Status Quo + The Wake Woods (22.11.2022, Saarbrücken)

status quo tickets 2021„Is This The Beginning Of The End-Or The End Of The Beginning“? Melodramatisch könnte ich sagen, dass ich mich am 22 November 2022 zu dem Ort begeben habe, wo alles anfing; und heute alles endet, aber nur, wenn ich pathetisch klingen und der verlorenen Jugend hinterher trauern wollte: na ja, ein bisschen schon.

 

 

 

THE WAKE WOODS

Der Grund für diese nostalgischen Wehmut ist, dass mein allererstes Konzert am 06. März 1977 in der restlos ausverkauften Saarlandhalle stattfand und ich so lange an meinem Vater rumnörgelte, bis er mich nach Saarbrücken fuhr und drei Stunden im Auto vor der Saarlandhalle wartete. Die Karte kostete übrigens 15 DM. Und dann kamen sie: in ihrer härtesten Phase, explosiv, jung und mit fliegenden Haaren. Mit hartem Drive brachten sie den Saal mit ihren Rock- und Boogie-Riffs zum Kochen-STATUS QUO.

Und heute Abend war es dann nach 45 Jahren wieder soweit. Zwischendurch hatte ich sie natürlich noch mehrfach live gesehen. Leider war die Halle nicht gefüllt wie 1977; allerdings waren die Eintrittspreise auch hochkarätig mit mehr als 70 Euro. Bevor STATUS QUO sich allerdings die Ehre gaben, sorgte das Berliner Power-Trio WAKE WOODS für den Support-Auftakt. WAKE WOODS, die auch schon im Vorprogramm von DEEP PURPLE spielten, zeigten eindrucksvoll in der halben Stunde Spielzeit, dass sie zurecht mit ihrem energiegeladenen, klassischen Blues-/Garagen-Rock, der sich abseits vom Mainstream bewegt, als Anheizer fungieren durften. Die überwiegend grauhaarige Fan-Schar zollte den Jungs großen Applaus und forderte lautstark eine Zugabe; was heutzutage nicht selbstverständlich ist.

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STATUS QUO

Um 21 Uhr, nach einer kurzen Umbaupause, betreten zu den Instrumentalklängen von „Pictures Of Matchstick Men“ STATUS QUO die Bühne und von null auf hundert versetzen Francis Rossi, Andy Bown, John „Rhino“ Edwards, Leon Cave und Richie Malone das Publikum mit Vollgas in die Siebziger Jahre zurück. Ich stehe anlog meines Konzertes von 1977 in der ersten Reihe, wobei ich mich dieses Mal nicht durchkämpfen musste. Zwei Entschuldigungen genügen, sich den Weg nach vorne zu bahnen. Mit „Caroline“, „Rain“ und „Little Lady“ gelingt es der Band sofort, dass das gesamte Publikum wieder 18 Jahre alt ist. Es wird gejubelt, gesungen und ausgelassen getanzt.
Nach den ersten drei Nummern begrüßt ein bestens gelaunter Francis Rossi das Publikum, macht Witze mit seinem trockenen englischen Humor, die kaum jemand versteht, kokettiert mit seinem biblischen Alter und dem der Fans und präsentiert seine Deutschkenntnisse; also drei Worte.



Einer weitere Reise durch die Siebziger, frühen Achtziger und einem frenetisch bejubelten Medley, welches u.a. die Hits „What You`re Proposing“, „Down The Dustpipe“, „Railroad“ und „Again And Again“ enthält, folgen drei Nummern jüngeren Ursprungs, die bei den Fans eher zur Verschnaufpause genutzt werden. In einem fulminanten, früh angesetzten Endspurt, elektrisieren STATUS QUO dann nochmals die treue Fan-Schar und lassen es richtig krachen. Auftakt bildet „In The Army Now“; dann gibt Francis Rossi seiner uralten, grünen Fender Telecaster den Rest mit „Down Down“, „Whatever You Want“, natürlich John Fogerty`s „Rocking All Over The World“ und als Zugabe „Don`t Waste My Time“.

 

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Ein euphorisiertes Publikum hat in 1 Stunde und 45 Minuten eine Band in der sechsten Dekade ihres Bestehens erlebt, die auch oder gerade in der „Nicht-Frantic-Four“-Besetzung so präsent und eingespielt sind, wie lange nicht mehr. Ich selbst habe ein fantastisches Konzert erlebt, wenn ich natürlich schon mit ein wenig Wehmut an das brachiale Live-Erlebnis von 1977 denke. Aber Hauptsache, STATUS QUO, existieren immer noch. Sie sind wie gute Freunde, ohne Star-Allüren, die man schon immer kennt und die genauso gut im Publikum stehen könnten. Nach wie vor verbreiten sie verdammt gute Laune mit ihren unmissverständlichen und einfachen Texten. Sie verwenden keine abstrusen, pseudo-intellektuelle Metaphern und hüllen ihre Musik nicht in negative, düstere Zukunftsvisionen.

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Genau diese Lebendigkeit, entfacht durch die simplen Rock- und Boogie-Riffs, die auch heute noch jedes Konzert, weil man einfach nicht stillstehen kann, in eine schweißtreibende Angelegenheit verwandelt, haben die Zuschauer und ich heute wieder deutlich gefühlt; auch 45 Jahre später.

STATUS QUO zeigen aktuell immer noch, dass Musik Spaß machen darf und kein Privileg suizidaler Jammer-Lyriker ist. Selbst wenn man Rick Parfitt und Alan Lancaster vermisst und nie vergessen wird, ist es schön, dass die „alten Freunde“ einen weiterhin begleiten, eine verdammt gute Perty veranstalten und in so guter Verfassung sind, wie lang nicht mehr. (Bernd Eberlein)

 

Setlist STATUS QUO:

1. Caroline
2. Rain
3. Little Lady
4. Softer Ride
5. Beginning of the End
6. Hold You Back
7. Rock 'n' Roll 'n' You
8. Twenty Wild Horses
9. What You're Proposing / Down the Dustpipe / Something 'bout You Baby I Like / Wild Side Of Life / Rollin' Home / Railroad / Again and Again/ Mystery Song
10. The Oriental
11. In My Chair
12. Liberty Lane
13. Cut Me Some Slack
14. In the Army Now
15. Roll Over Lay Down
16. Down Down
17. Whatever You Want
18. Rockin' All Over the World
Zugabe:
19. Don't Waste My Time

(Fotos: Bernd)

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