Jethro Tull (20.08.2009, Saarbrücken, Garage)

Pleiten, Pech und Pannen im Vorfeld des JETHRO TULL-Konzertes hätten fast dafür gesorgt, dass ich das Konzert nicht hätte wahrnehmen können. Nachdem sich ein Marder an meinen Zündkabeln gelabt hatte, konnte ich nach langem Herumtelefonieren glücklicherweise meine Schwester erreichen, die mich dann, im wahrsten Sinne des Wortes, schneller als die Polizei erlaubt nach Saarbrücken brachte. Glücklicherweise noch rechtzeitig, doch leider zu spät um weit nach vorne zu kommen, denn in den vorderen Reihen standen die Besucher so eng, dass nicht einmal die dümmste Zeitung der Bundesrepublik dazwischengepasst hätte. Da das Konzert auch noch am heißesten Tag des Jahres stattfand, glich die Garage eher einer Gluthölle, in der der Schweiß genauso floss wie das Bier; na ja, in meinem Fall eher Cola, doch dann klingt die Phrase nur halb so pathetisch.
Noch schwerer hinzu kam, dass mein Partner in Crime, Maik arbeitstechnisch erst gar nicht erscheinen konnte. Deswegen können wir dieses Mal auch keine Bilder liefern, tut uns leid. Er wäre selbst gerne dabei gewesen, somit stand der Abend unter keinem guten Stern, doch das sollte sich ändern.

Als dann um 21:00 Uhr die Lichter erloschen brach das gut gemischte Publikum in frenetischen Jubel aus und der Herr der Querflöte und seine Mannen stiegen mit „Nothing Is Easy“ vom 1969-Werk „Stand Up“ ein. Hiervon sollten später noch mehr folgen, da es der 40-jährige Geburtstag des Albums war und Ian Anderson diesen, wie er selbst sagte, auch feiern wollte. Nach den ersten Reaktionen die die zahlreichen Fans auf die Band losließen, wäre sogar einem Außenstehenden klar geworden, dass man an diesem Abend nichts wird anbrennen lassen und genauso war es dann auch.

Das Quintett zeigte eine unglaubliche Agilität und auch Professionalität, allen voran der Frontmann, dessen Stimme noch klingt wie vor vierzig Jahren. So nahmen sie nach jedem Song die Fahrt raus um eine kleine Anekdote zu erzählen um das Publikum mit dem nächsten Stück wieder in Ekstase zu versetzten, so als hätte es nie eine Unterbrechung gegeben.
Bevor das fünfte Lied angestimmt wurde, erzählte Mr. Anderson davon, dass man in den 70-ern schon an einen Klimawandel glaubte, allerdings einen, der eine Eiszeit hervorrufen würde und er diese Thematik in einem seiner Stücke verarbeitet hatte. Das angesprochene „Skating Away On The Ice Of A New Day“ wurde von den Besuchern aus vollem Halse mitgesungen, während der gute Ian auf einem Stuhl sitzend augenscheinlich allein den Spot auf sich gerichtet spielte. Gänsehaut pur!

Bei „Jeffrey Goes To Leicester Square“ bewies de charmante Brite auch wieder einmal seinen staubtrockenen Humor, indem er sagte, dass der Song davon handle wie sich Jeffrey die schönen Mädchen auf dem Leicester Square in London anschaue. Dies sei heute immer noch möglich, mit dem Unterschied, dass man mittlerweile für die dortigen Mädchen bezahlen müsse, was für schallendes Gelächter sorgte.
Ansagen dieser Art folgten nun bei fast jedem Lied. Ob nun bei „Back To The Family“, dass als schlechtestes JETHRO TULL-Stück aller Zeiten angepriesen wurde („We play it that the others sounds better“)oder bei „Fat Man“, bei dem ein orientalisches Instrument verwendet wurde, dass sich als sehr beliebt bei Diktatoren aller Welt herausstellte („It’s also the favorite of Saddam Hussein. Well long time gone I heard something about him. Does anybody of you know where he is?“) Genauso bei seiner obligatorischen Progressive-Rock-Schelte bei „Thick As A Brick“, er hatte stets die Lacher auf seiner Seite.

Als dann „Aqualung“ verstummte und die Truppe von der Bühne verschwand, war jedem bewusst was gleich noch folgen würde. Nach kurzen Zugaberufen wurde als endgültig letzte Nummer noch DIE Hymne schlechthin, „Locomotive Breath“ auf die Meute losgelassen, die zufrieden und erfreut den Ort des Geschehens verließ.
Es war wirklich interessant mit anzusehen, wie unterschiedlich sich das Publikum gestaltete. Da waren auf der einen Seite Leute meines Alters mit langen Dreadlocks, oder aber auch Zuschauer älteren Semesters mit angehender Mönchstonsur. Doch egal welche der Fanschichten, ein jeder schien tief überzeugt vom gewesen zu sein von einer Band, die noch lange nicht zum alten Eise gehört. (David)

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