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Mehr als ein ganzes Jahr waren die Jungs von BLIND GUARDIAN nun auf Tour um ihr aktuelles Album „A Twist In The Myth“ zu promoten – weit über 100 Shows hat die Band dabei absolviert. Und nachdem man in den USA, in Japan und in Südamerika aufgetreten ist, was liegt da näher als die letzte Show der Tour in der Heimat zu spielen?
Also finden sich die Mannen um Shouter Hansi Kürsch in Krefeld ein – um als erste Metal-Band überhaupt im KönigPalast aufzuspielen. Mit dabei haben Hansi & Co. zwei Support-Acts, die für sich alleine schon aufhorchen lassen:
Zum Einen die Schweden von ASTRAL DOORS, die ja nun mittlerweile auch schon mit vier erfolgreichen Alben aufwarten können – und zum Anderen LEAVES EYES, die Kollaboration von ex-THEATRE OF TRAGEDY Sängerin Liv Kristine mit ATROCITY.

Drei Bands – und drei gute Gründe, einen rappelvollen KönigPalast sowie einen hervorragenden Abend erwarten zu können.

19 Uhr angekündigter Beginn – und während man um kurz nach 18:30 guter Dinge in der Schlange am Einlass steht, lassen sich laut und deutlich bereits ASTRAL DOORS vernehmen. Leider war die nette Dame von der Security äußerst sequentiell veranlagt und hat bei Problemen mit einer Person so lange niemand anderen eingelassen, bis der Chef diese eine Sache geklärt hatte… mit dem Erfolg, dass eine eigentlich verhältnismäßig kurze Schlange dennoch bis kurz vor 19 Uhr benötigt hat, um endlich in die Halle zu kommen…

Erfreulich, den Rest des ASTRAL DOORS-Auftritts nicht nur hören, sondern auch sehen zu können. Schließlich hatten die sechs Schweden sichtlich Spaß an ihrem Spiel und trotz des leicht basslastigen Sounds war auch bereits mächtig Stimmung in der gerade halb gefüllten Halle. Sänger Patrik war in hervorragender Verfassung und schmetterte Knaller wie „Black Rain“ oder „Evil Is Forever“ ins Publikum – und spätestens zu „Time To Rock“ hatte die Band auch den letzten Anwesenden überzeugt.
Schade, dass Punkt 19:15 Uhr nach dem erneut ordentlich rockenden „Cloudbreaker“ vom ersten Album für ASTRAL DOORS bereits wieder Schicht war. Definitiv haben die Jungs gezeigt, dass sie nicht nur auf CD hochwertiges Material abliefern, sondern das auch live umsetzen können.

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Als um 19:40 Uhr LEAVES EYES die Bühne betraten, war die Halle schon ein wenig voller – und die Menge derjenigen, die beim ersten Anzeichen eines Musikers auf der Bühne in wilde Begeisterungsstürme ausbrachen, war ebenfalls deutlich angewachsen. Und das, wo doch wenige Sekunden zuvor noch fordernd „Guardian! Guardian!“ skandiert wurde.
Zu sphärischen Keyboardklängen kam ein Musiker nach dem anderen auf die Bühne – und dann kam einer der optischen Lichtblicke der Metalszene ins Rampenlicht: Sängerin Liv Kristine.
Leider beschränkt sich der Genuss von LEAVES EYES auf die optischen Aspekte – aus unerfindlichen Gründen ist der Sound derart breiig und übersteuert, dass über weite Strecken des Sets die Instrumente nur durch die Boxen wummern und sogar Liv Kristines klare Sopranstimme verzerrt wiedergegeben wird. Vielleicht war es nicht in der gesamten Halle so, aber links von der Bühne haben sich mehrere Besucher darüber gewundert.

Ungeachtet des miserablen Sounds gibt die Band auf der Bühne Vollgas – neben den äußerst agilen Musikern macht vor allem Frontmann und Growler/Shouter Alex Krull große Show und lässt seine beachtliche Matte ausgiebig kreisen. Allerdings hätte man sich vielleicht noch etwas kreativere Interaktion gewünscht als nach jedem Song „Jetzt macht mal richtig laut“, bzw. „Seid Ihr bereit?! Wir wollen alles von Euch!“ zu hören.
Der unerträgliche Soundbrei trägt dazu bei, dass Kracher wie “The Crossing” oder „Into Your Light“ nicht ansatzweise so überzeugen können, wie auf dem Album. Dabei wird die Band von der Masse im Innenraum regelrecht abgefeiert – „New Found Land“ wird frenetisch bejubelt und auch die Ankündigung von „Legend Land“ führt genauso zu Begeisterungsstürmen wie der letzte Song „Elegy“.
LEAVES EYES übertreiben nicht, wenn sie sich zum Abschluss nach knapp 40 Minuten beim Publikum mit „Ihr wart super“ verabschieden – die Band selbst hat ebenfalls eine gute Show geliefert – nur war leider der Sound unterirdisch…

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BLIND GUARDIAN lassen sich an ihrem letzten Tourabend nochmal richtig Zeit, bevor sie loslegen – satte 45 Minuten ist Pause, bevor um 21:10 Uhr endlich ein letztes Mal die Lichter ausgehen. Das Intro der „Nightfall In Middle Earth“-Scheibe ertönt – und die Fans sprechen jedes Wort mit, ja sind fast lauter als das Intro selbst. Und dann legt der Vierer, live unterstützt von Keyboarder und Bassist, mit einem Best-Of-Programm los, das sich gewaschen hat. Verschnaufpausen gibt es ausschließlich zwischen den einzelnen Songs, wenn Hansi Dinge verkündet wie „es ist gut, wieder in der Heimat zu sein“ oder „Ihr seid wirklich ganz großes Kino!“ – musikalisch herrscht durchweg Vollgas. Sei es der Opener „Into The Storm“, das aktuelle „Fly“ oder mit „Valhalla“ auch einer der frühen BLIND GUARDIAN-Titel. Zum Klassiker „Valhalla“ werden übrigens von der Security dann auch die ersten Crowdsurfer aus dem Publikum gefischt. Die Fans sind von der Nummer so aufgepeitscht, dass sie wohl praktisch unbegrenzt den Refrain wiederholen würden, wenn Hansi nicht nach mehreren Anläufen die Nummer doch zu einem Abschluss gebracht hätte.
Die Songauswahl lässt nichts zu wünschen übrig – sie bietet hinreichend ältere Songs auf, wenngleich ein kleiner Schwerpunkt auf dem „Imaginations From The Other Side“ zu liegen scheint, von dem immerhin fünf Songs gespielt werden. „The Script For My Requiem“ beispielsweise, das erneut mit Vollgas daherkommt. Der Sound hat sich übrigens zur Hauptband schlagartig massiv gebessert. Nachwievor ist das Ganze zwar noch leicht basslastig, aber mitnichten übersteuert und auch seitlich der Bühne völlig ok.

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Ein einziges Mal treten BLIND GUARDIAN auf die Bremse – nach gut zwei Dritteln des offiziellen Sets werden die Akustikklampfen hervorgeholt und man intoniert „The Bard´s Song“ – eingerahmt ist der Song aber von knallharten Tracks wie dem aktuellen „Otherland“ oder einem Frühwerk „Damned For All Time“.
Nach dem genialen „Another Stranger Me“ schafft die Band es, sich zum Abschluss mit „Imaginations From The Other Side“ noch einmal zu steigern – um „aufzuhören, wenn´s am Schönsten ist“ – will sagen: sich kurzzeitig von der Bühne zu begeben und die „Zugabe, Zugabe“-Rufe abzuwarten.
Lange lässt man sich dann auch nicht bitten und legt drei weitere Songs nach – und auch wenn man mit „And The Story Ends“ praktisch anzukündigen scheint, dass jetzt wirklich Feierabend sei – es gibt nach einer weiteren kleinen Pause einen zweiten Zugabenblock. Und hier packen die Guardians ihren allerersten Track „Majesty“ nochmal aus der Mottenkiste – was selbstverständlich genauso abgefeiert wird wie die nun wirklich letzten Titel des Abends „This Will Never End“ und „Mirror, Mirror“.

 

 

 

 

  


Weit über zwei Stunden mit immerhin 22 Songs haben BLIND GUARDIAN gespielt – viel zu schnell ist der Abend vergangen – gerade weil die Show so überragend, die Band in perfekter Verfassung und Spiellaune war, hätte man sich noch viel mehr Songs gewünscht. Leider ist ja jetzt erstmal Schicht, was die Tour angeht – da kann man nur hoffen, dass die Pause bis zu den nächsten Shows ganz schnell vergeht…

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Setlist BLIND GUARDIAN:

Intro: War Of Wrath
1) Into The Storm
2) Born In A Mourning Hall
3) Nightfall
4) Fly
5) Welcome To Dying
6) Valhalla
7) The Script For My Requiem
8) Mordreds Song
9) Lost In The Twilight Hall
10) Time Stands Still
11)  Otherland
12) The Bard´s Song
13) Damned For All Time
14) Bright Eyes
15) Another Stranger Me
16) Imaginations From The Other Side
Zugabe:
17) Punishment Divine
18) Lord Of The Rings
19) And The Story Ends
Zugabe 2:
20) Majesty
21) This Will Never End
22) Mirror, Mirror

(Naglagor)

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