Fast genau ein Jahr ist es nun her, daß DIE ÄRZTE ihre "Es wird eng"-Tour in der Arena in Trier vor ausverkauftem Haus starteten.
Es hätte sich eigentlich mittlerweile auch im Südwesten Deutschland´s herumsprechen müssen, daß auch das FARIN URLAUB RACING TEAM nicht minder aufregende Shows abliefert - leider folgten dem Ruf der "Krachgarten"-Tour gerade mal die Hälfte des Publikums vom Vorjahr bei der Hauptband.
Schade, denn auch das neue Album "Die Wahrheit übers Lügen" hat einige leckere Songs im Schlepptau und so war der Besuch in meinen Augen an einem Samstag Abend doch recht enttäuschend.
Selbst schuld!

Immerhin war somit ein Platz recht nahe der Bühne ohne Gedränge möglich, so daß nahezu alle Details und Gesten auf selbiger notiert werden konnten. Bis dahin musste man allerdings noch die gruselige Vormusik ertragen, die mit "Gasolina" und anderen Black-Music-"Hits" mehr als unpassend gewählt war... auf wessen Mist das wohl gewachsen war? Die Stimmung vor dem Gig war auch eher abwartend bis verhalten, einige Spassvögel skandierten gar "Helmut Lotti" und ich fragte mich so langsam, was denn im Trierer Trinkwasser beigemischt wird..

Aber dies nur am Rande, denn das zwölfköpfige RACING TEAM machte alles, was vor der Show war, schnell vergessen. Nach einem Gewitter-Intro folgte selbiges in audieller Form mit "Nichimgriff" : Die erste Single des aktuellen Albums bot einen perfekten Einstieg in das Set und wurde von "Ich gehöre nicht dazu" gefolgt. Da galt für die männlichen Anwesenden der besondere Augenmerk sicherlich der Choreografie der entzückenden Background-Ladies, die uns im Refrain ihre geschüttelte Kehrseite präsentierten.
Ohnehin: Das Outfit der Damen und der BUSTERS-Tröten-Fraktion war stimmig auf Spanisch getrimmt, was eben genau zum letztgenannten Song mit seinen Flamenco-Parts passte. Und aufgrund perfekter Darbietung und guter Songauswahl steigerte sich die Stimmung von Song zu Song: Ob Tracks vom Debüt "Endlich Urlaub" wie "Am Strand", "Glücklich", "1000 Jahre schlechten Sex", "OK" oder "Lieber Staat" oder die Aktuellen wie "Krieg" (in Trier!) und "Gobi Todic", "Unscharf" und das wahnsinnig gute "Karten" am Ende des regulären Sets sorgten für eine sehr kurzweilige Show.
Höhepunkt sollten allerdings die ruhigen Momente sein: Das brandneue "Leiche" mit atmosphärischer roten Lichtshow, "Porzellan", die neue Single "Niemals" und das mit Simone in der ersten Zugabe im Duett gesungene "Phänomenal egal" sorgten ein ums andere Mal für wohlige Gänsehaut.
A propos Zugabe: Sehr geil war auch die Percussion-Einlage, die die Bläser und die Ladies zusammen mit Farin eintrommelten, während Rachel den Takt vorgab. Dies mündete dann in "Insel", welches live natürlich ein wenig anders klang als die Dancehall-Version vom Ponyhof.

In diesem Block wurden zum Abschluss auch noch das "Abschiedslied" und zum zweiten Mal "Zehn" zum Besten gegeben - a propos Wiederholung: "Alle dasselbe" wurde zum Leidwesen des Chors auch zweimal hintereinander gezockt; in der zweiten Ausgabe gab der Meister sogar ein passables Louis Armstrong-Double ab und kicherte sich darüber selbst eins in seine sechs Saiten.
Natürlich durften auch die gewohnt lustigen Ansagen des "Diktators" nicht fehlen, er ist und bleibt ein Schalk - Helge Schneider-gemäß wurde ihm in den Pausen auch lecker Tee von einem Assistenten (Bodo?) gebracht.
So bekamen die Trierer natürlich ein wenig ihr Fett weg, sowie ein "Feuerspucker", der das Rauchverbot ignorierte, und die LGN-Fraktion der Band musste ohnehin desöfteren dran glauben - aber die Damen wussten sich ebenso passend zu wehren!

Etwas mehr als zwei Stunden konnte man den Urlaub-er wieder in Bestform erleben und wurde alles andere als enttäuscht. Die Ankündigung als Headliner des kommenden ROCCO DEL SCHLACKO-Festivals 2009 in Püttlingen/Saar wird viele schon vorab die Tickets abgreifen lassen - zumindestens sicherlich die, die an diesem Abend in Trier dabei waren.

(Brix)