Dornenreich + Ahab + Fjoergyn (16.09.2009, Trier, Ex-Haus)

dornenreich-nachtreisen-in-deutschland-tour-2009-flyer.jpgDa war doch mal was, ach ja richtig, auf dem Summer Breeze 2007 . Da war eine Band, die sich mit ihrem Auftritt endgültig von ihrem schwarzmetallischen Wurzeln verabschieden wollte um sich fortan akustischen Klangwelten zu widmen. Doch das Umgekehrte war der Fall, der auf ihrer demnächst erscheinenden DVD „Nachtreisen“ dokumentierte Gig fand eine so große Resonanz, dass DORNENREICH wieder Gefallen an der elektrifizierten Umsetzung ihrer Kompositionen fanden. Nach dem Release des rein akustischen Albums „In Luft Geritzt“ (Review hier ) begaben sich die Avantgarde-Blackies auf die nun Titel gebende „Nachtreisen“ –Tour, um da auch neuere Songs in stählernem Gewand zu präsentieren.
Deren zweiter Teil führte die Österreicher erstmals ins Trierer Exzellenz-Haus, im Volksmund auch „Exil“ genannt. In diesem kultigen Keller-Club hat schon die gesamte Elite des extremen Metal ihr Stelldichein gegeben. Umso schöner für die Fans in der alten Römer-Stadt, dass das Warten nun ein Ende hatte. Unterstützt wurden sie auf der Tour von zwei interessanten deutschen Hoffnungen, den Doomern von AHAB und den thüringischen Folkmetallern FJOERGYN.

Die Darkmetaler von FJOERGYN hatten als erste Band natürlich einen schweren Stand, die meisten Zahlenden standen noch draußen und fanden erst bei den ersten Tönen den Weg nach unten. Doch auch als sich das alte Gewölbe füllte, hielt sich kaum jemand direkt vor der Bühne auf. Dabei zeigten die Vier einen durchaus engagierten Auftritt und ihre sehr klassisch inspirierte Version von dunkler Härte ist dem Sound des Headliners nicht so unähnlich.
Hier treffen ebenfalls schwarzmetallische Motive auf ruhige, getragene Passagen, um dann wieder in sphärischere Momente zu driften. Dabei liegt das Hauptaugenmerk der Thüringer auf den epischen, flächigen Riffs und nicht so sehr auf den schnellen Ausbrüchen. Auch in Sachen Gesang legten sie Wert auf Abwechslung, Stephan L. beherrschte sowohl die derben Schreie, als auch die ganz sanften Momente, hat aber seine Stärken sicherlich im getragenen Klargesang. Immer wieder wurde er unterstützt von seinem Bassisten André B., mit dem er gut harmonierte.

Die häufigen Themen – und Motivwechsel stellten aber auch die Anwesenden, von denen die wenigsten mit deren Musik vertraut waren, vor eine nicht leichte Aufgabe. Denn durch die Vielschichtigkeit litt natürlich die Eingängigkeit schon ein wenig, so dass sich auch kaum was vor den Brettern tat. Doch die Band machte da halt auch wenig vor, wie auch, drei Mann vorne und zwei Banner an der Seite beengen den Raum auf der Exil-Bühne ziemlich. Dennoch war zu sehen, dass die Mannen Spaß an ihrer Darbietung hatten.
So beschränkte man sich auf das Zuhören und Eintauchen in die schönen Klangwelten, aus denen immer wieder schöne Leads und Melodien hervor ragten. Einziges Manko war noch das Fehlen eines Keyboarders, die Parts wurden vom Band eingespielt, was die Truppe sehr tight einband. Dabei wäre es auf alle Fälle eine Bereicherung zu erleben wie diese Klänge live entstehen. Ein guter Auftritt, der eigentlich mehr Zuspruch verdient gehabt hätte.

Setlist FJOERGYN:
Wie Jahr Um Jahr
Fjoergyn
Auf Bald
Narziss
Sade

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Anhand der Shirts mit dem Doppel-O war zu sehen, dass AHAB doch einige eigene Fans nach Trier gelockt hat. Die Death-Doomer, deren drittes Album gerade erschien, sind in Insider-Kreisen schon einer der kommenden Acts. So richtig ins Programm passten sie an dem Abend zwar nicht, aber wenn man ein kleine wenig offen, auch für andere düstere Metalspielarten ist sollte es trotzdem passen.
Das Tempo wurde natürlich ganz zurückgeschraubt, die Walfänger mögen es sehr schleppend. Das Image der Truppe kam an dem Abend kaum zur Geltung, die Ostfriesen-Nerze blieben im Schrank, lediglich Meeresrauschen wurde als Intro in die Songs eingespielt. Was die Jungs an dem Roman von Herman Melville einen Narren gefressen haben weiß ich nicht, aber solange man sich mit der romantischen Verklärung früherer Walfanggeschichten begnügt, gibt es auch nichts einzuwenden, gegen die Waljagd an sich schon.

Waren die übrigen Bands schon sehr introvertiert, legten AHAB da noch eine Schippe drauf, denn sie verhielten sich sehr zurückhaltend auf der Bühne, Sänger und Gitarrist Daniel Droste blickte die ganze Zeit versunken vor sich hin. Und seine Kompositionen taugen auch um sich darin zu verlieren, von einer latenten Traurigkeit getrieben werden immer wieder Erinnerungen an frühere MY DYING BRIDE wach. Dazu kann der Mann sein Organ tiefer schrauben als je ein Wal getaucht ist.
In den ruhigeren Passagen verfiel er mehr in ein seltsames Raunen, was aber gut zur Atmosphäre passte. Hier liegt auch die große Stärke des Quartetts, denn Droste und sein Partner an den sechs Saiten Christian Hector konnten die Dynamik geschickt variieren. Von den verspielten akustischen etwas an OPETH erinnernden Parts zog der Härtegrad fast übergangslos an, ohne auch nur einmal das Tempo zu verändern. Die beiden verstanden sich auch in der livehaftigen Situation blind und überzeugten durch harmonisches Zusammenspiel.
Das gefiel auch den Zuschauern, die ersten Matten wurden in Slow Motion geschüttelt und die Anhänger der Band machten sich auch lautstark bemerkbar. Und beim letzten Song gingen die Mucker auch ein wenig aus sich raus und verließen ihre ansonsten sehr konzentrierte Haltung.

Setlist AHAB:
Get Another Raft Of The Medusa
Old Thunder
Divinity of Oceans
The Hunt

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Direkt nachdem der schwere Schlussakkord verhallt war, zeigte sich für wen fast alle Zuschauer an dem Abend da waren. Wo sich in der ersten Umbaupause noch jedermann an die Theke oder die frische Luft begab, füllte sich jetzt der Platz vor der Bühne. DORNENREICH gingen nicht gleich in die Vollen, sondern führten das Publikum langsam dorthin, wo es eigentlich hin wollte. Nach akustischem Beginn war vor allem die elektrische Interpretation von „In Luft Geritzt“-Material sehr interessant.

Dann kamen die sechs Worte auf die alle gewartet hatten, „Was zieht her von welken Nächten“ und das Inferno brach los. Drei Songs vom legendären 2001er Album gaben den Fans wonach sie verlangten. Nun wurde die ganze Magie und Härte der Truppe entfesselt, die Soundwogen breiteten sich unwiderstehlich aus. Die lodernden Emotionen, der ganze Wahnsinn, der den Liedern innewohnt waren fast greifbar.
Ein Wechselbad der Gefühle, von ultraschnellen Blasts und kalten Riffs getrieben, um dann wieder in sich zusammen zu fallen. Eviga schrie, keifte, flüsterte dazu seine poetischen Lyrics, unterlegte sie mit einer entrückten Mimik und war ganz in seinem Element, in dem er ebenfalls introvertiert aufging. Kaum eine längere Ansage, dafür diverse Stimmpausen, er ging kaum auf sein Publikum ein, nahm es aber wahr, was erst bewusst wurde als er nach dem Konzert wieder Jochen Stock war.
Wie sehr er seine Songs fühlt zeigte sich bei der Zugabe, bei der Textzeile „Rufe meinen Namen, befreie mich“ schien es fast so als würde er weinen, vollkommen abgedreht. Das Publikum indes spaltete sich in zwei Lager, ein Teil stand nur da und beobachtete das Treiben auf der Bühne mit Erstaunen. Die anderen gaben sich der Leidenschaft hin und drehten ebenfalls völlig ab, ließen ihre Matten nur so kreisen.

Sein Partner Thomas “Inve“ Riesner brachte mit seiner Geige einen völlig neuen Ansatz in das Schaffen der Band. Mit seinem Spiel eröffnet er soundtechnisch eine neue Dimension, sein Imitieren des typischen Sirrens bringt eine ungewohnte Tiefe in die Stücke. Auch er verhielt sich sehr zurückhaltend auf der Bühne, schmachtete lieber sein Instrument an. Doch die Titel waren durch die prägnanten Gitarrenlinien und die Melodien sofort identifizierbar und wurden nicht verwässert.

Später gab es noch einen Ausblick auf das kommende Werk mit dem Titel „Flammentriebe“ und einen Song von der umstrittenen „Hexenwind“. Dann wurde noch ganz tief in den Archiven gewühlt und die frühen Alben bedacht, was mit einer Menge Hörner bedacht wurde. Der Jubel insgesamt war laut aber nicht stürmisch, na ja, manche Leute hatten echt Probleme aus sich heraus zu gehen, für mich wenig verständlich.
Am Ende kamen noch einmal die welken Nächte zu ihrem Auftritt, was dankbar angenommen wurde. Unfassbar hingebungsvoll die Darbietung von Eviga, dessen Oberteil bis in die letzte Faser durchgeschwitzt war. Der Mann lebt seine Musik wie kaum ein zweiter, das spürt auch der Betrachter. Nach nur 70 Minuten war dann leider schon Schluss, mancher hätte gerne noch „Reime Faucht Der Märchensarg“ oder „Hasses Freigang“ gehört. Doch ich denke diese Intensität ist auch nur eine bestimmte Zeit lang aufrecht zu erhalten. So endete eine grandiose Achterbahnfahrt durch die dunklen Gefühle des Lebens, die eigentlich nur in dieser Form wirklich voll zur Geltung kommt. (Pfälzer)

Setlist DORNENREICH:
Drang
Jagd
Eigenwach
Grell Und Dunkel Strömt Das Leben
Schwarz Schaut Tiefsten Lichterglanz
Flammentriebe II
Der Hexe Flammend´ Blick
Leben Lechzend´ Herzgeflüster
Trauerbrandung
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Wer Hat Angst Vor Einsamkeit?

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Alle Bilder von Manuela!

Und ein herzliches Dankeschön an den Feuerfänger Daniel Igel!

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