Persistence Tour 2007 (07.12.2007, Saarbrücken)

Es war wieder soweit: Die PERSISTENCE-Tour mit den Anführern der Hardcore-/Metalcore-Bewegung HATEBREED machte auch 2007 Halt in Saarbrücken. Keine Frage, die GARAGE wird ausverkauft sein! Über solche Touren mit bis zu 8 oder gar 9 Bands an einem Abend kann man streiten, aber das Motto "Value for Money" zählt und lässt sich auch durch die knappe Spielzeit der früh spielenden Bands nicht von der Hand weisen.

Zum festen Tourtross zählten dieses Mal die oben erwähnten HATEBREED, die Urgesteine AGNOSTIC FRONT, die Melodien-Raser IGNITE, die Stilmixer EVERGREEN TERRACE, die Metaller SWORN ENEMY, die Prollos von DEATH BEFORE DISHONOUR und die Clevelander RINGWORM. Nur in Saarbrücken durfte THE SETUP aus Belgien den Reigen eröffnen.
Und auf geht´s los!

Kurz nach 17 Uhr, also unmittelbar nach Öffnen der Türen machten THE SETUP den Anfang. Zu Beginn gefiel mir die Old-School-Hardcore-Mucke noch ganz gut, langweilte aber nach dem dritten Stück gewaltig. Also: Her mit dem wohlverdienten Feierabend-Bier!
Das Quintett von RINGWORM kam dann mit 2 Klampfen bewaffnet, feinen Metal-Shirts (u.a. ENTOMBED) und durchweg langen Haaren auf die Bühne und liess mich ein sattes Metal-Brett erwarten. Leider wurde ich enttäuscht: Auch wenn hier und da mal ein Thrash-Riff seinen Weg in die Mucke fand, waren auch diese recht verzichtbar. Die sind eindeutig in den 80ern "babbe geblieb". Aber es gibt ja noch den Bierstand.  Immerhin schienen im stetig wachsenden Auditorium ein paar Kenner dagewesen zu sein, so daß die ein oder andere Matte schon mal warmgeschüttelt wurde.

Bei DEATH BEFORE DISHONOUR erfuhr ich dann im Gespräch ein wenig über die strittige politische Ausrichtung der Jungs aus Boston. Aber auch musikalisch konnte der Proll-Core bei mir keine Punkte sammeln. Auch wenn der ein oder andere Pit so langsam anwuchs, war mir das Gebrülle viel zu eindimensional. Verdammt, Hardcore kann echt scheissen-langweilig sein! Was tut also der verantwortungsbewusste Schreiberling? Genau: Bierchen lüpfen und den zarten Arrangements Gehör schenken und analysieren. Ergebnis: Fad! (Nicht das Bier, wohlgemerkt!)

Ein wenig angenervt vom bisher gebotenen durchwachsenen Programm kam endlich der Hoffnungsschimmer mit SWORN ENEMY auf die Bretter. Und diese enttäuschten auch nicht: SO muss MetalCore klingen! Bratende Gitarren abseits vom Schweden-Death-mit-Breakdown-Klischée machen mir den Fünfer direkt sympatisch. Vielfalt statt Einfalt ist das Zauberwort, da ist auch mal Platz für das ein oder andere Solo. Hier wird der Spagat zwischen Thrash und Hardcore-Elementen wirklich super arrangiert. Der Knaller im Set ist natürlich "We hate", die Kampfansage an alle "Fashion-Coreler", die mit gestylten Papp-Haaren auf dicke Hose machen. Die Stimmung steigerte sich somit so langsam und man konnte so langsam erahnen, was bei den Hauptacts dann erst los sein wird.

So ging es bei EVERGREEN TERRACE auch erst mal richtig zur Sache: Ab dem Opener "Bad Energy" vom aktuellen "Wolfbiker"-Album tobte der Pit. Spätestens bei "Chaney can´t quite riff like Page Hamilton" (was für ein geiler Titel übrigens!) mit seinen eingängigen Shouts war die Hölle los. Zwar kamen die cleanen Vocals etwas leise bzw. verhalten rüber, bremsten aber die Energie des Quintetts aus Florida keineswegs. Da mussten die Jungs noch nicht einmal auf eines ihrer zahlreichen Cover zurückgreifen, obwohl ich schon gerne "Mad World" gehört hätte, aber egal - Alles in allem ein gelungener Gig.

 

IGNITE haben quer durch die Hartwurst-Szene ihre Freunde. Egal, ob Punker, Hardcoreler oder Metaller: Die Verbindung von rasendem Punk-/Hardcore mit wunderbaren Melodien zündet einfach. Ignoranten stören sich am Gesang, der vielen zu "Emo" ist, aber Melodie kann auch wütend und energiegeladen sein,ohne auszuwimpen. Und das beweisen die Burschen um Sänger Zoli aus Orange County wieder auf´s Neue. Egal ob die Kracher des aktuellen "Our darkest Days"-Albums ("Bleeding", "Fear is our Tradition","Let it burn"), auf dem das Hauptaugenmerk an diesem Abend liegt, oder "Who Sold Out Now?" und  "Embrace" von älteren Scheiben: Jedes Song wird mit einer unglaublichen Inbrunst gespielt und gesungen. Am Ende erreicht die Stimmung mit dem gelungenen U2-Cover "Sunday, bloody Sunday" ihren Höhepunkt und es gibt kein Halten mehr in der Garage! Ich bin sehr gespannt auf die Tour im Frühjahr im kleineren Rahmen...i´ll be there!

Als Co-Headliner durften die Veteranen von AGNOSTIC FRONT noch einmal anheizen und den Teppich für HATEBREED ausrollen. Aber was soll ich sagen: Mission failed! Alles, was Hardcore generell ausmacht, nämlich Agilität, Aggression und Energie gab es hier nicht! Schon beim letzten Gig in der Garage verliessen viele enttäuscht den Saal, und so nahm die Selbst-Demontage auch an diesem Abend ihren Lauf. Die Herren gehören zwar zum alten Eisen in der Szene, aber dass Roger Miret nur noch ins Mikro stammeln kann und Stigma ausser Posen keine Energie mehr aus der Gitarre herüber bringen kann, ist schon traurig. Einzig "Gotta go" erzeugte ein wenig Stimmung, aber das kennt ja auch jede Backe. Vielleicht sollte AGNOSTIC FRONT wirklich in Rente gehen. Mit solchen Auftritten werden sie keine neuen Freunde finden, geschweige denn die Alten bei der Stange halten.

  

Können HATEBREED für die laue Vorspeise entschädigen? Konnten sie! Das unbestrittene Flaggschiff der Metal-Hardcore-Kreuzüber-Bewegung sprühte an diesem Abend nur so vor Energie. Alles, was AF vermissen liessen, kam hier zum Zuge. Knapp eine Stunde lang feuerten Jamey und sein Gefolge eine Salve nach der anderen ab. Schon das Eröffnungs-Trio "To the Treshold", "Straight to your Face" und "Never let it" machen klar, wer heute der Herr im Ring ist! Die Hassbrut regiert, und zwar mit harter Faust! Weiter gehts mit den etwas älteren "Proven", "Facing what consumes you" und dem Oldie "Before Dishonour" - der Pit wärmt sich noch auf. Spätestens bei "Deafeatist" und "Destroy everything" gerät hier aber wirklich jeder ins Schwitzen. Der MTV-Hit "This is now" zum Ende des regulären Sets macht Lust auf mehr...diese wird mit den Klassikern "Live for this" und natürlich "I will be heard" gebührend gestillt.



Fazit der PERSISTENCE-Tour ´07: Licht und Schatten im Wechsel, dennoch wurde für das Geld einiges geboten. Allein IGNITE und HATEBREED waren die Euronen wert!

(Brix) 

Alle Fotos von Ryka, vielen Dank dafür! Bilder findet Ihr wie immer in der Galerie.

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden