Judas Priest + Saxon + Uriah Heep (24.03.2024, Frankfurt)

Ganze zwei Jahre sind ins Land gezogen, dass ich JUDAS PRIEST zum letzten Mal live gesehen habe. Da stehen wir nun in der ausverkauften Festhalle Frankfurt im Jahr 2024 mit drei legendären britischen Bands, die alle ein aktuelles Album im Gepäck haben und warten gespannt darauf, wie der Tour-Auftakt zur “Metal Masters” Tour verlaufen wird.

 

 

URIAH HEEP

Pünktlich um 19 Uhr erlischt die Hallenbeleuchtung und das Intro von URIAH HEEP ertönt über die Boxen. Mit dem Opener “Save Me Tonight” gibt die Band direkt einen starken Einstand vom neuen Album. Ein weiterer Beweis dafür, wie sehr die Band vom aktuellen Album (zurecht) überzeugt ist. Die Halle geht bereits ordentlich mit, was kein Wunder sein dürfte, denn Bernie Shaw strahlt von der ersten Sekunde an übers ganze Gesicht.

Die Band spielt sich durch ihr knapp 45-minütiges Set, bei dem die Halle durchgängig mitzieht und jedes der Bandmitglieder hat sichtlich Spaß. Der Sound in der Festhalle ist, wie bereits bekannt, ein häufiger Kritikpunkt, der auch an diesem Abend nicht einfach ist, aber natürlich stark von der Position in der Halle abhängig ist. Zumindest ich bewege mich zunehmend Richtung Mitte, wodurch es dann irgendwann passt. Auch Urgestein Mick Box kommt mehrfach zu Wort, wenn er über sein Mikro auch etwas leise und damit schlecht zu verstehen ist.

Die Setlist, die gewiss schwierig zusammenzustellen war, kann sich hören lassen und bietet mit “Hurricane” noch einen weiteren sehr starken Song vom aktuellen Album. “Easy Livin’” ist natürlich Pflicht und wird vom Publikum gefeiert. Den Abschluss mit “Lady In Black” kann man sehen, wie man will, es ist aber extrem cool, wenn 8000 Kehlen textsicher mitsingen. Ein super Auftakt für 150 Jahre British Rock, wie Bernie Shaw den Abend passend ankündigt. Ich persönlich hätte es noch sehr gefeiert “Stealin’” zu hören, aber das ist gewiss meiner persönlichen Vorliebe geschuldet.

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Setlist URIAH HEEP: 

Save Me Tonight
Grazed by Heaven
Rainbow Demon
Hurricane
Free 'n' Easy
Gypsy
Easy Livin'
Lady in Black

 

 

SAXON 

Gegen 20:10 Uhr ertönt sehr imposant das Intro zum aktuellen Album “Hell, Fire And Damnation”, gefolgt vom bockstarken Titelsong. Biff Ist sehr gut bei Stimme und zeigt das gesamte Set durch, was für ein großartiger Sänger er noch immer ist. Nicht, dass das jemals bezweifelt wurde. Generell ist die Band noch immer sehr stark besetzt und Nibbs Carters Nackenmuskulatur werde ich in diesem Alter gewiss nicht mehr haben.

Brian Tatler (DIAMOND HEAD), der für den Ur-Gitarristen Paul Quinn inzwischen fester Tour-Gitarrist ist, macht eine sehr gute Figur und das Double-Lead-Solo mit Kollege Doug Scarratt bei “Denim & Leather” macht wahnsinnig Laune. SAXON sind eben noch immer eine Macht, und auch wenn Mr. Byford nicht mehr ganz so agil über die Bühne wandert, macht er mit seinen 73 Jahren noch immer eine verdammt gute Figur.

Das Publikum hat die Band von der ersten Sekunde an fest im Griff und die extrem gelungene Setlist lässt keine Fragen offen. Während des Konzerts bekommt Biff mehrfach Kutten aus der ersten Reihe auf die Bühne gereicht, diese werden nach und nach von den Bandmitgliedern hin und her gewechselt, bis sie hoffentlich ihren richtigen Besitzer im Publikum nochmal gefunden haben.

Soundtechnisch klingen SAXON sehr druckvoll und die Songs der neuen Platte gefallen mir persönlich live noch einen Tacken besser. Gerade die Klassiker wie “Crusader”, “Princess Of The Night”, “Denim & Leather” und “Wheels Of Steel” treiben die Stimmung in den ersten Reihen gefühlt ins Unendliche. Wobei die Aufzählung ziemlich hapert, da SAXON derart viele Klassiker zu bieten hat. In der knappen Stunde Spielzeit müssen daher viele andere, wie z. B. “Strong Arm Of The Law” oder “Dallas 1 P.M.” weichen, wobei Biff dem Publikum hierbei die Entscheidung lässt und “Crusader” ganz klarer Gewinner ist. Ein Spiel, das er bereits seit Jahren fest in jedes Set eingebaut hat und immer wieder unterhaltsam ist.

Nach knapp 60 Minuten ist das Set beendet und die Halle vorbereitet für die Metal-Götter. Aus welchem Grund Ex-MEGADETH Bassist David Ellefson in der anschließenden Umbaupause samt Herzensdame vom Backstage-Bereich ins Publikum wandert, ist ein kleines Rätsel. Noch rätselhafter ist mir allerdings, dass er offenbar nur von einem einzigen Fan erkannt und angesprochen wird. (Anm. d. Red. : Wie sich im Nachgang herausstellt, ist Dave wegen seiner Bass-Clinic im Lande)

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Setlist SAXON:

Hell, Fire and Damnation
Motorcycle Man
Sacrifice
There's Something in Roswell
And the Bands Played On
Madame Guillotine
Heavy Metal Thunder
Crusader
Denim and Leather
Wheels of Steel
Princess of the Night

 

JUDAS PRIEST

Um 21:35 Uhr erlöschen die Hallenlichter erneut und “War Pigs” ertönt über die Boxen. Es ist soweit. “The Priest is back!” und das ist bereits zweifellos jedem bewusst, wenn die Intro-Klänge zum Opener “Panic Attack” erklingen. Ein Song, den ich zuerst so gar nicht mochte, der immer besser wurde und live jetzt noch eine Schippe drauf legte. Eine gesunde Mischung aus allen Stilmitteln, die JUDAS PRIEST über die Jahre ausgemacht hat.

Der Einstand der Band ist episch und gekonnt inszeniert: das Banner mit einem Schriftzug, den wir uns alle etwas zu Herzen nehmen sollten, fällt zunächst nach unten und wird anschließend nach oben weggezogen und plötzlich sind sie da - Rob Halford, Richie Faulkner, Urgestein Ian Hill, Andy Sneaps (mit langer Mähne) und Scott Travis. Die Halle bebt und bereits nach dem Opener legen JUDAS PRIEST mit “You’ve Got Another Thing Comin’” und “Breaking The Law” zwei ihrer Evergreens nach. Diese Songs so früh im Set zu hören, überrascht mich immer wieder, stellt für eine Band mit derart vielen Klassikern wie JUDAS PRIEST aber keine Probleme dar.

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Der Sound ist zunächst etwas drucklos, bessert sich aber im Laufe des Konzertes, auch hier ist es wieder stark von der Position in der Halle abhängig. Sobald ich mich weiter nach links oder rechts unter die Ränge bewege, ist der Sound logischerweise sehr dünn. Doch das ist ein Thema für sich und den meisten Besuchern sicherlich bekannt. Spätestens nach “Breaking The Law” habe ich zu “Rapid Fire” aber passenderweise meine Endposition gefunden und kann den Metal-Göttern meine volle Aufmerksamkeit schenken. Es freut mich, dass “Rapid Fire” noch immer im Set ist, auch wenn ich gerne mal wieder “Grinder” oder “Steeler” hören würde. Mit "Sword Of Damocles” folgt ein Song vom etwas verkannten “Redeemer Of Souls” und hier wird sofort deutlich, dass das Problem der Platte nie die Songs waren, sondern ganz eindeutig der Sound. Der Song kommt live so dermaßen viel stärker rüber, großartig.

Mit “Loves Bites” folgt der für diesen Abend leider einzige Song des großartigen “Defenders Of The Faith”-Album, der auf Platte der etwas “softe” Song ist, live natürlich ein ganz anderes Kaliber. “Saints In Hell” ist für mich live immer wieder ein Genuss und haut mich auch an diesem Abend wieder komplett vom Hocker, ähnlich wie einst in Mannheim. Ob Rob hier viel technische Unterstützung für seine Stimme bekommt, ist unklar. Aber die üblichen Halford-Screams kommen für mich bei diesem Song am besten rüber, und dabei ist mir durchaus bewusst, dass sich noch “Painkiller” im Set befindet. Die Nummer von “Stained Class” kommt zumindest für mich persönlich dennoch viel stärker rüber. (Anm. d. Red.: Bitte nicht mit Mistgabeln und Fackeln zum Scheiterhaufen jagen)

Gitarrist Richie Faulkner glänzt anschließend mit dem genialen Gitarren-Intro zu “Crown Of Horns” vom aktuellen Album. Ein Song, der leider live etwas an Druck verliert, wobei mir der Grund nicht klar wird, denn der starke Refrain macht auch an diesem Abend mächtig Spaß und kommt eigentlich gut an. Mit “Turbo Lover” setzt die Band gekonnt einen “Mitsinger” nach, und es ist immer wieder unfassbar, wie sehr dieser Song unter der Band-Anhängerschaft für Begeisterung sorgt.

 

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Das Titelstück des aktuellen Albums überzeugt anschließend vermutlich ziemlich jeden Skeptiker vom neuen Material der Band und klingt live derart genial, dass es fast surreal wirkt. Mit “Sinner” macht die Band anschließend einen sehr großen Bogen zurück zum Ur-Werk “Sin After Sin”, und auch hier kommen die typischen Halford-Screams wieder perfekt zur Geltung. Auch mit “You Don’t Have To Be Old To Be Wise” landet die Band für mich persönlich einen Volltreffer, “British Steel” wird viel zu häufig auf “Living After Midnight” und “Breaking The Law” reduziert. Mit “The Green Manalishi” bleiben wir im Klassiker-Bereich, und auch diese Nummer löst bekannte Begeisterungsstürme im Publikum aus. Eine Nummer, die einfach nie an Power verliert und dabei oftmals vergessen wird, dass sie eigentlich von FLEETWOOD MAC stammt. Das reguläre Set wird anschließend von “Painkiller” beendet. Der Song wird von Rob Halford solide präsentiert und soll für diesen Abend leider die einzige Nummer des Klassiker-Albums bleiben.

Besser als mit “The Hellion” und “Electric Eye” könnte die Band den Zugaben-Teil anschließend nicht eröffnen und auch hier gibt es ein neues Stimmungshoch im Publikum. Irgendwie gefällt mir die Idee wahnsinnig gut, dass der einstige und unumstrittene beste Opener eines JUDAS PRIEST-Konzertes nun den Zugabenblock einleitet. Die Harley wird diesen Abend für “Hell Bent For Leather” auf die Bühne gefahren, weshalb “Freewheel Burning” leider ausfällt. Den Abschluss bestreitet die Band feierlich mit “Living After Midnight” und gegen 23:15 ist der Auftakt zur “Metal Masters”-Tour in Deutschland beendet.

Setlist JUDAS PRIEST:

Panic Attack
You've Got Another Thing Comin'
Breaking the Law
Rapid Fire
Sword of Damocles
Love Bites
Saints in Hell
Crown of Horns
Turbo Lover
Invincible Shield
Sinner
You Don't Have to Be Old to Be Wise
The Green Manalishi (With the Two Prong Crown)
Painkiller

The Hellion / Electric Eye
Hell Bent for Leather
Living After Midnight

Neben der relativ problematischen Akustik, die bei der Festhalle in Frankfurt stets ein Problem für manche Besucher ist, war von vornherein klar, dass ein derartiges Kraftpaket aus diesen drei Bands eine Punktlandung werden muss, und das ist es definitiv aus meiner Sicht geworden. Natürlich könnte man sich über die Setlist der einzelnen Bands streiten und auch darüber, dass sowohl Biff als auch Rob Halford nicht mehr so agil über die Bühne flitzen wie früher. Aber für mich persönlich übertrumpft die schiere Freude darüber, diese Legenden noch immer in einer derart guten Verfassung live erleben zu dürfen. Man denke da nur mal an manche Kollegen, die auf Tour gehen und ihren Ruf komplett selbst zerstören (Anm. d. Red.: Kein Querverweis auf eine Band aus Los Angeles, ich bitte von Klagen abzusehen). Ein Glück, dass dies für URIAH HEEP, SAXON und JUDAS PRIEST nicht gilt und der hier als “Metal Masters” angekündigte Tour-Name vollends zutrifft. (Pascal)

(Fotos: Klaus)

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