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sepultura09.jpgSEPULTURA - ein Name, eine Band, die zweifellos Metal-Geschichte geschrieben hat! Auch wenn die jüngere Vergangenheit nach den Ausstiegen der Cavalera-Brüder (Max bekanntlich bereits 1996, Igor zehn Jahre später) nicht mehr so rosig schien, machten die Brasilianer mit Derrick Green am Mikro und Schlagwerker Jean Dolabella unbeirrt weiter.
Auch wenn der kommerzielle Erfolg bei weitem nicht mehr an die "Chaos A.D." und "Roots"-Zeiten anknüpfen konnte bzw. kann, gehen Andreas Kisser und Paolo Pinto (die beiden Verbliebenen der "Goldenen Zeiten") nach wie vor ihren Weg.
Und das mit Erfolg, wie ich auf dem WITH FULL FORCE- und eine Woche später auf ROCK AM BACH-Festival sehen konnte!
Und da bekanntlicherweise aller guten Dinge "Drei" sind, nutzte ich auch die Gelegenheit, die Brasilianer in der ROCKHAL ein weiteres Mal innerhalb kurzer Zeit zu begutachten - und tatsächlich konnten sich die Jungs ein weiteres Mal steigern!
Mit THE DILLINGER ESCAPE PLAN und MILES TO PERDITION waren ausserdem zwei interessante Supports am Start, die den Teppich für SEPULTURA auszurollen wussten.

Als erstes stiegen schließlich MILES OF PERDITION auf die Bretter und knallten dem zunächst dünn gesäten Publikum ihre Interpretation von Deathmetal/Metalcore/Deathcore um die Ohren. Für die Jungs war es ein absolutes Heimspiel und so hatten die Luxemburger auch sicherlich einige Fans mitgebracht, denn die Leute die bisher ihren Weg in die ROCKHAL gefunden hatten versammelten sich fleißig vor der Bühne und schienen direkt ihren Spaß zu haben.
Musikalisch wurde uns zwar nichts Neues präsentiert, aber dennoch konnten sich MILES OF PERDITION durchaus hören lassen. Besser gesagt: Von Song zu Song wurden die Jungs einfach deutlich besser. Man merkte regelrecht, dass, je voller die ROCKHAL wurde und je mehr Songs gespielt wurden, sie einfach hörbar auftauten und so auch das Acting besser wurde. Bei den späteren Tracks des Sets konnte man auch viel eher die schönen Spielereien und Frickeleien der Gitarre bemerken, welche ergänzend zu den Melodielinien der Luxemburger dazu gepackt wurden. Alles in Allem ein astreiner Auftritt der Newcomer. So konnten sie zufrieden die Bühne verlassen und hinterließen einen Club, der mittlerweile gut gefüllt war, mindestens ebenso glücklich. (Sebastian)

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Dann war es nach der typischen Umbaupause endlich an der Zeit für eine gehörige Portion Chaos. THE DILLINGER ESCAPE PLAN stürmten die Bühne und pratzten einem ein Brett vor die Schnauze wie ich es wirklich noch nicht erlebt habe. Dass die Herren aus New Jersey sich auf der Bühne nicht versehentlich niedergeschlagen haben stellt für mich nach wie vor ein Wunder dar. Einer energiegeladener als der Andere wirbelten sie alle (abgesehen vom Drummer natürlich) über die Bühne und es brach ein musikalischer Krieg aus. Den Einstieg gab es mit meinem persönlichen Lieblingssong „Panasonic Youth“. Leider war dieser live jedoch nicht so überzeugend wie ich es mir vorgestellt hatte. Man merkte den Jungs an, dass sie eine Warmlaufphase brauchen. Der Sound war zunächst extrem schwammig und das Timing der Instrumentalisten hat mehr als einmal nicht gestimmt.
Sogleich machte sich bei mir eine Enttäuschung breit aber zum Glück blieb diese nur für den ersten Song bestehen. Ab dem zweiten Streich der Setlist „43 % Burnt“ wurde es deutlich besser. Das Timing stimmte von nun an und es wurde sehr präzise vor sich hin gezockt. Einfach phänomenal wie diese Musiker abgehen. Sie wirbeln über die Bühne als gäbe es kein Morgen mehr, zelebrieren sehr komplexe Songstrukturen und treffen einfach jeden verfluchten Ton. Absolut genial kann man da nur sagen. Für Leute die THE DILLINGER ESCAPE PLAN nicht kennen, muss es allerdings einer der schlimmsten Gigs überhaupt gewesen sein. Wenn das Material unbekannt ist, wird es bei den Jungs wirklich sehr schwer zu folgen und etwas anderes als das pure Chaos in der Musik wiederzufinden.
Den Herren auf der Bühne hat es jedenfalls richtig Spaß gemacht und sie wissen wirklich wie man Stimmung verbreitet. Sei es auf 2,50 Meter auf die Boxen hinaufzuklettern, dort weiter zu spielen und weiterhin fast auszurasten, während einer kurzen Songpause herunterzuspringen und direkt weiter zu spielen, oder insgesamt die Gitarre einfach mehrfach komplett um den Körper zu werfen, sie immer wieder zu fangen und sofort in der nächsten Sekunde geile Passagen darauf zu spielen. Jedem Freund von extremer Musik kann ich nur empfehlen sich THE DILLINGER ESCAPE PLAN bei jeder Gelegenheit live anzuschauen, es ist einfach der pure Wahnsinn, der Terror, das Chaos...(Sebastian)

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Nach diesem Inferno mussten wir erst mal an die Luft, um das Gesehene und Gehörte zu verdauen. Aber gleichzeitig stieg meine Spannung auf SEPULTURA: Werden die Vier den schon sehr guten Auftritten vorher noch eins draufsetzen können? Und die Antwort lautet mehr als eindeutig: "Ja!"!
Denn die noch größere Spielzeit von neunzig Minuten wurde bestens ausgenutzt: Perlen wie "Mass Hypnosis", "Slave New World", "Attitude" und "Manifest" (leider aber nicht "Propaganda" *schnief*) wurden mit ins Programm aufgenommen und sorgten bei mir und vielen anderen für Verzückung. Kleine Gags wie die KISS-Persiflage Derrick´s mit nachfolgendem "Detroit Rock City" und dem Geburtstagsgeschenk an einen Roadie (durfte bei "Slave New World" hinter die Schiessbude) hatten ebenso ihren Platz im Set.
Leider war es aber zu Beginn wie bei den anderen Gigs der letzten Woche: Beim "A-Lex"-Trio war das Publikum noch sehr verhalten und taute erst bei "Refuse/Resist" auf - dennoch denke ich, daß bei Vielen das Interesse auch an den neuen Stücken der Post-Max-Ära geweckt wurde. Denn wie energetisch auch die anderen Tracks wie "Sepulnation", "Convicted In Life" und "Conform" dargeboten wurden, war einmal mehr aller Ehren wert! Der Club der ROCKHAL glich jedenfalls spätestens in der Hälfte des Sets einer Sauna!
Und gerade die neueren Songs sind live besonders gut umzusetzen, da das Fehlen einer zweiten Gitarre nicht so ins Gewicht fällt wie bei den alten Klassikern "Arise", "Inner Self" und "Dead Embryonic Cells", bei denen leider vor allem bei den Soli Soundlücken klaffen - aber dies macht mir persönlich schon nix mehr aus.
Ebenso durfte auch der "Mottenkisten-Block" mit "Troops Of Doom" und "Septic Schizo/Escape To The Void" nicht fehlen, auch wenn viele diese Tracks nicht kannten - ich finde es gut, dass sich SEPULTURA auch weiterhin ihrer Wurzeln besinnen!
A propos "Wurzeln": "Roots Bloody Roots" beschloss wie immer den Set und holte noch einmal die letzten Reserven beim bereits geschlauchten Publikum heraus - die Zugabe-Rufe zuvor fielen ein wenig kläglich aus, was aber wohl an den klimatischen Bedingungen und dem Auspowern während der Show lag. Daß die Meute noch "mehr" wollte konnte man den Mienen allenthalben entnehmen.

So halte ich fest: Drei Mal Super-SEPULTURA in anderthalb Wochen, mit dem Krönchen in der Club-Show. Und mit fester Überzeugung lasse ich verlauten: In dieser Form ist auch weiterhin mit den Jungs zu rechnen! (Brix)

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Mehr Bilder wie immer in der Galerie !  

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