breaks wie ein Uhrwerk. Bei den vielen Duellen alberten die beiden Gitarristen ständig herum, begutachteten denn jeweils anderen, um ihn dann mit einer abfälligen Geste wegzuschubsen und selbst Vollgas zu geben. Dazu leerte man noch diverse Flaschen Corona, was weder an der Präzision noch an der Spielfreude etwas änderte. Da ist natürlich auch viel Show dabei, aber man will ja unterhalten und unterhaltsam sind deren Gigs absolut.

Daher gab es neben den Leuten, die voll mitgingen, auch noch die Fraktion, die das Treiben mit einer Mischung aus Faszination und ungläubigen Staunen beobachtete. Gerade die Musiker unter den Zuschauern dürften sich so einiges abgeschaut haben, auch wenn der Sound die ein oder andere Feinheit verschluckte. Der war zwar gut ausgewogen, aber etwas übersteuert und ließ insgesamt die Klarheit vermissen.
Aber das störte kaum jemanden, die Party war in vollem Gange, so dass kaum jemand mitbekommen haben dürfte, dass sich zwei alte Demo-Songs ins Set geschlichen hatten. Die zeigen zwar schon die Richtung an, die DRAGONFORCE später gingen, kommen aber dennoch konventioneller und weniger abgedreht daher. Am Ende gab es dann die Hits, wobei beim „Guitar Hero“-Klassiker die Saitenfraktion und Prushanov im Kreis standen und jeder mit einer Hand sein Instrument und der anderen das des Nebenmanns bearbeitete. Wie ich schon sagte, reichlich irre das Ganze, aber Spaß machte es ohne Ende. (MetalPfälzer)

Setlist DRAGONFORCE:
Fury Of The Storm
Heroes Of Our Time
Operation Ground And Pound
Reasons To Live
Starfire
Revolution Deathsqad
Where Dragons Rule
The Last Journey Home
Valley Of The Damned
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Spirit Of The Ninja
Through Fire And Flames

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Alle Bilder von Maik. Mehr Bilder findet ihr wie immer in der Galerie

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