Queensryche + Fatal Smile (18.06.2009, Saarbrücken - Garage)

Viele Jahre musste man sich gedulden, bis QUEENSRYCHE mal wieder im Saarland Halt machen, irgendwann so Mitte der Neunziger müsste das letzte QUEENSRYCHE Konzert in der Gegend gewesen sein. Doch am 18.06. war es erneut so weit und die Band aus Seattle gastierte in der Saarbrücker Garage, die für einen Donnerstag Abend und angesichts von Ticketpreisen um die 30 € richtig gut bevölkert war. Nach der Vielzahl an halbgaren Veröffentlichungen in den letzten 10 Jahren und aufgrund des mäßigen Erfolgs des aktuellen Konzeptalbums „American Soldier“ musste man da im Vorfeld anderes befürchten. Doch schon auf dem BYH im vergangenen Jahr konnte die Band unter Beweis stellen, dass sie nach wie vor ein großartiger Liveact ist, wenn sie denn nur die richtigen Songs spielen, und je nach Sichtweise wurden die an diesem Abend auch gespielt; dazu später mehr. Als Support hatten QUEENSRYCHE auf der Tour die Schweden von FATAL SMILE mit im Gepäck, die, sagen wir es mal so, nicht wirklich angekündigt waren, und mit ihrem partytauglichen Heavy/Glam Rock auch nicht so wirklich zum Headliner passen wollten.

Gut und sehenswert waren FATAL SMILE trotzdem, die 30 Minuten lang eine Rockshow voller Klischees durchzogen und eigentlich viel besser ins Vorprogramm der aktuellen MÖTLEY CRÜE Tour gepasst hätten. Nicht nur optisch ;) Aber spätestens nach der ausgedehnten Tour mit den finnischen Monsterrockern LORDI im Frühjahr ist es der schwedische Vierer ja gewohnt vor so einem Publikum zu spielen. Die Gang präsentierte sich jedenfalls selbstbewusst ohne Ende, und ließ es sich sogar nicht nehmen, vorm letzten Song ein paar Mitsingspielchen durchzuziehen, was auch ganz gut klappte. Zu diesem Zeitpunkt waren die Anwesenden vor der Bühne auch schön warm geworden mit den sleazigen Rocksongs, die sich nicht hinter denen vergleichbarer Kapellen verstecken müssen. Die Highlights waren „Hip Motherfucker“, „Learn – Love – Hate“ und „SOB“, und ich muss schon sagen, dass FATAL SMILE mächtig Spaß machten. Etwas, das für den noch kommenden Headliner nicht gelten sollte, der zog vielmehr von der ersten Sekunde an in seinen Bann.

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Bis es aber soweit war, musste der geneigte Fan erst einmal eine gute halbe Stunde warten, in der die Bühne von dem ganzen Kram von FATAL SMILE geräumt wurde, und die sich anschließend in einem recht spartanischen Zustand befand. Eigentlich ziemlich ungewöhnlich für eine Band dieser Größenordnung. Im Gegensatz zu den aufwändigen Theatershows der „Operation:Mindcrime 1 + 2“ Tour, sollte dieses Mal ausschließlich die Musik im Mittelpunkt stehen. Und wie bereits angekündigt, sollte die es in sich haben, denn was die Setlist angeht, machten QUEENSRYCHE ihre Ankündigungen wahr, und präsentieren lediglich Songs von drei ihrer 10 Studioalben: „Rage For Order“, „Empire“ und „American Soldier“. Nix mit „Operation:Mindcrime“, nichts vom Frühwerk „The Warnng“!!! Kann das gut gehen? Ja es kann, denn der überwiegende Teil des Publikums wird am Ende des Abends mit einem breiten Lächeln die Garage verlassen haben, mit dem Gefühl im Herzen, etwas erlebt zu haben, was man in dieser Form nie wieder erleben wird!

Aber alles der Reihe nach. Bereits der Einstieg mit „Neue Regel“, „Whisper“ und „Screaming In Digital“ sorgte für die erste Begeisterung und die ersten offenen Münder; einige hätten sicherlich ihre Mama verkauft, um solche Songs mal (wieder) live zu hören. Verstärkt wurden die (bis auf Chris DeGarmo) Original QUEENSRYCHE auf dieser Tour von Parker Lundgren an der zweiten Gitarre, der zwar ähnlich wie sein Vorgänger Mike Stone wie ein Fremdkörper wirkt, dafür aber im Laufe des Abends einige fulminante Soli und Posen zeigte, und einem mir unbekannten Mann an den Keys, der auch für einige Backing Vocals sorgte. Stimmungsmäßiges Highlight des ersten Teils war ganz klar der frühe Hit „Walk In The Shadows“, bevor mit „London“ die erste der drei Suiten sein Ende fand.

Nach einer kurzen Pause wurde es Zeit für den zweiten Teil der Show, der ganz im Zeichen des aktuellen beachtlichen Albums „American Soldier“ stehen sollte. Wer jetzt befürchtet hatte, dass zwischen dem ersten Drittel und dem letzten Drittel mit „Empire“, die große Ruhe einbrechen würde, wurde eines besseren belehrt. Anscheinend kommt „American Soldier“ bei den Leuten besser an als erwartet, denn alle fünf neuen Songs wurden mit kräftigem Applaus bedacht, allen voran das Epos „A Dead Man's Words“, das live um ein vielfaches fesselnder ist als auf Platte.
Ich persönlich hätte mir zwar andere „American Soldier“ Songs gewünscht als „Sliver“, „The Killer“, „At 30000 Ft.“, und „Man Down“, z.B. „Hundred Mile Stare“ „Remember Me“ oder „The Voice“ aber egal. Es fällt auf jeden Fall auf, dass das „American Soldier“ Material gerade live echt gut ist. Lediglich das Geplapper einiger Anwesenden während der sehr bewegenden Ansagen zu den einzelnen Songs, die allesamt Kriegserfahrungen amerikanischer Soldaten thematisieren, empfand nicht nur ich als störend. Leute könnt ihr nicht mal die Klappe halten?! Dass Geoff Tate von dieser Thematik her ganz ergriffen war, merkte man nicht nur an seinen Ansagen, sondern auch an seinem gestenreichen emotionalen Auftreten, mit dem er versuchte die zumeist tragischen Inhalte der Songs zu leben. Kaum jemand anderes in der Metalszene prägt den Begriff „Bühnenpräsenz“ so sehr wie Mr. Tate. Mit dem großartigen „A Dead Man's Words“ wurde das zweite Kapitel des Abends abgeschlossen, bevor „Best I Can“ nach erneuter kurzer Verschnaufspause den sieben Songs umfassenden „Empire“ Teil einleitete, auf den sich mit Sicherheit die meisten ganz besonders gefreut haben.

Mit „The Thin Line“, „One And Only“ und dem faszinierenden „Anybody Listening?“ kamen weitere Songs zum Zuge, die QUEENSRYCHE schon seit Jahren nicht mehr gespielt haben. Natürlich versteht es sich von selbst, dass bei einer speziellen „Empire“ Show die beiden großen Hits dieser Scheibe, genauer genommen dieser Band, auch gegen Ende im Programm auftauchten. Und obwohl die Ballade „Silent Lucidity“ und das ziemlich poppige „Jet City Woman“ nicht ganz unumstritten im Lager der Fans sind, wurden gerade diese beiden Songs am meisten abgefeiert. Und das durchaus zu Recht, denn es beeindruckt, mit welcher Intensität QUEENSRYCHE nach wie vor das quasi tot gespielte „Silent Lucidity“ zelebrieren.
Nachdem kurz vor Schluss der Mann hinter der Schießbude Scott Rockenfield, der mit seinen riesigen Kopfhörern ein bisschen wie ein Außerirdischer aussah, noch ein paar seiner Sticks im Publikum verteilte, setzte „Empire“ den Schlusspunkt unter eine Show, die nicht nur dem Verfasser dieser Zeilen noch längere Zeit im Gedächtnis verharren wird. (Maik)

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