Overkill + Exhorder + Heathen (23.04.2023, Saarbrücken)

live 20230423 Overkil TourlEin Thrash-Package ganz besonderer Güte besucht auch die Hallen der Saarbrücker Garage, da wird ein Besuch nicht erst lange abgewägt. Endlich werde ich auch meine Alltime-Faves EXHORDER live erleben können, obwohl sich die Vorfreude da schwer in Grenzen hält, aber dazu später mehr. HEATHEN sind live immer empfehlenswert und liefern 100 % ab. Kurz vor Beginn der Tour sind dann auch noch die Kroaten KEOPS auf die Tour aufgesprungen, so dass es beizeiten mal wieder ordentlich laut wurde in der Garage.

 

 

 

 

 

 

KEOPS
Die Kroaten waren mit ihren ersten beiden Alben eher nur in ihrem Land bekannt, doch mit dem neuen Album „Road To Perdition“ und dem neuen Line-Up wollen sie nun auch den Rest von Europa auf sich aufmerksam machen.
Mit Kutte und Kapuze kam Sänger Zoki auf die Bühne und die noch karg besetzte Garage kam allmählich in Bewegung. Ihr leicht progressiver Metal im Midtempobereich reizte die Anwesenden nicht unbedingt zum Äußersten, aber immerhin gab es Applaus und erfolgreiche Mitgrölparts. KEOPS waren froh, den Opener dieser Hammertour zu machen und zeigten sich sehr agil und spielfreudig auf der Bühne. Das ist wohl auch dem Alter geschuldet, denn sie senkten diesen Faktor ein wenig, auch beim Publikum.

Mit jeder Menge Backgroundgesang stand neben der Gitarrenarbeit die Stimme im Vordergrund, die vom Frontmann nicht immer einwandfrei, aber dennoch gut dargebracht wurde. Aber sogar der Coversong „Symphony Of Destruction“ lockte das Publikum nicht weiter aus der Reserve, und so konnte man das halbstündige Opus als durchaus gelungen, wenn auch nicht überragend bezeichnen.

 

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HEATHEN
Was kann man mit einem ABBA-Intro noch falsch machen?

Wie schon KEOPS zuvor betraten die meisten Musiker mit den eigenen Bandshirts die Bühne, was ich bei einer weniger bekannten Band noch verstehe, aber die Herren von HEATHEN brauchen eigentlich neben ihrer Mucke keine weitere Werbung. Bei ihrer Tour mit EXODUS vermisste man ihn schon, aber nun scheint Gitarrist Lee Altus endgültig hier nicht mehr mit von der Partie zu sein, was man ebenso auf das Alter schieben kann.

Mit Kyle Edissi von INVICTA scheinen sie nun ein stabiles Line-Up zu haben, und gerade bei den Klampfen gibt es wirklich nix zu meckern. Gerade im zweistimmigen Bereich wirken Kyle und Kragen wie die Evil Twins.

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Den Vorsprung zur ersten Band hört man zweifelsohne, hier ist Routine, jede Menge Liveerfahrung und uneingeschränkte Qualität am Werk. Diese beweist auch Sänger David White am Mikrofon, der scheinbar keine schlechten Tage kennt. Mit ihm als Frontmann ist auch jede Menge Spaß und Unterhaltung zusammen, wobei man den Fünfer aus San Francisco jedes Mal aufs Neue lieb gewinnt und ungern von der Bühne lässt. Diese Leute wissen wo sie stehen und wer sie hierhin gebracht hat.

 

Setlist HEATHEN:
This Rotting Sphere
The Blight
Opiate Of The Masses
Dying Season
Goblin's Blade
Sun In My Hand
Set Me Free (SWEET Cover)
Hypnotized

 

EXHORDER
Es ist soweit, endlich sehe ich EXHORDER live. Wie bereits geschrieben hält sich die Euphorie dafür schwer zurück, woran liegt’s? Nun, nach all den Jahren, als sich EXHORDER reformiert und wieder getrennt haben, hat sich auch viel geändert, und einige Jahre sind ins Land gezogen. Mittlerweile ist nur noch Sänger Kyle Thomas von der Urbesetzung dabei, und auch wenn der Rest der Band sehr wertvolle Arbeit leistet, ist die Band meines Erachtens spätestens seit dem Weggang von Riffmeister Vinnie LaBella nicht mehr das Selbe. Abgesehen davon vermisste ich beim Reunion-Album „Mourn The Southern Skies“ vor vier Jahren einfach diesen einzigartigen rüden Gitarrensound, der schon damals seinesgleichen suchte. Im Vorfeld war ja schon klar, dass Waldemar Sorychta erneut an der zweiten Gitarre aushilft, da Pat O’Brien verständlicherweise noch Probleme beim Touren hat. Waldi hat sich allerdings schon zu Beginn der Tour das Bein gebrochen, so dass dieser auch gehandicapt auf die Bühne humpeln muss und mit drohendem Umfallen zu kämpfen hat.

Kyle meistert indes eine vorzügliche gesangliche Leistung wie gewohnt neben den mehr als komplizierten Riffs, die er neuerdings mit bedient. Nun steht zumindest wieder eine Gitarrenwand voller ehrfurchterregender Riffs.

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Insgesamt war der Sound wirklich sehr manierlich, vielleicht sogar der beste des Abends.

Wenn dann auch noch ein Klassiker nach dem anderen dargeboten wird, wenn auch dem Alter der Musiker wegen ein gutes Stück langsamer, sind im Nu die Vorbedenken wie weggeflogen. Wenn auch alt, haben die Musiker dennoch immer noch jede Menge Spaß mit ihrer Mucke und dem Publikum, das diese entsprechend abfeiert. Waldemar zu Ehren gibt es dann noch einen Coversong seiner früheren Band GRIP INC., zu der auch Jason zählte, und mit einem Potpourri aus „Slaughter In The Vatican“ und vereinzelten „The Law“- „Mourn...“-Auszügen konnte man eine knappe Stunde Vollbedienung bieten.

Wenn ich auch nach wie vor die Darbietung für eine sehr gute Coverband halte, so konnte ich den Auftritt auf jeden Fall als gelungen abhaken.

Setlist EXHORDER:
Incontinence
Slaughter In The Vatican
Death In Vain
My Time
Legions Of Death
Ostracized (GRIP INC. Cover)
Exhorder
Desecrator

OVERKILL
Nun ist es Zeit für den Headliner des Abends, dem auch ich am meisten nacheiferte. OVERKILL sind live immer wieder eine Bank, daher ging ich mal nicht von einer Enttäuschung aus. Schon rein optisch sind die fünf Herren ja altersmäßig auch nicht stehengeblieben, somit war ich vor allem auf Bobbys Performance gespannt. Die großen Gesten und beeindruckenden Darbietungen des drahtigen Fronters waren immer wieder beeindruckend. Dazu die Ausnahmestimme, die hoffentlich auch nicht zwischenzeitlich gelitten hat.

Passend zum neuen Album „Scorched“ war nicht nur das Backdrop und die Bassdrumfelle mit dem neuen Look bedacht, sondern auch der Opener. Direkt brach eine gewaltige Welle vor der Bühne los und die Leute waren nicht mehr zu halten. Wenn auch auf der Bühne bewegungsmäßig wenig los war, so ging es davor mächtig ab. Die anwesenden Leute des Fanclubs SKULLCRUSHERS hatten sogar einen eigenen Bereich in der Garage eingenommen und zelebrierten den Abend entsprechend.

Als sich die erste Euphorie legte, bemerkte man eine Änderung am Bass. Dieser wurde nicht von Urmitglied D.D. Verni bedient, dafür von einem anderen bekannten Gesicht. Ex-KREATOR Bassist „Speezy“ griff in die vier dicken Saiten, was von Bobby „Blitz“ auch dementsprechend angesagt wurde, da D.D. zurück in die Staaten musste. Wie man mitbekam, soll es sich um einen familiären Notfall gehandelt haben. An dieser Stelle die besten Wünsche an D.D. und seine Familie.

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Wie gewohnt verschwand Blitz zwischen den Gesangparts eilig hinter die Marshall-Türme, vermutlich um ein paar Züge an der Zigarette zu tätigen. Oder sollte er schon in dem Alter sein, in dem er regelmäßig an den Sauerstoff muss? Niemals!

Seine Darbietung war recht reduziert, aber er hat nun mal mit seinen fast 64 Jahren auf dem Buckel das Recht, auf Tour Maß zu halten. Dafür war seine Stimme immer noch top in Schuss und klang zu keinem Zeitpunkt alt oder schwach.

Der Gesamtsound war allerdings alles andere als denkwürdig. Die Gitarren wummerten und brodelten und nahmen dem Gesamtsound vieles weg, somit dauerte es manchmal, bis man einzelne Lieder erkannte. Der Fahrplan einmal quer durch die Diskografie der Band erwies sich als sehr erfrischend, und das neue Album kam auch nicht zu kurz. Immerhin fällt es einer Band, die fast 40 Jahre auf dem Buckel hat, nicht unbedingt leicht, aus 20 Alben eine Setlist für 90 Minuten zu bauen.

Um Punkt 23 Uhr war es nach drei Zugaben genug, und Band und Publikum verabschiedeten sich voneinander. Ein herrlicher Abend mit viel Unterhaltung und bester Musik ging zu Ende. Somit war die neue Arbeitswoche gut zu starten.(Jochen)

Setlist OVERKILL:
Scorched
Bring Me The Night
Electric Rattlesnake
Hello From The Gutter
Powersurge
Wicked Place
Coma
Horrorscope
Long Time Dying
The Surgeon
Mean Green Killing Machine
Ironbound
Elimination
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Overkill
Rotten To The Core
Fuck You!

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(Fotos: Pascal)

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