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Ein melodisches Package der ganz besonderen Art hatte sich für diesen Freitag Abend im winterkalten Saarbrücken angemeldet. Die Finnen SONATA ARCTICA tingelten gemeinsam mit EPICA und RIDE THE SKY durch die Lande, um die jeweils neuen Alben unters Volk zu bringen. Trotz (oder auch wegen?) des stilistischen Unterschieds zwischen den Finnen und Holländern war die Garage in Saarbrücken an diesem Abend bis zum Bersten gefüllt und es herrschte ausgezeichnete Stimmung.

Wie schon gleich beim Opener RIDE THE SKY. Die Power Metal Band um den ehemaligen Drummer von Helloween und Masterplan Uli Kusch erntete aus dem Publikum hervorragende Reaktionen, es wurde viel mitgeklatscht und die Songs bejubelt, während die Band selbst eine eher mittelmäßige Show bot. Trotz aller unbestrittenen musikalischen Klasse wirkte das Acting der Band abgedroschen und wenig motiviert. Die Highlights der Show beschränkten sich auf grandiose Gitarrensoli und einen Keyboarder, der immer mal wieder an die Gitarre wechselte. Ansonsten blieb irgendwie nur wenig hängen.

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Ganz anders bei EPICA. Ich habe selten eine melodische Gothic-Bombast-Wasweißich-Band mit Front-Dame gesehen, die sich auf der Bühne dermaßen den Arsch aufreißt. Zu dem live noch mächtigeren "Divine Conspiracy"-Intro "Indigo" betritt die Band unter ohrenbetäubendem Jubel die Bühne und gibt bei dem überlangen Opener "The Obsessive Devotion" von Anfang an Vollgas, allen voran Frontschönheit und Blickfang Simone Simons, die sich keine Sekunde zurückhält und auch in beeindruckender Weise die Haare kreisen lässt, wenn sie sich nicht gerade tanzend im Wind des Ventilators hervorragend in Szene zu setzen weiß. Von Diva keine Spur und gesanglich absolut perfekt. Sowohl vor als auch auf der Bühne steckt man sich gegenseitig mit der guten Stimmung an, so dass der Auftritt von Epica zu einem reinen Triumphzug wird.
Auch der Rest der Band steht der Sängerin in nichts nach und legt eine hochmotivierte und von unheimlicher Spielfreude geprägte Show hin. Sehr erfrischend auch Gitarrist Mark Jansen, der neben den im Gothic-Bereich üblichen Grunts auch hohe Screams der Marke Lahio beherrscht. Live zünden Songs wie "Menace Of Vanity" oder das majestätische "Sancta Terra" noch deutlich besser als auf Platte, so dass es kein Wunder ist, dass diese energiegeladene Show auch entsprechend gut beim Publikum ankommt. Mit so einer Show sollten sich EPICA problemlos zu den Top-Acts des Genres zählen können.

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SONATA ARCTICA machen danach endgültig den Sack zu. Mit dem gleichen tosenden Jubel werden die Finnen vom Publikum begrüßt und danken es ihm mit einem einwandfreien Mix aus aktuellen Songs des Albums "Unia" und Hits vergangener Alben. Dabei ist das Erfolgsrezept der Band ein anderes als bei den Vorgängern EPICA: Die Show ist deutlich dezenter, statt dessen liegt der Fokus mehr auf den Individuen der Band. Neuzugang Elias an der Gitarre brilliert mit hervorragenden Soli, genau wie auch Keyboard-gegenstück Henrik Klingenberg, der einfach nur ein unbeschreibliches Tier an den Tasten ist. Im Mittelpunkt der Show steht aber natürlich ein bestens gelaunter Tony Kakko, der das Publikum von Anfang an fest im Griff hat und zum Mitklatschen und Mitsingen animiert, so dass er schon beim dritten Song "Victoria's Secret" auf einen riesen Publikumschor zurückgreifen kann. Auch der schräge Humor des Fronters kommt gut an, der die Zuschauer auch zwischendurch mal mit flotten Tanzeinlagen oder generell seiner eigenen Art von Gestik und Mimik unterhält. Die Setlist ist sehr ausgewogen, so dass neben Unia-Songs natürlich auch Knaller der Marke "Black Sheep" oder "Broken" die Leute zum Feiern bringen. Mit eins der Highlights dürfte wohl dann das Singspiel vorm Zugabenteil sein, bei dem Tony Kakko das Publikum in drei Teile teilt und damit ein Schlagzeug simuliert, was nachher in ein lautes "We Will Rock You" mündet, bevor zum Schluss dann nochmal mit "My Land", "Don't Say A Word" und "The Cage" die ganz große Hit-Keule geschwungen wird. Da blieben kaum noch Wünsche offen. (Mika)

Setlist Sonata Arctica
In Black and White
Paid in Full
Victoria's Secret
Broken
8th Commandment
Tallulah
Full Moon
Caleb
Black Sheep
It Won't Fade
Gravenimage
San Sebastian
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My Land
Don't say a Word
The Cage
Vodka Song

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Weitere Bilder findet Ihr in unserer Galerie. Alle Bilder von Katha.

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