korn4.jpgWir schreiben das Jahr 1995: Klein-Brix sitzt aufgeregt vorm Fernseher und wartet gespannt auf die Berichterstattung vom DYNAMO-Festival 1995 auf MTV beim Headbanger´s Ball - schließlich war dies das erste "richtige" Festival, bei dem sich der damals noch pubertäre Schreiberling zum ersten Mal austoben durfte.
Im Vorspann lief dann im Hintergrund Mucke, die zu diesem Zeitpunkt neu und aufregend war: Bis zum Arsch heruntergestimmte Klampfen, aber kein Death Metal - ein Mords-Groove, der die spärlichen Boxen des Fernsehers erzittern ließ und für einen offenen Mund sorgte.
Was zum Teufel ist das? Nun, ein später gezeigtes Video gab Aufschluss: Es war natürlich KORN, die mit "Blind" den Prototypen des Nu Metals vorstellten.

Fast 15 Jahre später sorgen diese mittlerweile zum Trio geschrumpften Innovatoren nach wie vor für volle Clubs und austickende Festival-Meuten - Totgesagte leben nun mal länger! Vorbei sind die ADIDAS/PUMA-Trainingsanzug-Zeiten, mittlerweile  sind die Jungs zwangsläufig in die Jahre gekommen - aber dennoch gibt es eine Menge Hits, die live gehört werden wollen!
Und so war meine Spannung dementsprechend hoch, die Band endlich mal wieder live zu sehen, auch wenn der Gig auf dem diesjährigen ROCK AM RING zwei Wochen zuvor eher mau war. Die Luxemburger ROCKHAL ist nicht fern, also auf nach Esch-Sur-Alzette!

Leider traten die eigentlich angekündigten Opener FIVE FINGER DEATH PUNCH aufgrund terminlicher Probleme im Zuge der Aufnahmen zu ihrem zweiten Album nicht auf; als Ersatz wurden die heimischen ABSTRACT RAPTURE gebucht.
Diese fielen erst einmal durch die bunte Stilmischung bei den getragenen T-Shirts auf: Von MAYHEM über DOWN bis ANNIHILATOR reichte die Geschmacksspanne der Band und ähnlich gemischt war somit auch die Mucke des Quintetts.
Allerdings muss ich sagen, daß es mir sauer aufstößt, wenn Parts von den "großen" Bands gleich reihenweise geklaut werden, Einflüsse hin oder her! Von 1:1-Übernahmen beispielsweise von MACHINE HEADS´ "Imperium" oder manchen DOWN-Licks wurde man in nahezu jedem Song an eine Band erinnert - das ist nicht wirklich innovativ, meine Herren! Die Mischung aus Ami-Thrash, SYSTEM OF A DOWN-Zitaten und Nu Metal lockt auch niemanden mehr so wirklich hinterm Ofen hervor.
Dennoch bekam der Fünfer seinen Applaus und darf sich von nun an rühmen, vor den großen KORN gespielt zu haben!

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Tja, und dann war es Zeit für die Pioniere des vielseits geliebten als auch gehassten Nu Metal´s. Nach einem Intro ging es mit "Right Now" auch gleich in die Vollen! Das Publikum war sofort hellwach und gab ihrer Begeisterung im Pit preis. Jonathan Davis zeigte sich stimmlich voll auf der Höhe und riss seine Mitstreiter immer wieder mit - natürlich nur mit der passenden Dosis Sauerstoff zwischen den Tracks.
Dabei waren die Mitbegründer Fieldy und Munky zusammen mit ihm in erster Reihe auf der Bühne, pumpten Bassläufe und Riffs durch die PA und wurden durch die im Hintergrund agierenden Musiker ergänzt. Dabei nervte allerdings Drummer Ray mit seinem Gepose ein wenig zu sehr - bereits nach dem ersten Track haben alle kapiert, daß er ganz toll seine Stöckchen hoch werfen und wieder fangen kann..naja..Ami-Show halt!

Dies nur am Rande, denn die Band war heute wirklich hervorragend aufgelegt und fegte im Gegensatz zum RAR-Gig engagiert über die Bretter. Die Setlist ließ auch kaum Wünsche offen und gab einen schönen Querschnitt durch rund fünfzehn Jahre KORN:
Von "Chi" ("Life Is Peachy"), über "Here To Stay" ("Untouchables"), "Y´all Want A Single", "Did My Time" (beide von "Take A Look In The Mirror") und "Somebody Someone" ("Issues"), durften natürlich die wohl größten Erfolge "Falling Away From Me" und "Freak On A Leash" ("Follow The Leader") nicht fehlen. 

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Aufgelockert durch "We Will Rock You"- und "One"-Zitaten wusste man das Publikum bestens zu unterhalten. Lediglich die Dudelsack-Nummer hätte man sich sparen können, sofern man wie in diesem Fall NICHT "Shoots And Ladders" folgen lässt. Aber wurschd: Ich und die ca. 4000 anderen Zuschauer hatten sichtlich ihren Spass, der sich nach einer Stunde bei den Zugaben noch erhöhen sollte:

"Blind" ballerte einfach mal wieder alles weg! Die ROCKHAL tobte, sprang, schrie - das neue Ende mit eingebauten Blasts sorgte zusätzlich für den ein oder anderen offenen Mund. Gefolgt von "Got The Life" und einer sehr coolen "Another Brick In The Wall"-Interpretation (alle drei Teile!) entließ man die ausgelaugte Meute mit der weiteren dazu passenden PINK FLOYD-Nummer "Goodbye Cruel World" in die Nacht.

Also alles in allem ein fast perfekter Gig - lediglich die sparsamen Ansagen (ganze Drei waren es dann doch) machten den Gig ein wenig unpersönlich, aber dennoch besser als zugepredigt oder sinnlos "bespasst" zu werden. Ausserdem zählt Davis eh nicht zu den extrovertiertesten Typen im Musikgeschäft, das ist bekannt.
Jedenfalls können KORN mit solchen Leistungen auf der Bühne gerne noch ein paar Jährchen dranhängen, vielleicht kommt ja dadurch auch wieder ein insgesamt rundes Album dabei raus...

An dieser Stelle auch noch vielen Dank an die ROCKHAL für die zur Verfügung gestellten Bilder! (Brix)

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