Bohren & Der Club Of Gore (22.05.2006, Duisburg)

Der Landschaftspark Nord ist immer eine Reise wert (siehe Fotos unten), aber für die Freunde anspruchsvoller Musik besonders dann, wenn das Traumzeit Festival stattfindet. Im Rahmen dieser Veranstaltung gab es jeden Tag das Off-Beats-Programm. Dort trat jeweils eine Band unter freiem Himmel und für freien Eintritt vor der Kraftzentrale auf. Am Schlusstag durften die Mülheimer Minimalmusiker BOHREN & DER CLUB OF GORE die kleine Bühne entern ... und die sind eben auch immer eine Reise wert. Mit einer satten Verspätung von 55 Minuten stiegen die, eigentlich für 22 Uhr geplanten, vier Doom Jazzer auf die Bühne. Vorher gab es nämlich noch ein ausführliches Video-Clip-Programm auf einer kleinen Leinwand neben der Bühne. Ganz nett, aber dafür bin ich eigentlich nicht nach Duisburg gefahren. Wäre auch alles halb so wild gewesen, wenn sich nicht der Himmel langsam zugezogen hätte.
Es kam wie es kommen musste, BOHREN & DER CLUB OF GORE legten mit dem gut 20-minütigen Song "Zeigefinger" los und der Regen setzte ein. Der, vor allem im weiteren Verlauf der gut 87-minütigen Vorstellung, prasselnde Regen tat dem musikalischen Hochgenuss aber kaum einen Abbruch.
Eher grenzwertig waren da schon andere Umstände. Wann sieht man BOHREN & DER CLUB OF GORE schon mal direkt neben einem bunt beleuchteten Cocktailstand spielen? Eben, niemals. Und passt das? Eben, auf gar keinen Fall. Dass die gesamte Vorstellung durch die Lampen verschiedenster Stände in Bühnennähe beleuchtungstechnisch nicht ganz so düster ausgefallen ist wie man es von einer Clubshow des Quartetts gewohnt ist, war auch ungewöhntlich aber nicht ganz so wild. Auch auf die Bestuhlung, wie man sie sonst von einer BOHREN-Clubshow gewohnt ist, musste (natürlich) verzichtet werden.
Nicht verzichten musste man auf die rundum geniale Musik der wohl langsamsten Band der Welt. Ein wahrer Hochgenuss für alle Doom-Fetischisten sind Stücke wie das schon erwähnte "Zeigefinger", "Destroying Angels" und das überaus düstere Meisterwerk "Midnight Black Earth".
Da die vier Protagonisten diesmal richtig zu sehen waren, war auch deutlich zu erkennen wie sehr sich die Burschen auch bei der Performance in ihre Stücke reinknien und den extremen Doom auch so umsetzen. Grandios!
Der ansonsten so gewohnte, wenn auch immer sparsam eingesetzte, Wortwitz von Saxophonist Christoph Clöser blieb an diesem Abend lange Fehlanzeige. Außer einem "Wir sind Bohren & Der Club Of Gore" und einem "Danke" gab es lange nichts. Erst gegen Ende vor "Midnight Black Earth" teilte er dem verbliebenen Publikum mit, dass sie gerade in einem Spielrausch wären und deshalb auch später noch eine Zugabe spielen würden. Da hatte er natürlich die Lacher auf seiner Seite.
Apropos verliebenes Publikum, leider strotzten nicht alle dem stärker werdenden Regen und so waren es am Ende vielleicht noch etwa 150 Zuschauer die sich in unmittelbarer Bühnenähe aufhielten. Schade! Aber die fuhren dann auch alle hochzufrieden nach Hause, denn BOHREN & DER CLUB OF GORE sind nun mal immer eine Reise wert. (Tutti)



alle Fotos von Tutti

Kategorie: Konzerte